Freitag, der Dreizehnte. Der Himmel weint, Vitória SC am Vorabend zum ersten Auswärtssieg in der UEFA Europa League verholfen. Zudem Martin Hinteregger im ersten K.o.-Spiel gelbgesperrt. Und doch die nächsten Fußballfeste gegen Manchester United, Ajax Amsterdam oder den FC Sevilla im Bereich des Möglichen. „Wir müssen uns über das Spiel und das Ergebnis ärgern. Wenn wir dann am Montag im Lostopf für die nächste Runde liegen, sind wir sicher wieder besser gelaunt“, wagte Adi Hütter am Abend nach dem 2:3 gegen den Vitória SC den Spagat zwischen Realitätssinn und Vorstellungskraft.Unmittelbar zuvor lief in der Commerzbank-Arena bereits die Nachspielzeit, als die auf den Rängen eingekehrte Ernüchterung schlagartig Ekstase wich. „Europacup, im nächsten Jahr“, schallte es aus den Mündern der 46.350 Heimfans. Auch wenn etwa Danny da Costa unmittelbar nach dem Schlusspfiff kurz im Glauben war, ausgeschieden zu sein, stand nach dem 2:2 im Parallelspiel zwischen R. Standard de Liège und dem Arsenal FC fest: Spiel verloren, Weiterkommen gesichert.
Kurzfristiger Lerneffekt, historischer Nebeneffekt
K.o.-Phase statt Knockout in der Vorrunde also. Ein Gefühlschaos in Diva-Dimensionen, dem die in der zweiten Halbzeit sichtlich um Ordnung bemühten Adlerträger in nichts nachstanden. Ging es beim Pausenstand von 2:1 vordergründig um die Frage, ob Platz eins in der Blitztabelle auch nach 90 Minuten Bestand haben würde, gesellten nach dem überstandenen Nervenkrimi weitere Diskussionspunkte hinzu. Etwa, warum seit dem 3:0 gegen Bayer Leverkusen am 18. Oktober, zum elften Mal am Stück kein Spiel ohne Gegentor gelang, selbst wenn dem frühen Rückstand ein klares Foul an Sebastian Rode vorausgegangen war.Die erste Idee von Hütter, „den Kasten sauber“ zu halten, war damit schnell verworfen. „Die Entstehung des zweiten Tores hat mich gefreut, genau das haben wir unter der Woche trainiert“, hatte der Cheftrainer wiederum im gegnerischen Strafraum eine Weiterentwicklung in Sachen Laufwegen ausgemacht. Das 2:1 durch Daichi Kamada glich einer Blaupause dessen zurückgenommenen Treffers am Freitag zuvor gegen Hertha BSC. Und auch André Silva irritierte SC-Schlussmann Miguel Silva vor dem 1:1 durch da Costa etwas geschickter – zumal außerhalb des Fünfmeterraumes – als unlängst gegen Thomas Kraft. Allein die Nachhaltigkeit des Lerneffektes blieben die Hessen nach dem Seitenwechsel weitgehend schuldig, sodass das 20. Europapokalspiel 2019 und der damit aufgestellte neue deutsche Rekord nicht mehr als ein Nebeneffekt blieb wie der dritte Einzug in die Zwischenrunde bei der dritten Teilnahme an der UEFA Europa League ein Randaspekt.
Erleichterung statt Leichtigkeit
Zum Vergleich: In der Vorsaison hatte es in besagtem Zeitraum in wettbewerbsübergreifend elf Begegnungen zu vier weißen Westen gereicht. Genügt haben nun gerade halb so viele Zähler wie in der vorjährigen Rekordgruppenphase: „Manchmal reichen neun Punkte, die haben wir uns verdient“, verwies Hütter nach seinem 26. internationalen Auftritt mit der Eintracht seit Amtsantritt im Sommer 2018 indirekt auf den Sensationssieg in London und die hart erkämpften Hinspielsiege gegen Guimaraes und Lüttich. Auch wenn die gerade emotionale B-Note sicher eine andere war als etwa nach dem Play-off-Erfolg gegen Strasbourg.Weshalb es im Nachgang auch nicht überraschend war, als nach der verpassten erhofften Initialzündung allerorts Erleichterung statt Leichtigkeit herrschte. „Natürlich war das heute nicht das, was wir uns vorgestellt haben, vor allem nach der Führung. Insgesamt war es aber eine anspruchsvolle Gruppe. Wir sind weiter, das zählt“, bemerkte Sportvorstand Fredi Bobic, der schon
nach der Auslosung bewusst auf die Parole verzichtet hatte, erneut durch die Vorrunde marschieren zu wollen. Auch weil, wie Hütter richtig aufzeigte, „seit Juli ein weiter Weg hinter uns“ liegt. Der noch nicht am Ende ist, richtete Rode den Blick nach vorne: „Wir haben noch drei wichtige Spiele vor uns und wollen das Maximum herausholen. Dann haben wir uns die Pause verdient.“ Dass Eintracht Frankfurt auch danach dreigleisig fährt, ist in jeder Hinsicht aller Ehren wert und keine Selbstverständlichkeit.