17.06.2020
Bundesliga

Königsblaue Flecken

Trotz 13 Ligapartien ohne Sieg schöpft Schalke nach zwei Punktgewinnen vage Hoffnungen auf die Teilnahme am internationalen Geschäft.

Situation

Auf die starke erste Saisonhälfte und die Ausbeute von 30 Punkten folgte eine desaströse Rückrunde. Nach der Winterpause sammelten die Blau-Weißen lediglich Zähler und konnten dabei einzig am 18. Spieltag beim 2:0-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach drei Punkte einfahren. Seitdem, also seit mittlerweile 13 Spielen, wartet die Mannschaft von David Wagner auf einen Sieg – neuer Vereinsnegativrekord. Damit stehen die Gelsenkirchener in der Rückrundentabelle auf dem vorletzten Platz, einzig Paderborn sammelte in diesem Zeitraum weniger Punkte: acht. Auffällig ist vor allem die fehlende Torgefahr: Sieben Treffer in der zweiten Saisonhälfte sind die mit Abstand wenigsten im Oberhaus, nach der Coronazwangspause netzte S04 drei Mal. Abseits der Ergebnisse plagen die Königsblauen vor allem große Verletzungssorgen, was wiederum auch als Erklärung für ausbleibende Erfolgserlebnisse dient. Acht Spieler fallen derzeit aus, allesamt Leistungsträger. Gegen Bayer Leverkusen am Sonntagabend gaben daher der 19-jährige Can Bozdogan und der 23-jährige Jonas Hofmann ihre Bundesligadebüts. Die sehr junge Startelf der Schalker hatte ein Durchschnittsalter von gerade einmal 23,2 Jahren.

Formkurve

Die ersten vier Partien nach dem Restart verloren die Gelsenkirchener allesamt. Auf die 0:4-Pleite im Revierduell in Dortmund, das 0:3 gegen Augsburg, das 1:2 in Düsseldorf und die 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen folgten zuletzt zwei Punktgewinne bei Union Berlin und gegen Bayer Leverkusen (jeweils 1:1). Die Offensivpower lässt zwar weiterhin auf sich warten, in der Defensive zeigen sich die Knappen aber stabilisiert.

Trainer

Wagner begann seine Trainerkarriere 2007 in der Jugendabteilung der TSG Hoffenheim, coachte die U17 und U19 der Kraichgauer für insgesamt zwei Jahre. Zwischen 2011 und 2015 trainierte der 48-Jährige die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund, bevor es ihn zum englischen Zweitligisten Huddersfield Town zog. In seiner zweiten Spielzeit auf der Insel konnten Wagner und sein Team mit einem 4:3-Sieg über den FC Reading im Play-off-Finalspiel den Aufstieg in die Premier League feiern. Die Saison 2018/19 lief allerdings enttäuschend, sodass Wagner und Huddersfield im Januar 2019 getrennte Wege gingen. Ein halbes Jahr später verpflichtete der FC Schalke 04 den gebürtigen Frankfurter, der ein Mal den Adler auf der Brust trug, als Nachfolger von Domenico Tedesco und Interimstrainer Huub Stevens. Nach der unter den eigenen Ansprüchen liegenden Vorsaison suchten die Königsblauen eine neue Spielidee und vor allem Stabilität. Wagners Vertrag läuft bis Sommer 2022.

Eigengewächs Ahmed Kutucu erhielt zuletzt in der Sturmspitze das Vertrauen.

Taktiktafel

Der Chefcoach ist taktisch sehr variabel, mittlerweile ist dies aber sicherlich auch der langen Verletztenliste geschuldet, sodass sich die Formation quasi von selbst aufstellt. Ob 4-2-3-1, 4-4-2, 3-3-3-1 oder 3-4-3 – in dieser Saison war so gut wie jedes denkbare System dabei. In der Hinrunde noch vorwiegend im 4-2-3-1 unterwegs, ließ der 48-Jährige seine Mannschaft zuletzt im 3-4-3 auflaufen. Mit Salif Sané, Jean-Clair Todibo, Benjamin Stambouli und Matija Nastasic fehlen vier wichtige Abwehrspieler – gegen Bayer Leverkusen am Sonntag nahmen daher Jonjoe Kenny, Ozan Kabak, Bastian Oczipka und Juan Miranda die Plätze in der zurückgekehrten Viererkette ein. Im Mittelfeld vertraute Wagner auf Weston McKennie, Daniel Caligiuri, Alessandro Schöpf, Nassim Boujellab und Can Bozdogan, der sein Bundesligadebüt feiern durfte. Eigengewächs Ahmed Kutucu stürmte im 4-1-4-1 als einzige Spitze.

Spieler im Fokus: Alexander Nübel

Kaum eine Personalie hat in dieser Saison wohl mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie die des S04-Keepers. Der 23-Jährige wird sich zur kommenden Saison dem neuen Deutschen Meister FC Bayern anschließen, wenngleich sich der Vize-U21-Europameister 2019 hinter Manuel Neuer als Nummer zwei der Bayern einreihen muss. Damit verspielte sich der einstige Publikumsliebling die Sympathien vieler Schalke-Fans. Dieser Umstand nahm offenbar Einfluss auf die Situation der Knappen, sodass Trainer Wagner zwischenzeitlich auf den jungen Ersatztorhüter Markus Schubert setzte.

Nübel, der im Sommer 2015 aus Paderborn kam und in der Hinrunde sogar als Kapitän der Schalker auf dem Platz stand, fehlte nach Foul an Mijat Gacinovic im Dezember bereits vier Spiele rotgesperrt. Markus Schubert sprang ein, anschließend übernahm wieder Nübel. Als der Wechsel des 23-Jährigen an die Isar allerdings publik wurde, entschied sich David Wagner dazu, den gebürtigen Paderborner auf die Bank zu setzen. Schubert stand aber nur von Spieltag 25 bis 28 zwischen den Pfosten, zehn Gegentore in vier Partien und so manche Unsicherheit waren dem Coach der Nordrhein-Westfalen zu viele. Seit Nübel wieder den Kasten hütet, kassieren die Schalker zumindest weniger Gegentore, jeweils nur eines in den jüngsten drei Spielen. Der Medienrummel um Nübel hat sich mittlerweile beruhigt, zuletzt überzeugte er wieder mit sportlicher Leistung.

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