16.06.2020
Bundesliga

„Kompliment an den medizinischen und Athletik-Stab“

Eine halbe Saison mehr als Schalke auf dem Buckel, trotzdem kaum Verletzte. Adi Hütter sieht Frankfurt für die Zielgerade eines langen Jahres gewappnet.

Adi Hütter über...

...die Heimbilanz: Wir müssen differenzieren. Bis vor kurzem waren wir die schwächste Auswärtsmannschaft und haben dieses Bild nach drei Siegen nun verändert. Dafür haben wir nach der Coronapause zu Hause nicht gewonnen. Insgesamt muss man aber auch sehen, dass es zuvor etwa 20 Prozent Auswärtssiege gab, nun 50 Prozent, weil die Spiele quasi auf neutralem Boden stattfinden. Daran sieht man, wie wichtig es für viele Vereine ist, vor eigenem Publikum anzutreten. Nichtsdestotrotz werden wir morgen versuchen, den ersten Heimsieg nach der Ligaunterbrechung einzufahren.

...psychologische Erklärungen: Speziell wir als Eintracht Frankfurt haben in vielen Spielen, wenn es nicht lief, die entsprechende Unterstützung von den Rängen erfahren. Unsere Zuschauer besitzen ein gutes Gespür dafür, wann wir sie am meisten brauchen. Auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob beispielsweise gegen Freiburg Schwolow so gehalten hätte, wenn unsere Fans hinter seinem Tor gewesen wären. Das kann viele verunsichern, ist aber letztlich hypothetisch. Grundsätzlich gibt es viele richtig gute Spiele. Man gewöhnt sich an die neue Situation, aber das ist kein Dauerzustand. Fußball ist Emotion pur, dazu brauchen wir die Zuschauer.

...den FC Schalke 04: Ich habe mir das Spiel gegen Leverkusen angesehen. Sie haben eine sehr gute Mentalität bewiesen, waren aggressiv, bissig, laufstark und haben wenige Chancen zugelassen. Speziell im Mittelfeld treten sie sehr unangenehm auf. Weston McKennie hat mir hier sehr gut gefallen. Sie wachsen wieder als Team zusammen. Wir wissen, was auf uns zukommt. Ich erwarte ein attraktives Spiel mit vielen Zweikämpfen und hoher Dynamik und hoffe, dass wir den längeren Atem haben.

...die eigene Herangehensweise: Es ist unsere Pflicht, stets motiviert zu sein. Es wäre doch Wahnsinn, als Profis zum Spaß anzutreten, weil wir gesichert sind. Wir haben in Berlin gezeigt, dass wir alle Spiele gewinnen möchten und peilen bis zum Ende neun Punkte an. Ob wir es schaffen, steht auf einem anderen Blatt. Alles, was nach oben geht, wäre super. In jedem Fall wollen wir auf einem einstelligen Tabellenplatz landen.

Teilweise hat Dominik Kohr die Spielpraxis gefehlt, doch aktuell besitzt er ein tolles Selbstvertrauen und hat sich zum Schlüsselspieler entwickelt.

Adi Hütter

...André Silva: André ist der beste Torschütze nach der Coronapause. Das spricht eine deutliche Sprache. Er hat in den vergangenen Wochen unglaublich viel an sich gearbeitet, aktuell das Momentum auf seiner Seite und steht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es tut ihm auch gut, mal von der Bank zu kommen und dann wie bei der Hertha an drei Toren beteiligt zu sein. Jeder kann sich verbessern, aber wenn er dieses Niveau hält, sind wir alle sehr glücklich.

...Evan Ndicka: Es ist zu erwarten gewesen, dass ein junger Spieler mal in ein Loch fällt. Hinzu kommt, dass Evan mit Martin Hinteregger auf seiner Position einen absolut starken Konkurrenten hat. Es gehört zu seiner Entwicklung dazu, auch auf einer ungewohnten Position zu spielen. Wenn er noch ein paar Dinge optimiert, etwa seine Konzentrationsfähigkeit, wird er seinen Weg machen.

...Dominik Kohr: Dome hatte einen guten Start, dann aber zwischendurch Spiele, mit denen ich weniger zufrieden war. Wir haben viele Gespräche geführt. Er fühlt sich jetzt physisch besser, kann die Wege in die Tiefe gehen und zugleich rechtzeitig hinter den Ball kommen. Teilweise hat ihm die Spielpraxis gefehlt, doch aktuell besitzt er ein tolles Selbstvertrauen und hat sich zum Schlüsselspieler entwickelt.

...den Fitnesszustand des Teams: Rotation muss stattfinden. Wir werden am Ende neun Spiele in 29 Tagen und insgesamt 104 Partien in zwei Spielzeiten absolviert haben. Zudem sind wir europaweit die Mannschaft mit den meisten Spielen und haben trotzdem nur einen Verletzten. Das ist bei einigen unserer Gegner, die teilweise 16 Spiele alleine in dieser Saison weniger hatten, anders, weshalb der medizinischen Abteilung und den Athletiktrainern ein großes Kompliment gebührt. Es spricht für unsere Fitness, nach der Coronapause 21 von 23 Tore nach dem Seitenwechsel und insgesamt schon 20 Treffer in der Schlussviertelstunde erzielt zu haben. Natürlich sind wir mit den Auftritten in der ersten Halbzeit nicht immer glücklich. Aber ich bin froh, dass wir immer in der Lage sind, zuzulegen.

...einen Einsatz von Goncalo Paciencia: Goncalo scharrt mit den Hufen, aber ich muss mir das noch überlegen. Nach sechs Wochen Verletzungspause und nur wenigen Tagen Training ist Geduld gefragt. Das fällt den Spielern verständlicherweise schwerer. Am Ende ist es Aufgabe des Trainers zu entscheiden, wann die Zeit reif ist.