02.05.2023
Eintracht

„Konsens zwischen allen Beteiligten“

Vorstandssprecher Axel Hellmann begründet sein Bekenntnis zu Eintracht Frankfurt, erklärt die Entscheidungsfindung und nennt Faktoren wie Maßnahmen für eine erfolgreiche Zukunft.

Axel Hellmann über...

…die Entwicklungen der vergangenen Tage: Es ist an der Zeit, Spekulationen zu beenden und auf einige Dinge einen Deckel zu machen! Wenn man Interimsgeschäftsführer der DFL ist, gemeinsam mit dem Kollegen Oliver Leki, dann ist es normal, zum Kandidatenkreis für eine dauerhafte Führung zu gehören. Ich gehöre auch zum Präsidium, habe entsprechend eine gewählte Nähe zur DFL. In den Gesprächen mit Hans-Joachim Watzke habe ich stets klargemacht, dass mehrere Dinge zu berücksichtigen sind. Ich wusste, dass es mehrere Kandidaten gibt. Ich habe ihn am Montagabend darüber informiert, dass ich als Kandidat nicht in Betracht komme und meine Aufgaben bei Eintracht Frankfurt wahrnehmen möchte. Es war ein guter Zeitpunkt.

…den Zeitpunkt: Wir waren bei der DFL in einem Ausschreibungsprozess, um indikative Angebote für eine Beteiligung an den Zukunftsmodellen der Bundesliga einzuholen. Jegliche Störgeräusche vor Abgabe der Unterlagen wären nicht hilfreich gewesen. Mir war wichtig, dass jegliche Zukunftsfragen nicht reinschwappen. Wichtige Aufgaben und Ziele, die ich mir während der Interimstätigkeit gesetzt habe, haben wir bewegt und erreicht. Wir stehen einen Tag vor einem Halbfinale, um den Weg in ein Finale zu ebnen und nach einem Titel zu greifen. Es ist wichtig, uns davor zu straffen und diese Riesenchance zu erkennen.

…seine Entscheidungsfindung: Entscheidend und maßgeblich ist immer, sich ein Gesamtbild zu machen, in welcher Verfassung und Struktur man Eintracht Frankfurt nach vorne entwickeln kann. Das muss man in Ruhe und nicht öffentlich machen. Dafür gab es viele vertrauliche Gespräche. Viele mit Philip Holzer, aber auch mit Peter Fischer und vielen anderen innerhalb der Eintracht-Familie. Aufseiten der Aktionäre, des Vereins, im Aufsichtsrat, unter den Vorstandskollegen und Mitarbeitern sowie unter Sponsoren und Fans. Das war wichtig, um zu verstehen: Was wollen wir erreichen und was ist die Grundlage für die weitere Entwicklung von Eintracht Frankfurt. Das ist für mich der maßgebliche Antrieb.

…die Ausrichtung des Klubs: Es gibt verschiedene Aspekte. Wenn ein Klub wie Eintracht Frankfurt mit diesen Strukturen und Zielen – getragen von der Gestaltung und Mitbestimmung der Mitglieder – im harten Wettbewerb der Fußballbundesliga erfolgreich sein, europäische Plätze angreifen und gelegentlich die Hand nach Titeln ausstrecken will, ist dies nur möglich, wenn es einen Konsens zwischen allen Beteiligten gibt. Auf der einen Seite die Bedeutung und der Wert dieser Mitgliedergestaltung und Basis, auf der anderen Seite die Notwendigkeit, dies mit Sponsoren, Partnern und Kapitalgebern zu verheiraten. Das ist eine wesentliche Erfolgsformel. Ein anderer Weg wäre nicht erfolgreich. Das war der Leitgedanke, unter dem ich die Gespräche geführt habe. Wenn ich mich für einen langfristigen Vertrag entscheide, den ich bis 2027 habe und erfüllen will, dann ist eine der wesentlichen Fragen, wer einen beim Erreichen der Ziele, die man sich setzt, begleitet. In allen Bereichen und Ebenen gibt es viele gute Kräfte, die nachkommen. Wichtig ist aber, dass es Konstanten gibt, die diese Prozesse begleiten.

Es erfordert bei einem Klub wie Eintracht Frankfurt das energetische Entgegenstellen aller Personen.

Vorstandssprecher Axel Hellmann

…sein Verhältnis zum Aufsichtsratsvorsitzenden Philip Holzer: Es war kein Machtkampf. Wir hatten in seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender und wie er diese interpretiert unterschiedliche Auffassungen. Dazu haben wir viele Gespräche geführt und diese Dinge geklärt. Am Anfang stehen sachliche Unterschiede, daraus werden manchmal politische Unterschiede und daraus persönliche. Reduziert man die persönlichen Unterschiede und findet eine Ebene, auf der man auch mal Tacheles redet, und reduziert dann die politischen, dann ist man wieder bei den sachlichen. Das ist uns gut gelungen. Ich habe nie einen Rücktritt, den er angeboten haben will, auch nur in Erwägung gezogen oder angenommen. Philip Holzer hat wahnsinnig viele Stärken. Wenn das sein Leitmotiv ist, dann ist er ein Gewinn für Eintracht Frankfurt.

…Anpassungen in der Kapitalmaßnahme: Die Kapitalmaßnahme hat den Klub vor eine Zerreißprobe gestellt. Auch deswegen, weil nie restlos ausdiskutiert wurde, wo das Thema hinführen soll und ob es von der Breite mitgetragen wird. Das hat auf der letzten Mitgliederversammlung und in den Debatten danach seinen Ausdruck gefunden. Es ist ein großzügiges Angebot von Stephen Orenstein [Mitglied des Aufsichtsrats; Anm. d. Red.] an uns, dass er sich von einem Teil seiner Anteile zugunsten der Fußball AG trennen will, damit wir sie zu einem höheren Preis ausgeben können. Das ist großzügig und das muss gewürdigt werden. Wir alle haben das gemeinsame Verständnis entwickelt, dass es nicht gut ist, wenn ein Aktionär eine besonders dominante Position übernimmt. Diese Rolle haben der Verein, die Mitglieder und die Basis. Das ist unsere Philosophie. Das wurde von allen Aktionären verstanden.

…die aktuelle Phase: Haben wir diesen Konsens? Oder verlieren wir uns aus den Augen und vielleicht mal in Einzelinteressen, die den Erfolg erschweren können? Mir war es wichtig, diese Frage genau jetzt zu stellen. In einer Phase, in der wir das Achtelfinale der Champions League gespielt haben und in der wir aktuell mit sportlichen Herausforderungen kämpfen. Diese erfordert bei einem Klub wie Eintracht Frankfurt das energetische Entgegenstellen aller Personen. Ich habe meine Zweifel, ob eine mögliche Unruhe in Personalfragen auf der Führungsebene Auswirkungen auf den sportlichen Erfolg hat. Aber auch als wir Titel geholt haben, habe ich immer betont, dass dieses energetische Band beflügelt. Ich leugne nicht, dass es diese Verbindung gibt, aber ob sie ursächlich für alle sportlichen Fragen ist, die wir momentan haben, glaube ich nicht.