22.05.2014
Neuzugang

Kontinuität hat einen Namen: Thomas Schaaf

Wenn das mal kein gutes Omen ist: Am 21. Mai 2014, auf den Tag genau 34 Jahre nach dem Gewinn des UEFA-Cups, präsentierte die Eintracht ihren neuen Trainer, Thomas Schaaf. Wir stellen Euch den Meister-Trainer des Jahres 2004 ausführlich vor.

Thomas Schaaf wurde am 30. April 1961 in Mannheim geboren – also der Stadt, in der auch der große Sepp Herberger, seines Zeichens Trainer des deutschen Weltmeister-Teams 1954, auf die Welt kam. Daher ist es also nur bedingt überraschend, dass auch Schaaf ein großer Trainer wurde.

Zusammenfassend kann man festhalten: Thomas Schaaf zog als kleiner Bub von Mannheim nach Bremen, blieb schlappe vier Jahrzehnte (!) beim SV Werder und ging dann zur Eintracht nach Frankfurt. Damit ist eigentlich alles gesagt. Aber ein bisschen ausführlicher wollen wir’s doch machen, zumal Schaafs Zeit bei den Grün-Weißen in vielfacher Hinsicht erwähnenswert ist und nicht gerade erfolglos verlief.

Karriere als Spieler

Noch als kleines Kind verschlug es Schaaf also nach Bremen. Schaaf begann mit dem Kicken aber nicht gleich bei Werder, er erlernte das Fußball-Einmaleins beim BBV Union Bremen (heute FC Union 60 Bremen). Zählt man die Kindheit mit, ist Schaaf als Spieler also gar kein „One-Club Man“ gewesen. Als Profi war er das allerdings schon. Nachdem Schaaf im Jahre 1972 zum SV Werder gewechselt war, lief er am 18. April 1979 nach einer Einwechslung in der 65. Spielminute zum ersten Mal für die Bremer in der Bundesliga auf. Der rechte Abwehrspieler war damals noch keine 18 Jahre alt. Bis zu seinem Karriereende im Jahre 1995 sollten weitere 261 Bundesliga- und 19 Zweitligaspiele dazukommen (14 Tore) – alle für Werder Bremen.

Der SV Werder gewann mit dem Spieler Schaaf zweimal die Meisterschaft (1988 und 1993), zweimal den DFB-Pokal (1991 und 1994) und einmal den damals noch existierenden Europapokal der Pokalsieger (1992). Schaafs Mitspieler waren unter anderem der heutige Geschäftsführer Sport des VfL Wolfsburg, Klaus Allofs, mit dem Schaaf auch als Werder-Trainer lange erfolgreich zusammenarbeitete, Wynton „Kiwi“ Rufer und der norwegische Libero Rune Bratseth.

Schaaf kann übrigens nicht gerade behaupten, in seiner Spielerkarriere Erfahrungen mit vielen Trainern gesammelt zu haben. Denn ab 1981 lief Schaaf bis zu seinem Karriereende immer unter demselben Coach auf: Otto Rehhagel.

Trainer-Karriere

Es ist nicht verbürgt, ob Schaaf am 10. Mai 1999 dachte: „Was ‚König‘ Otto kann, kann ich schon lange!“ Jedenfalls übernahm der gebürtige Mannheimer an diesem Tag das Traineramt beim SV Werder – und sollte es selbst über 14 Jahre lang bekleiden. Während beziehungsweise nach seiner Spielerkarriere hatte Schaaf bereits Coaching-Erfahrungen im Jugend- und Amateurbereich gesammelt, natürlich bei den Hansestädtern.

Die Bremer Profis dümpelten seit dem Weggang von Rehhagel im Bundesligamittelfeld vor sich hin. Trainer (Aad de Mos, Dixie Dörner, Wolfgang Sidka und Felix Magath) kamen und gingen. In der Saison 1998/99 drohte Bremen sogar der Abstieg – das Gefühl kannten die erfolgsverwöhnten Nordlichter in dieser Zeit nur vom Hörensagen. Doch das Abstiegsgespenst war diesmal tatsächlich auch in Bremen zu Gast. Nach einer 1:2-Heimniederlage gegen die von Titanic-Retter Jörg Berger trainierte Eintracht, die gerade zu ihrem fulminanten 1999er Schlussspurt ansetzte, trennten sich die Wege von Felix Magath und dem SVW. Schaaf übernahm, bewahrte die Grün-Weißen vor dem Gang in die 2. Liga und gewann mit ihnen auch gleich noch das Pokalfinale gegen den FC Bayern.

In den folgenden Jahren baute Schaaf in Bremen kontinuierlich ein Spitzen-Team auf. Daran änderten auch Abgänge wichtiger Spieler wie Claudio Pizarro, der 2001 nach München wechselte, nichts. Die Ernte konnte in der Saison 2003/04 eingefahren werden, als Werder mit Spielern wie Valérien Ismaël und dem 28-mal einnetzenden, brasilianischen „Kugelblitz“ Ailton („Ein Schuss. Ein Tor. Das Ailton!“) Deutscher Meister und Pokalsieger wurde. Der Ausdruck „One-Touch Football“, den man bis dato vor allem im Zusammenhang mit der Spielweise von Arsene Wengers Team Arsenal London kannte, erhielt durch Schaaf Einzug in die Bundesliga. An der Seite von Bremens genialem Spielgestalter Johan Micoud reiften Spieler wie Tim Borowski und Fabian Ernst zu Bundesliga-Größen, und Schaaf wurde zum Trainer des Jahres gewählt.

Auch nach dem Double-Gewinn 2003/04 qualifizierten sich die Werderaner regelmäßig für die Champions League: In den Spielzeiten 2004/05, 2006/07 und 2009/10 wurde Bremen Bundesliga-Dritter, 2005/06 und 2007/08 sogar Vizemeister. In der Saison 2008/09 führte Schaaf seinen Club ins Finale des UEFA-Pokals (der heute „Europa League“ heißt), zudem gewann man mal wieder den DFB-Pokal.

Die Bremer agierten bei ihren Erfolgen stets mit temporeichem Offensiv-Fußball, die Gegner wurden reihenweise zerlegt. So bekam Arminia Bielefeld am 8. Spieltag der Saison 2007/08 eine 8:1-Abreibung verpasst, auch ein hessischer Fußballverein fing sich am 9. Dezember 2006 ein halbes Dutzend Bremer Buden ein. Welcher Verein das war? Ist doch egal… Auch die Bayern erlebten ihr Waterloo – am 20. September 2008 wurden sie im eigenen Stadion von Schaafs Jungs eingestampft: Der Zwischenstand nach 67 Minuten lautete 0:5 (Endstand: 2:5), es war die höchste Heimpackung der Bayern seit 1979. Ob der „K&K-Sturm“ (Miroslav Klose und Ivan Klasnic) traf oder ob Mittelfeldspieler wie Torsten Frings, Diego und später Mesut Özil den Ball über die Linie beförderten – die Werderaner ließen es reihenweise im Kasten ihrer Gegner klingeln. Die Hansestädter waren die Torfabrik der Liga, Kantersiege mit mindestens drei Treffern Unterschied waren keine Seltenheit.

Freilich weckten die Bremer Erfolge Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen. Der FC Bayern lockte gleich mehrere Spieler von Bremen nach München (Pizarro, Ismaël, Klose und – nach zweijährigem Zwischenstopp in Dortmund – Frings). Doch den personellen Aderlass konnten die Bremer jahrelang durch ein hervorragendes Händchen bei Transfers kompensieren. Vielversprechende Talente reiften unter Schaafs Führung zu Stars (unter anderem Özil, Diego und Aaron Hunt). Auch aus Spielern, die bereits als gestandene Profis zu Bremen kamen (unter anderem Micoud, Klose und Per Mertesacker), kitzelte Schaaf Top-Leistungen heraus.

Lediglich in Schaafs letzten Jahren in Bremen ließen die Erfolge – auch aufgrund der ausbleibenden Champions League-Einnahmen – etwas nach. Am 14. Mai 2013, wenige Tage, nachdem Werder den Klassenerhalt durch ein 1:1 gegen Eintracht Frankfurt gesichert hatte, trennten sich die Wege von Schaaf und den Grün-Weißen.

Die Frankfurter Eintracht ist erst der zweite Verein, den der langjährige Bremen-Coach trainiert. Möge die Zeit ähnlich erfolgreich werden wie die bei Werder. Alles Gute, viel Spaß und herzlich willkommen in Frankfurt, Thomas Schaaf! Wir freuen uns auf die gemeinsame Zukunft!