18.06.2024
Team

Kopf oben, Beine auf dem Boden

Beim größten Frankfurter Offensivspieler ist in Karlsruhe auch das Selbstvertrauen gewachsen. Die Eintracht honoriert die Entwicklung von Igor Matanovic mit neuen Perspektiven.

Die Botschaft von Markus Krösche ließ keine zwei Meinungen zu. „Igor Matanovic kommt zurück“, bekräftigte der Sportvorstand zu Monatsbeginn, als er das abgelaufene Spieljahr reflektierte und die nächste Saison ins Visier nahm.

Im Visier hatte Matanovic in der Zweitligaspielzeit 2023/24 so häufig das gegnerische Gehäuse wie nie, seit der 21-Jährige im Profibereich mitwirkt. 17 Tore und fünf Vorlagen gelangen dem Leihspieler für den Karlsruher SC. Für die Fächerstädter absolvierte Matanovic 32 von 34 möglichen Ligaspielen. Um kurz und treffend die Worte des Deutsch-Kroaten im KSC-Kneipentalk mit dem ehemaligen Adlerträger Edgar Schmitt wiederzugeben: „Ich bin richtig beim Erwachsenenfußball angekommen.“

Die Tür steht offen

Ein Schritt, den Durchbruch, den ihm die SGE-Verantwortlichen auch eine Etage höher zutrauen, wie sie erst im März mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2029 dokumentiert haben: „Igor hat sich super entwickelt und hat in Karlsruhe einen großen Schritt gemacht. Wir erhoffen uns, dass er bei uns im Sommer ankommt. Er hat ein außergewöhnliches Profil. Er soll volles Mitglied des Kaders sein und um Plätze kämpfen können“, öffnete Krösche schon im März die Tür, durch die Matanovic, gereift und selbstbewusst, durchgehen möchte.

„Vor allem komme ich diesmal mit ganz anderem Selbstbewusstsein an, mit einer viel breiteren Brust. Ich habe jetzt die Überzeugung, wirklich weiterhelfen und ein Teil der Mannschaft werden zu können. Das war vor einem Jahr schwieriger“, erklärte der Youngster erst neulich im kicker. Damals, im Juli und August 2023, zählte der gebürtige Hamburger erstmals zum festen Tross der Sommervorbereitung und zog nicht nur wegen seiner 1,94 Meter – größer ist aktuell kein Frankfurter Offensivspieler – die Blicke auf sich, sondern auch wegen seiner vier Testspieltore.

Mitte August erfolgte nochmal ein Zwischenschritt in die zweite Liga, nachdem die vorherigen zwei Leihjahre bei Ausbildungsklub FC St. Pauli hinsichtlich Spielpraxis nicht wunschgemäß gelaufen waren und ihn eine Schulterverletzung plagte. Doch auch daraus zog Matanovic Motivation, wie er im kicker ausführte: „Ich habe früh gelernt, geduldig zu bleiben bei Rückschlägen und Verletzungen. Und in solchen Phasen kannst du teilweise auch besser an Schwächen arbeiten.“

Zu diesen zählt der 90-Kilogramm-Sturmtank ausgerechnet „meine Kopfballtechnik und die unangenehme Zweikampführung“. Kurios: Mit 139 Kopfballduellen gewann Matanovic in der vergangenen Saison die zweitmeisten hinter Wiesbadens Aleksandar Vukotic (141). Hat was von der wohltuenden Mischung Kopf oben, Beine auf dem Boden.

Wiedersehen am Millerntor

Hoch oben, geografisch gesehen, verbrachte der Sohn zweier Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien die meiste Zeit seines Lebens. Geboren im Hamburger Stadtteil Heimfeld kickte er seit der Jahrtausendwende 13 Jahre beim FC St. Pauli. Nach dem Aufstieg des Kiezklubs winkt 2024/25 das erneute Wiedersehen am Millerntor.

Matanovic eifert Mandzukic nach

Ein paar Ecken weiter, im großen Volksparkstadion, ist am Mittwoch Matanovics Wahlnationalmannschaft Kroatien im zweiten EURO-Gruppenspiel gegen Albanien gefordert. Immerhin befand sich Matanovic im Vorfeld der Europameisterschaft auf der Standby-Liste für das A-Team. Dessen Co-Trainer ist übrigens Matanovics großes Vorbild: Mario Mandzukic, Vizeweltmeister, Champions-League-Gewinner, Kroatischer, Deutscher und Italienischer Meister – und Bundesligadebütant mit 24. Da könnte Matanovic etwas früher dran sein.