„Sehr scharf, gut im Gegenpressing, eine gute spielerische Qualität.“ So beschrieb Dino Toppmöller den Auftritt von Gastgeber FC Bayern. Und wer den Ausführungen des Eintracht-Cheftrainers auf der Pressekonferenz im Bauch der Allianz Arena folgte, konnte heraushören: So oder so ähnlich war auch der Plan der Eintracht, um beim Tabellenführer aufzutrumpfen. „Die Herangehensweise war, dass wir mutig auftreten, auch mit Ball. Allerdings haben wir dann die Grenze von Mut zu Naivität das eine oder andere Mal zu oft überschritten und haben den Gegner teilweise eingeladen, Tore zu schießen“, erklärte Toppmöller Ursachen und Wirkung der 0:4-Niederlage, die dem Rekordmeister die Pflichtspieltore 97, 98, 99 und 100 in dieser Saison bescherte, während Frankfurt erstmals seit dem ersten Spieltag kein Ligatreffer gelang. Kurzum: Der Spitzenreiter nutzte die Fehler des Tabellendritten, ließ dessen Idee allenfalls in der ersten Viertelstunde zum Tragen kommen und behielt leistungsgerecht die Oberhand.
„Da haben wir gesehen, was noch fehlt zu einer echten Spitzenmannschaft“, räumte Kevin Trapp im Nachgang ein und schob hinterher: „Trotzdem sind wir mit unserem jungen Team schon sehr weit.“ Dieses junge Team war am Sonntagabend noch jünger als zuvor. Im Schnitt 23 Jahre und 214 Tage standen vor der Pause auf dem Platz, noch niedriger war der Altersschnitt letztmals am 26. April 1986 gegen den Hamburger SV: 23 Jahre, 117 Tage.
Ich würde die Aufstellung wieder so wählen.
Cheftrainer Dino Toppmöller
Gesamtheitlich hielt Toppmöller fest: „Ich bin stolz auf die Jungs. Die jungen Spieler haben riesige Entwicklungsschritte gehen können. Auf der anderen Seite haben wir eine Mannschaft gesehen, die sehr viele Weltklassespieler in ihren Reihen hat. Man hat gemerkt, dass wir noch was tun müssen, um an dieses Niveau heranzukommen, was völlig normal ist. Ich würde die Aufstellung wieder so wählen.“
Zumal am Main niemand aus Selbstzweck dem Jugendwahn frönt, ob vor einer Woche gegen den Letzten Kiel oder nun in Fröttmaning ließen sich alle Maßnahmen auf Fitness, Leistung, Taktik herunterbrechen. Mit Jean-Mattéo Bahoya und Ansgar Knauff rotierten zwei Außenstürmer in die Startformation, die zusammen mit Zielstürmer Hugo Ekitiké ihre Geschwindigkeit ausspielen sollten. „Aber wir sind nicht so gut in die Momente gekommen, haben die erste Pressinglinie nicht sauber genug überspielt. Wir kamen zwar immer wieder rein, aber nicht häufig genug, um ernsthaft gefährlich zu werden“, stellte Toppmöller Theorie und Praxis gegenüber.
Dagegen fehlte Robin Koch verletzt, Mario Götze und Ellyes Skhiri hatten zuvor mit einer Erkältung und der Rippe zu kämpfen und nahmen zunächst auf der Bank Platz. Dass Fehler nicht zwangsläufig in Korrelation mit Erfahrung stehen, zeigte das 0:2. Kapitän Trapp unumwunden: „Das zweite Gegentor nehme ich auf mich.“ Es war das siebte nach einer Ecke, wenngleich zusammen mit dem Hinrundenvergleich drei davon der FCB fabrizierte. Subjektiv hätte lange gar von einem Lerneffekt die Rede sein können, den ersten Eckstoß überhaupt gestatteten die Hessen den Bayern in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs. Dafür klingelte es kurz darauf aus dem Spiel heraus.
„Wenn die Bayern auf der Höhe sind, ist es extrem schwer für uns. Die Momente, die wir hatten, haben wir ein bisschen zu fahrig verspielt“, fasste Sportdirektor TImmo Hardung den weiteren Verlauf im Gespräch mit EintrachtTV zusammen; und Toppmöller konstatierte: „Wir haben Lehrgeld bezahlt. Bonuspunkte haben wir leider keine mitnehmen können. Wir müssen unsere Punkte gegen andere Gegner holen.“
Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am Samstagabend, wenn Doublegewinner Bayer 04 Leverkusen zum nächsten Topspiel im Deutsche Bank Park gastiert. „Eine ähnlich starke Mannschaft, die es aber ein Stück weit anders angeht. Daher müssen wir uns neu drauf einstellen. Vor heimischer Kulisse und dem Support der Fans ist es auch für andere Gegner schwer“, blickt Hardung auf das Match gegen den Zweiten, das zugleich den Auftakt eines Monats mit sechs Aufgaben bildet. Danach warten unter anderem die K.-o.-Duelle mit dem AFC Ajax sowie Ende März das Verfolgerduell mit dem VfB Stuttgart. „Sehr scharf, gut im Gegenpressing, eine gute spielerische Qualität“ möchten die Adler sodann auch wieder von sich behaupten.