23 Jahre jung und doch schon leidenserprobt wie andere im Herbst ihrer Karriere. Gerade als sich Luca Pellegrini auf dem Sprung von der Jugend in den Profikader der AS Roma befand, riss er sich 2017 zunächst das Kreuzband und brach sich kurze Zeit nach seinem Comeback die Kniescheibe. Von beiden Verletzungen ließ er sich nicht abbringen und ist nun wie im Vorjahr für einen Champions-League-Teilnehmer am Ball: Eintracht Frankfurt.
Diese kämpferische Einstellung bringt er auch auf den Platz. „Ich bin ein Spieler, der alles für das Trikot gibt und alles auf dem Platz lässt. Ich bin hergekommen, um mich in den Dienst des Trainers zu stellen und alles für die Eintracht zu tun“, sagte er bei seiner Ankunft am vergangenen Freitagabend bei EintrachtTV.
Durch die Gespräche mit Markus Krösche hat der gebürtige Römer schon viel Vorfreude auf die ersten Spiele im Deutsche Bank Park gesammelt. „Er hat mir viel von dem Verein und der Stadt erzählt. Ich bin sehr glücklich über den Transfer. Markus war sehr nett, er hat mir sogar ein Video von der Eintracht zugeschickt, in dem die Fans mich am meisten beeindruckt haben. Ich weiß, dass für den Verein ein wichtiges Jahr bevorsteht: Wir spielen zum ersten Mal Champions League und deswegen bin ich sehr glücklich, hier zu sein“, so Pellegrini.
Umgeschult
Die Wenigsten wissen, dass der Linksverteidiger in seinen frühen Jahren im Jugendfußball als Stürmer spielte. Als er 2011 in die Roma-Jugend kam, hatte er für seinen Jugendklub aus dem Stadtteil Tor Tre Teste schon 30 Tore erzielt. Laut des Fußballblogs „Chiesa di Totti“ konnte sein erster Coach Roberto Muzzi, ihn überzeugen, Defensivkraft zu werden, indem er ihm zusprach, er könne eines Tages der beste Außenverteidiger Italiens werden. Daraufhin schulte Luca Pellegrini zum Verteidiger um. Bereut hat er es bis heute nicht.
In ehrenwerter Runde
Der Italiener stand sowohl in seiner Heimat als auch auf internationaler Ebene früh im Fokus. Im Sommer 2019 wählte ihn die UEFA als Teil der Liste „50 for the future“ aus. In diesem Ranking sind verheißungsvolle Talente berücksichtigt, die in den darauffolgenden Jahren für Aufsehen sorgen könnten. In einer Reihe zu nennen wären etwa Alphonso Davies, Erling Haaland, Ferran Torres oder Rodrygo.
Vorbilder finden sich gleichwohl auch in der italienischen Hauptstadt, seien es die Roma-Legenden Francesco Totti oder Daniele de Rossi, die nicht zuletzt auch dank ihrer schier ewigen Vereinszugehörigkeit zusätzlich an Ansehen gewannen. Pellegrini hat sich für einen anderen Weg entschieden und sich nach dem Wechsel nach Turin dort vor allem zum Ende der vergangenen Saison in der Startelf der Alten Dame festgesetzt. In Frankfurt soll nun die Bestätigung dieser Hartnäckigkeit folgen.
Früher Hoffnungsträger
Die Anlagen des 1,81-Mannes waren früh nicht zu übersehen. Er hat von der U16 an jedes Nachwuchsnationalteam durchlaufen und insgesamt 39 U-Länderspiele absolviert. Am 11. November 2020 gab er sein Debüt für die Squaddra Azzura, wurde seitdem aber nicht mehr von Nationaltrainer Roberto Mancini berücksichtigt. Da Italien bei der Winter-WM in Katar nicht dabei ist, steht erst in zwei Jahren das nächste große Turnier an.
Umso mehr brennt der Neuzugang auf die Herausforderungen am Main: „Ich schätze mich als jemanden ein, der sich seiner Arbeit mit Hingabe widmet, immer ein Lächeln auf den Lippen hat, fröhlich und hilfsbereit ist. Ich bin immer auf der Suche nach einem gemeinsamen Weg. Sowohl auf dem Platz als auch im Privatleben“, so Pellegrini.
Italiener mit Seltenheitswert
Luca Pellegrini ist erst der dritte Italiener der Geschichte, der sich das Eintracht-Trikot überzieht. Der erste italienische Adlerträger war Marco Rossi in der Saison 1996/97, der insgesamt 15 Mal für die Eintracht auflief. Seit 2018 ist Rossi Nationaltrainer Ungarns. 2001/02 brachte es der gebürtige Gießener Giovanni Speranza aus der eigenen Jugend auf zwei Zweitligaeinsätze.
Für Pellegrini ist es wiederum die erste Station jenseits des Stiefels. In Italien war er zuvor neben Juve und der AS Rom auch für Genua CFC und Cagliari Calcio aktiv. „Ich bin sehr glücklich, diesen Schritt zu gehen und diese Erfahrung zu erleben. Ich hoffe, dass mir das Essen nicht fehlen wird. Spaß beiseite: Ich habe mich hier direkt sehr wohl gefühlt. Es ist ein gastfreundliches Umfeld. Ich hoffe und denke, dass mir nichts fehlen wird“, so der Linksfuß.
Rückennummer als jüngere Erfolgsgeschichte
Zukünftig wird Pellegrini mit der 33 auf seinem Rücken in den schwarz-weiß-roten Trikots zu sehen sein. Mit dieser Nummer tritt er in keine kleinen Fußstapfen. Zuletzt trug diese Nummer bis Sommer 2021 André Silva, der in diesem Jersey in 71 Spielen für die Eintracht an 60 Toren direkt beteiligt war und vorvergangene Spielzeit mit 28 Bundesligatoren einen neuen Vereinsrekord aufstellte. Vor Silva gehörte die Nummer ebenfalls einem Linksverteidiger, Taleb Tawatha gewann 2018 den DFB-Pokal. Weitere Vorgänger waren unter anderem Markus Steinhöfer, Marko Rehmer und Michael Mutzel, bekanntermaßen Kämpfernaturen. Dahingehend muss sich der junge Römer am wenigsten verstecken.