17.08.2016

Maik Franz: „Traditionsvereine sind etwas Besonderes“

Seit diesem Jahr ist Maik Franz in der Geschäftsführung des 1. FC Magdeburg aktiv. Vor dem Pokalspiel gegen die SGE am Sonntag haben wir uns mit dem Ex-Adler unterhalten.

Als Spieler warf er sich in jeden Zweikampf und schonte dabei weder seine Gegenspieler, noch sich selbst. Das machte Maik Franz, den Kämpfer mit dem großen Herzen, zwischen 2009 und 2011 auch bei der Eintracht zum Publikumsliebling. Am Main gelang ihm „nebenbei“ im ersten Jahr auch die torgefährlichste Spielzeit seiner Laufbahn mit satten 6 Bundesligatreffern. Nachdem er während seiner fünfzehnjährigen Profikarriere immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte, musste der abseits des Platzes so sympathische Merseburger 2015 seine Karriere als Aktiver wegen anhaltender Kniebeschwerden beenden. Doch anstatt wehmütig zurück zu blicken, schaut der ehemalige Innenverteidiger lieber positiv in die Zukunft, weshalb „Iron Maik“ seit diesem Jahr eine neue spannende Aufgabe hat. Als Assistent der Geschäftsleitung soll er perspektivisch zum sportlichen Leiter des ambitionierten Drittligisten 1. FC Magdeburg aufgebaut werden, womit der 35-Jährige gleichzeitig zu seiner ersten Profistation zurückkehrt.

Vor dem Aufeinandertreffen zwischen unserer Eintracht und dem FCM in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals haben wir die Gelegenheit genutzt, um mit unserer einstigen Nr. 4 über seine Vergangenheit bei der SGE, die Gegenwart als Funktionär und natürlich das bevorstehende Pokalspiel zu sprechen.

Maik, 1. Runde im DFB-Pokal und der 1. FC Magdeburg trifft ausgerechnet auf Eintracht Frankfurt. Überwiegt da die Freude, dass zwei Mannschaften aufeinander treffen, die dir besonders am Herzen liegen oder die Enttäuschung, dass für eines der beiden Teams nach dieser Partie für dieses Jahr im Pokal bereits Schluss ist?
Maik Franz: In erster Linie überwiegt natürlich die Freude. Zwei meiner Ex-Clubs mit riesiger Tradition, das wird ein Fußballfest, auf das wir uns in Magdeburg schon seit Wochen freuen!

Du hast als Spieler unter anderem für die Eintracht, den KSC und Hertha BSC gespielt. Jetzt bist du als Assistent der Geschäftsführung zum 1. FC Magdeburg zurückgekehrt, einem absoluten Schwergewicht des Ost-Fußballs und einem ehemaligen Europapokalsieger. Was macht für dich den besonderen Reiz solch großer Traditionsvereine wie des FCM und der SGE aus?
Man spürt einfach in jedem Moment, egal ob auf der Straße, im Restaurant oder beim Bäcker, dass sich jeder in der Stadt vom Kleinkind bis zur Oma mit seinem Verein identifiziert und das hat man, meiner Meinung nach, nur bei solchen Traditionsvereinen. Das ist etwas ganz Besonderes.

Stichwort "Assistent der Geschäftsführung": Was genau sind im Moment deine Aufgaben beim FCM?
Das Ziel ist es, mich perspektivisch zum sportlichen Leiter aufzubauen. Momentan sind wir dabei einen Scoutingbereich zu etablieren, darüber hinaus bin ich bei der Kaderplanung involviert und habe 1-2 Aufgaben im organisatorischen Bereich. Es ist ein tolles Arbeiten, welches extrem viel Spaß macht. Ich denke, dass es für beide Seiten einen guten Mehrwert hat.

Als Spieler bist du über Kampf, Willen und Einsatz gekommen und hast weder dich, noch die Gegner geschont. Da wäre unser aktueller Coach Niko Kovac doch durchaus der richtige Trainer für dich gewesen, oder?
Niko war ja selbst ein harter Hund, wir haben auch noch gegeneinander gespielt. Ich habe schon bei seinem Amtsantritt gesagt, dass das sehr gut passen kann. Er und sein Bruder haben gezeigt, dass sie eine Mannschaft aus einer Drucksituation befreien können. Jetzt mit einer kompletten Vorbereitung im Rücken wird die Eintracht um das Trainerteam Kovac eine gute Rolle in der Bundesliga spielen. Ich halte sehr viel von den Beiden.

Historisch betrachtet ist der 1. FC Magdeburg eine absolute Pokalmannschaft und nicht nur mit 10 Titeln Rekordsieger im Landespokal Sachsen-Anhalt, sondern auch siebenfacher Sieger im FDGB-Pokal (DDR-Pendant zum DFB Pokal - Red.). Hinzu kommt der Europapokal der Pokalsieger von 1974, dem Jahr, in dem auch die Eintracht einen großen Erfolg, nämlich den ersten DFB-Pokalsieg feiern konnte. Siehst du deinen Klub angesichts dieser Umstände vielleicht sogar als Favorit in die Partie gehen, gerade vor heimischer Kulisse?
Es wäre vermessen zu sagen, dass wir als Favorit ins Rennen gehen. Frankfurt ist Erstligist und wir spielen in der 3. Liga. Da sind die Rollen doch klar verteilt. Wir haben aber schon das eine oder andere Mal gezeigt, dass wir höherklassige Teams vor Probleme stellen können. Das ist natürlich auch am Sonntag unser Ziel, aber dafür muss bei uns alles passen und die Eintracht muss einen schlechten Tag erwischen. Aber wie wir ja zum Glück wissen, ist im Fußball alles möglich.

Auffällig ist bei dir, dass du deinen ehemaligen Stationen oft auch nach einem Wechsel verbunden bleibst. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass du vor ein paar Jahren die "Wir tragen den Adler im Herzen"-Aktion mit den Armbändchen der Frankfurter Ultras unterstützt und auf deiner Facebook-Seite auf die Aktion aufmerksam gemacht hast. Auch zum Klassenerhalt hast du der Mannschaft gratuliert und Marco Russ deine Genesungswünsche übermittelt. Wie wichtig ist es dir, Kontakt mit deinen ehemaligen Vereinen zu halten und was war bzw. ist für dich das Besondere an der Eintracht und deiner Zeit am Main?
Absolut, ich versuche zu allen meinen Ex-Clubs einen guten Draht zu halten. Die Fans spielten und spielen eine extrem große Rolle für mich. Ohne sie wären die Stadien leer und unsere ganze Fußballwelt wäre nicht das, was sie heute ist. Von daher ist es mir wichtig, ein Stück zurückzugeben. Ich hatte das Glück, bei tollen Clubs mit grandiosen Fan-Szenen zu spielen. Dafür sollte man dankbar sein und das bin ich!

Hältst du noch Kontakt zu ehemaligen Mannschaftskollegen bei der Eintracht? Aus deiner damaligen Zeit sind heute zumindest noch Marco Russ und Alex Meier im Kader der SGE.
Ja, zu beiden habe ich noch Kontakt. Aber auch noch zu Franco Lionti, Christoph Preuß oder auch zu dem einen oder anderen aus der Geschäftsstelle. Frankfurt war eine tolle Zeit mit extrem netten Menschen.

Welche Ziele habt ihr mit dem FCM in dieser Saison und in den kommenden Jahren? Euer Zuschauerschnitt ist mit fast 18.000 Fans pro Heimspiel bereits zweitligareif, ihr habt ein neues Stadion und in der letzten Saison bereits als Aufsteiger am Durchmarsch geschnuppert. Da kann man schon von einem "gefühlten Zweitligisten" sprechen, selbst wenn der Start in die Liga mit Niederlagen gegen Köln und Osnabrück sowie einem Sieg gegen Paderborn eher durchwachsen ausfiel.
Unser oberstes Ziel ist es, so schnell wie möglich die 45 Punkte-Marke zu knacken und wenn dann noch ein paar Spiele zu spielen sind, kann man ja gucken, wo der Weg noch hinführt. Vom Zuschauerschnitt und unserer Atmosphäre her kann man definitiv von einem gefühlten Zweitligisten sprechen. Aber um auch sportlich in dieser Liga eine Rolle spielen zu dürfen, liegt noch viel Arbeit vor uns.

Abschließend noch deine Einschätzung der beiden Teams, die sich dann am 21.08. gegenüber stehen werden: Wo siehst du die Stärken eurer Jungs und vor welchem Spieler muss sich die SGE möglicherweise besonders in acht nehmen? Und umgekehrt: Wovor oder vor wem hat man in Magdeburg den größten Respekt?
Dass ich dir jetzt und hier unsere Stärken nicht auf dem Silbertablett präsentiere, kannst du mir hoffentlich nachsehen (lacht). Was die Eintracht betrifft ist uns klar, dass wir schon ein kleines Fußballwunder brauchen, aber dafür wird ganz Magdeburg alles geben.

Dann finden wir das selbst heraus, aber einen Versuch war's wert (lacht). Dir vielen Dank für deine Zeit und alles Gute, Maik!

Vielen Dank für das nette Gespräch und ganz liebe Grüße an alle Eintracht-Fans.