Auch wenn die titelreichsten Zeiten schon etwas zurückliegen, die letzte von fünf Meisterschaften gelang 2009, dazu die Staatsmeisterschaft von Rio de Janeiro 2017, war bei den Kickern vom Zuckerhut auf eines eigentlich immer Verlass: Ihr Hang zum schönen Spiel, ein aus dem Portugiesischen als „o jogo bonito“ geflügelter Begriff. Kein Wunder, schließlich stehen die Hauptstädter auch heute noch in unmittelbarem Zusammenhang mit Eigengewächs, Vereinslegende und Rekordtorschütze Zico, der die Südamerikaner 1981 zur Copa Libertadores und zum Weltpokal führte.
Die magische Rückennummer zehn ziert aktuell den Rücken eines nicht unbedingt weniger bekannten Spielmachers, den von Diego, der zwischen 2006 und 2011 im Trikot des SV Werder Bremen und des VfL Wolfsburg die Bundesliga verzückte. An der Seite des mittlerweile 33-Jährigen wirbeln zumeist Außenstürmer Vitinho und Offensivgeist Everton, dazu macht der stürmische Linksverteidiger Rene Dampf über die Seite.
Geschichtsträchtige Spielstätte
Angeleitet wird die Mannschaft von Chefcoach Abel Braga, der die brasilianische Liga wie seine Westentasche kennt, einzig zur Jahrtausendwende ein wenig erfolgreiches Europa-Intermezzo bei Olympique Marseille gab. Nicht nur wegen ihrer glorreichen Vergangenheit sind die Rot-Schwarzen gewissermaßen der Tradition verpflichtet, immerhin gilt Flamengo mit etwa 40 Millionen Anhängern als der populärste Klub des Landes. Entsprechend steigen die Heimspiele in der Regel im über 78.000 Zuschauer fassenden Estádio Jornalista Mário Filho, hierzulande besser bekannt als Maracana, dem Ort des größten Erfolges der jüngsten deutschen Länderspielgeschichte, des WM-Titels 2014. 2016 fand an dieser Stelle auch das Fußballfinale der Olympischen Spiele statt, das Brasilien im Elfmeterschießen gegen die deutschen Adler für sich entscheiden konnte.
Darüber hinaus zählt Flamengo zu den einzigen beiden Vereinen, die seit der Reform der Campeonato Nacional de Clubes, dem Vorläufer der Campeonato Brasileiro da Série A, erstklassig sind. Nicht zuletzt verfügt der 1895 als Ruderklub gegründete Verein über zahlreiche weitere Abteilungen. Doch keine fasziniert die Menschen in Brasilien so sehr wie die Jünger des „jogo bonito“.