22.05.2025
Eintracht

Markus Krösche zieht Bilanz

Der Sportvorstand blickt auf die zurückliegende Eintracht-Saison, spricht „ein großes Kompliment“ aus, skizziert die Situation einzelner Spieler und sieht generell eine „sehr gute Entwicklung“.

Markus Krösche über ...

… die Saison 2024/25: Wir haben die Champions League erreicht, der dritte Platz in der Bundesliga ist eine herausragende Leistung und ein historischer Ausgang einer Saison. Auch die Art und Weise war herausragend, welchen Fußball diese sehr junge Mannschaft gezeigt und wie sie sich immer wieder aus Rückschlägen rausgekämpft hat. Vor allem vor Weihnachten hatten wir eine schwierige Phase mit den Spielen in Lyon und zweimal gegen Leipzig; da waren wir nicht so gut und mussten etwas Lehrgeld zahlen. Doch dann sind wir gut aus der Pause gekommen. Mit Omar Marmoush hatten wir einen wichtigen Bestandteil der Hinrundenmannschaft verloren. Wie die Mannschaft damit umgegangen ist und wie sie das aufgefangen hat – dafür ein großes Kompliment an alle. Wir haben verdient den dritten Platz und die Champions League erreicht. Dass wir so früh im DFB-Pokal ausgeschieden sind, ist sehr ärgerlich, weil wir uns große Hoffnungen gemacht hatten, weit zu kommen. Aber letztendlich muss man sagen, dass man gegen Leipzig verlieren kann. Die Europa-League-Saison war sehr gut, wir sind sehr souverän durch die Ligaphase gekommen, hatten sehr gute Auswärtsspiele wie zum Beispiel gegen Besiktas, hatten dann mit Ajax einen schwierigen Gegner und sind leider an Tottenham gescheitert. Als ich gestern Abend das Finale gesehen habe, hat das schon etwas wehgetan – Glückwunsch an Tottenham, aber es tut dennoch doppelt weh. Wir können trotz allem stolz auf unsere Europapokalsaison sein.

Die gesamte Pressekonferenz zum Nachhören

… die Entwicklung der Eintracht in den vergangenen Jahren: Es war ein sehr langer Weg, für mich sind es nun auch schon vier Jahre. Wir haben eine sehr gute Entwicklung genommen. Wir haben eine sehr junge Mannschaft mit sehr viel Entwicklungspotenzial und diese wollen wir so gut wie es geht zusammenhalten. Alle wissen, dass wir dennoch Transfererlöse erwirtschaften müssen. Alle haben gesehen, welche Entwicklungsschübe dieses Team gemacht hat. Das war ein großer Schritt und diesen Weg werden wir weitergehen. Wir spielen jetzt Champions League, es ist das nächsthöhere Level. In der Bundesliga ist es wie immer unser Ziel, wieder international zu spielen – daran ändert sich nichts. In der Gesamtheit haben wir einen sehr guten Mix zwischen erfahrenen und jungen, zwischen physisch-athletischen und technisch versierten Spielern. Ich bin sehr happy. Genauso gehen wir die nächste Saison an und schauen, wo das Limit ist.

Alle haben gesehen, welche Entwicklungsschübe dieses Team gemacht hat.

Sportvorstand Markus Krösche

… Hugo Ekitiké: Er hat sich sehr gut entwickelt, so wie viele andere auch. Er ist aber noch nicht am Ende seiner Entwicklung, sondern in etwa bei 50 bis 60 Prozent von dem, was er zu leisten imstande ist. Er ist noch ein junger Kerl.

… Robin Koch: Robin hat eine unglaublich gute Entwicklung bei uns genommen: Er ist klarer Leistungsträger, Stabilisator der Defensive, Führungsfigur auf und neben dem Platz. Bei uns ist er wieder zum deutschen A-Nationalspieler geworden. Er ist für uns ein sehr wichtiger Spieler und wir sind sehr froh, dass wir ihn haben. Wir wollen mit ihm langfristig verlängern und sind in Gesprächen.

… Elye Wahi: Bei ihm ist es eine ähnliche Thematik wie einst bei Ekitiké – ich lese Dinge, die in genau die gleiche Richtung gehen. Man muss sich den Werdegang eines Spielers anschauen. Er hatte keine einfache Zeit in Marseille, davor lief es auch nicht so optimal für ihn. In Montpellier hatte er es überragend gemacht und seine Fähigkeiten gezeigt. Er ist ein junger Spieler, der aus diesen negativen Erlebnissen herauswachsen muss. Bei uns kam er in die Situation, in der der Druck direkt hoch war, er aber angeschlagen war. Zudem lag ihm das System mit einer Spitze zunächst nicht unbedingt, es ist ein Stück weit unglücklich gelaufen. Inzwischen ist er angekommen und hat sich an die Intensität – auch im Training – gewöhnt. Übrigens wie Hugo damals. Elye bekommt genau die Zeit wie jeder junge Spieler auch. Er ist ein richtig guter Junge und hat sich sehr gut in die Gruppe integriert. Er hat nun die ersten Wochen und Monate bei der Eintracht erlebt und weiß, worum es geht. Ab Sommer geht’s weiter.

Die Pressekonferenz im Re-Live auf EintrachtTV

… Can Uzun: Ich verstehe die allgemeine Aufmerksamkeit und die seines Umfeldes, er ist mit viel Hype gekommen und war in der Zweiten Liga einer der herausragenden Akteure. Aber er ist 19 Jahre alt. Er hat eine sehr gute Saison gespielt, stand fast 700 Minuten auf dem Platz und hat wichtige Tore gemacht. Er ist einen ganz normalen Entwicklungsschritt gegangen und das zurückliegende Jahr wird ihm helfen, den nächsten Schritt zu gehen. Wir haben stets einen klaren Drei-Jahres-Plan: ankommen im ersten Jahr, performen im zweiten Jahr, den Peak erreichen und den nächsten Schritt machen im dritten Jahr. Es herrscht bei uns ein großer Konkurrenzkampf in der Offensive. Can hat zu 100 Prozent unsere Erwartungshaltung erfüllt.

…Tuta: Wir sind im Austausch bezüglich einer Verlängerung und seiner Zukunft.

… die Torhütersituation: Simon Simoni ist in Kaiserslautern und die Chancen sind groß, dass er dort bleibt. Kaua Santos‘ Genesungsprozess läuft richtig gut, seine Ausfallzeit hat sich aufgrund der konservativen Behandlung reduziert. Mit Kevin Trapp haben wir eine klare Nummer eins und unseren Kapitän, und mit Jens Grahl jemanden, der es immer gut machen kann, wenn mal etwas passiert. Zudem haben wir junge Torhüter in der Hinterhand. Es sind keine großen Veränderungen geplant.

Es ist immer unser Ziel, unsere Mannschaft so früh wie möglich beisammen zu haben.

Sportvorstand Markus Krösche

… die Kaderplanung: Wir müssen Transfererlöse erwirtschaften. Wenn sich ein Spieler schneller entwickelt als der Klub, dann müssen wir Lösungen finden. An diesem Credo wird sich auch in diesem Sommer nichts ändern. Es ist immer unser Ziel, unsere Mannschaft so früh wie möglich beisammen zu haben, gerne zu 90 bis 95 Prozent – idealerweise am ersten Trainingstag. Es gibt keine 100-prozentige Gewissheit, aber wir wollen keinen großen Umbruch, sondern eben diese Mannschaft zusammenwachsen lassen.

… das Erreichen der Champions League als Trumpf bei möglichen Transfers: Ja, es hilft zusätzlich, Spieler zu überzeugen. Aber für uns ist das gar nicht mehr so entscheidend, denn wir haben in den vergangenen Jahren eine sehr gute Bühne für junge Spieler geboten. Wir als Klub mit Leidenschaft, Power, Energie und dem Standort generell – das sind alles sehr gute Merkmale. Junge Spieler sehen, dass sie sich bei uns entwickeln können, Spielzeit bekommen und international spielen. Sie wissen, dass wir den Mut haben, junge Spieler spielen zu lassen. Die Champions League ist nicht mehr das Unterschiedskriterium, warum sich Spieler für oder gegen uns entscheiden. Aber natürlich ist es sehr gut, es auch anbieten zu können.

Sportvorstand Markus Krösche auf der Saisonabschlusspressekonferenz.

… mögliche Auswirkungen durch die Champions-League-Qualifikation: Wir sind kein Champions-League-Klub. Wir dürfen dort mitspielen, weil wir uns das erarbeitet und die Jungs wie das Trainerteam eine herausragende Leistung gebracht haben. Es ist natürlich ein Wettbewerb, in dem wir sehr gerne dabei sind. Aber wir werden jetzt nicht so agieren, als würden wir regelmäßig Champions League spielen. Unsere Transferpolitik ändert sich dadurch nicht, wir machen alles weiterhin mit Bedacht und Ruhe. Wir achten sehr darauf, bei den Gehaltsstrukturen in unseren Rahmenbedingungen zu bleiben, und zahlen das, wozu wir in der Lage sind. Zerstört man diese Strukturen, lässt sich das nicht mehr einfangen; wenn man diese Tür einmal öffnet, bekommt man sie nicht mehr zu.

… seine Zukunft: Spekulationen kann man nicht verhindern, das hat aber keinen Einfluss auf meine Arbeit. Die Faktenlage ist doch klar: Ich habe vor einem Jahr verlängert und habe bis 2028 Vertrag. Wir gehen diesen Weg, von dem wir absolut überzeugt sind, weiter – es passt sehr gut. Wir sind eine gute Einheit, auch in Verbindung von Vorstand und Aufsichtsrat. Die Eintracht ist ein sehr gut geführter Verein. Das ist ein Stück weit die Basis, um im Sport erfolgreich zu sein. Wir haben eine gute Führung, gute Strukturen, gute Gremienstruktur und einen Vorstand mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Die Ruhe und Stärke, die wir als Klub ausstrahlen, ist das Fundament, um sportlichen Erfolg zu haben.

… die Saison der Eintracht Frauen: Die Erwartungen, die an uns gesetzt wurden und die wir uns gestellt hatten, haben wir erfüllt. Vielleicht wäre etwas mehr drin gewesen; mit mehr Matchglück in Spielen, in denen wir zwar dominant waren, aber verloren haben, hätten wir Wolfsburg überholen und Tabellenzweiter werden können. Im Großen und Ganzen war es eine sehr gute Runde. Wir stellen einen großen Block in der deutschen A-Nationalmannschaft und haben guten, offensiven Fußball gespielt. Unsere U20 ist mit einer sehr jungen Mannschaft in der Zweiten Bundesliga Sechster geworden. Das ist der Weg – ein guter Unterbau mit Durchlässigkeit zur ersten Mannschaft.

… den Nachwuchs: Natürlich ist es extrem ärgerlich, dass wir mit der U21 abgestiegen sind. Das nehme ich auch etwas auf meine Kappe, wir hätten einzelne Dinge anders machen können. Hier und da hätten wir vielleicht mehr investieren müssen, um diese sehr junge Mannschaft noch mehr zu unterstützen. Die Jungs haben ihre großen Fähigkeiten und ihr Potenzial nicht immer auf den Platz bekommen. Der Abstieg ist sehr ärgerlich, ja, aber auch kein Beinbruch. Wir werden unsere Lehren ziehen und die Herangehensweise anpassen. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Arbeit im NLZ. Wir stellen mit 29 Juniorennationalspielern die meisten vor Bayern und Dortmund, zudem haben wir eine sehr hohe Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Teams. Dass die Jungs in der Regionalliga Seniorenfußball spielen konnten, ist sehr wichtig für ihre Entwicklung, und diesen Weg werden wir weitergehen. In der kommenden Saison können sie in der UEFA Youth League zudem wichtige Erfahrungen sammeln. Unser klares Ziel ist es, mit der U21 wieder in die Regionalliga aufzusteigen.