07.07.2000
Aktuelles

Markus Lösch ist ein Mann fürs Grobe

Von Christian Heimrich

Zinnowitz. Auf Usedom gibt es keine Berge, nur ein paar sanfte, waldige Hügel.

Da haben die Fußball-Profis der Frankfurter Eintracht, die im Trainingslager auf

der Ostseeinsel derzeit Kraft und Ausdauer für die kommende Bundesliga-Saison

sammeln, ja noch einmal Glück gehabt. Man kann Berge nämlich nicht nur

erklimmen, hat Felix Magath schon vor einiger Zeit heraus gefunden. ""Als er mich

1998 von den Stuttgarter Kickers nach Nürnberg geholt hat, ging es vor der

Saison nach Leogang in Österreich ins Trainingslager"", erinnert sich Markus

Lösch. ""Wir sind mit der Gondel auf einen Gipfel gefahren und bergab gelaufen.

Zweieinhalb Stunden lang, gleich am Anfang. Das hat alle ziemlich fertig gemacht.""


 Auch Markus Lösch hat also gewusst, was ihn erwartet, als er bei Eintracht

Frankfurt unterschrieb: Harte Arbeit unter einem konsequenten Trainer. Das hat

den defensiv orientierten Mittelfeldspieler nicht abgeschreckt. Für den

28-Jährigen gelernten Industriemechaniker war es wichtig, wieder in der

Bundesliga zu spielen. Sein Vertrag in Nürnberg war ausgelaufen, das Angebot,

das ihm der Zweitligist unterbreitet hatte, ""nicht zu akzeptieren"". Markus Lösch

hätte sich wohl auch schwer getan, es anzunehmen, wenn es besser dotiert gewesen

wäre. Nürnberg hat ihm zwar ganz gut gefallen: ""Aber der Unterschied zwischen

der ersten und der zweiten Liga ist krass."" Da traf es sich gut, dass sich Felix

Magath in jenen Tagen an seinen ehemaligen Spieler erinnerte und ihm den Wechsel

nach Frankfurt schmackhaft machte.


 Sein neuer Verein ist ausgerechnet der, dem er ""den bittersten Moment in meinem

Fußballerleben"" verdankt. Es war im Mai 1999 am letzten Bundesliga-Spieltag.

Markus Lösch saß - wegen eines Muskelfaserrisses außer Gefecht gesetzt - im

Frankenstadion auf der Ersatzbank, während ein paar hundert Kilometer weiter

nördlich die Eintracht den 1. FC Kaiserslautern 5:1 bezwang. Die Eintracht blieb

drin, der Club war draußen. Und mit ihm Markus Lösch.


 In Frankfurt, bei Magath, will er es nun noch einmal wissen. ""Ein ruhiger,

sachlicher Mann. Zuverlässig und in der Defensive auf verschiedenen Positionen

einsetzbar"", urteilt der Trainer über seinen Neuzugang. ""Ich bin bestimmt nicht

der Zauberfußballer"", sagt Markus Lösch über sich selbst, ""aber ich denke, dass

ich einen sicheren Ball spiele."" Leute, die im Mittelfeld weniger schöngeistige

Tätigkeiten - Bälle ablaufen zum Beispiel, oder Räume schließen - ausüben,

stünden nun einmal nicht so im Mittelpunkt: ""Dabei ist das auch wichtig.""


 Der baden-württembergische Verbandstrainer Paul Sauter hat den jungen Lösch,

der früher ein eher offensiv orientierter Mittelfeldspieler war, auf den

Trichter gebracht: ""Er hat mir vorgehalten, dass ich zu wenig nach hinten

arbeite."" Markus Lösch hat in diesem Punkt seit damals viel dazu gelernt. Bei

der Eintracht, die in diesem Jahr zur Abwechslung einmal nichts mit dem Abstieg

zu tun haben will, können sie solche Leute gebrauchen.

 

© Frankfurter Neue Presse, 2000