Von Christian Heimrich
Zinnowitz. Auf Usedom gibt es keine Berge, nur ein paar sanfte, waldige Hügel.
Da haben die Fußball-Profis der Frankfurter Eintracht, die im Trainingslager auf
der Ostseeinsel derzeit Kraft und Ausdauer für die kommende Bundesliga-Saison
sammeln, ja noch einmal Glück gehabt. Man kann Berge nämlich nicht nur
erklimmen, hat Felix Magath schon vor einiger Zeit heraus gefunden. ""Als er mich
1998 von den Stuttgarter Kickers nach Nürnberg geholt hat, ging es vor der
Saison nach Leogang in Österreich ins Trainingslager"", erinnert sich Markus
Lösch. ""Wir sind mit der Gondel auf einen Gipfel gefahren und bergab gelaufen.
Zweieinhalb Stunden lang, gleich am Anfang. Das hat alle ziemlich fertig gemacht.""
Auch Markus Lösch hat also gewusst, was ihn erwartet, als er bei Eintracht
Frankfurt unterschrieb: Harte Arbeit unter einem konsequenten Trainer. Das hat
den defensiv orientierten Mittelfeldspieler nicht abgeschreckt. Für den
28-Jährigen gelernten Industriemechaniker war es wichtig, wieder in der
Bundesliga zu spielen. Sein Vertrag in Nürnberg war ausgelaufen, das Angebot,
das ihm der Zweitligist unterbreitet hatte, ""nicht zu akzeptieren"". Markus Lösch
hätte sich wohl auch schwer getan, es anzunehmen, wenn es besser dotiert gewesen
wäre. Nürnberg hat ihm zwar ganz gut gefallen: ""Aber der Unterschied zwischen
der ersten und der zweiten Liga ist krass."" Da traf es sich gut, dass sich Felix
Magath in jenen Tagen an seinen ehemaligen Spieler erinnerte und ihm den Wechsel
nach Frankfurt schmackhaft machte.
Sein neuer Verein ist ausgerechnet der, dem er ""den bittersten Moment in meinem
Fußballerleben"" verdankt. Es war im Mai 1999 am letzten Bundesliga-Spieltag.
Markus Lösch saß - wegen eines Muskelfaserrisses außer Gefecht gesetzt - im
Frankenstadion auf der Ersatzbank, während ein paar hundert Kilometer weiter
nördlich die Eintracht den 1. FC Kaiserslautern 5:1 bezwang. Die Eintracht blieb
drin, der Club war draußen. Und mit ihm Markus Lösch.
In Frankfurt, bei Magath, will er es nun noch einmal wissen. ""Ein ruhiger,
sachlicher Mann. Zuverlässig und in der Defensive auf verschiedenen Positionen
einsetzbar"", urteilt der Trainer über seinen Neuzugang. ""Ich bin bestimmt nicht
der Zauberfußballer"", sagt Markus Lösch über sich selbst, ""aber ich denke, dass
ich einen sicheren Ball spiele."" Leute, die im Mittelfeld weniger schöngeistige
Tätigkeiten - Bälle ablaufen zum Beispiel, oder Räume schließen - ausüben,
stünden nun einmal nicht so im Mittelpunkt: ""Dabei ist das auch wichtig.""
Der baden-württembergische Verbandstrainer Paul Sauter hat den jungen Lösch,
der früher ein eher offensiv orientierter Mittelfeldspieler war, auf den
Trichter gebracht: ""Er hat mir vorgehalten, dass ich zu wenig nach hinten
arbeite."" Markus Lösch hat in diesem Punkt seit damals viel dazu gelernt. Bei
der Eintracht, die in diesem Jahr zur Abwechslung einmal nichts mit dem Abstieg
zu tun haben will, können sie solche Leute gebrauchen.
© Frankfurter Neue Presse, 2000