06.10.2024
Bundesliga

Marmoush hat das letzte Wort

Eintracht Frankfurt und der FC Bayern trennen sich 3:3 (2:2). Der Ausgleich für die Hausherren fällt tief in der Nachspielzeit (90. + 4).

Eintracht Frankfurt mit dem ersten Europa-League-Dreier aus Istanbul und Bayern München mit der ersten Pflichtspielniederlage aus Birmingham zurückgekehrt, begegneten sich mit mehr oder weniger gewollten personellen Veränderungen. Die Gäste traten im Vergleich zur 0:1-Niederlage in der Champions League bei Aston Villa mit Raphaël Guerreiro und Thomas Müller anstelle von Konrad Laimer und Kingsley Coman an. SGE-Cheftrainer Dino Toppmöller tauschte nach dem 3:1 gegen Besiktas JK fünf Mal oder einfacher aufgezählt: Es begann jene Elf, die das vorherige Bundesligaheimspiel 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen hatte.

Die Startelf von Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München.

Das Geschehen gegen die Fohlen als Vergleichswert genommen, halbierte sich der eigene Ballbesitz in Durchgang eins von über 40 auf unter 20 Prozent. Gerade in der Anfangsphase diktierten die Gäste Tempo und Räume, die Adler zogen sich im 4-4-2 angeordnet teilweise bis auf Höhe des Fünfmeterraums zurück. Abschlüsse und Chancen für den Rekordmeister verhinderte das nicht komplett, auch weil der erste Pass häufig in den Füßen des Kontrahenten landete.

Kaua Santos ist gegen Thomas Müller zur Stelle.

In der zweiten Minute legte Rechtsverteidiger Guerreiro quer für Michael Olise, der aus vollem Lauf daneben zielte. Wenig später fand ein Chip Müller, der nicht zum letzten Mal in Kaua Santos seinen Meister fand. Kurz darauf war es erneut Olise, der Santos aus der Distanz prüfte. Der Brasilianer lenkte das scharfe Geschoss gekonnt über die Latte. Eine Ecke mit Konsequenzen: Müller lauerte im Strafraum und legte ab für Min-jae Kim, der das zu diesem Zeitpunkt angesichts 84 Prozent Ballbesitz und 6:0 Torschüssen folgerichtige 1:0 für München erzielte (15.).

Omar Marmoush auf dem Weg zu seinem siebten Saisontor in der Bundesliga.

Was geschieht, wenn es dem Gastgeber gelang, das Leder länger als einen Wimpernschlag in den eigenen Reihen zu halten, bewies Frankfurt erstmals Mitte des ersten Durchgangs. Hugo Ekitiké behauptete das Spielgerät, Ansgar Knauff schickte Omar Marmoush auf die Reise. Der Ägypter schüttelte Guerreiro ab und netzte ins lange Eck zum Ausgleich (22.).

Am Schema änderte sich weiter wenig, am Spielstand schon. Nachdem Santos den freistehenden Müller nochmal zur Verzweiflung gebracht (30.) und einen Fernschuss von Serge Gnabry entschärft hatte (32.), war wieder die SGE an der Reihe.

Ähnliches Muster, anderer Torschütze. Diesmal enteilte Marmoush Dayot Upamecano und löste den Zwei-gegen-zwei-Konter mit dem rechtzeitigen Zuspiel auf Ekitiké, der Manuel Neuer zum zweiten Mal überwand – Spiel gedreht, 2:1 in der 35. Spielminute.

So dominant die Roten auch auftraten, erschien es doch mehr als paradox, dass auch das 2:2 nach einem Eckstoß und durch einen Innenverteidiger fiel. Diesmal führte der FCB kurz aus, die Hausherren schalteten einen Tick zu spät, Santos parierte erst gegen Olise und Upamecano verwertete den Nachschuss (38.). Der Pausenstand.

Vier Treffer in den ersten 38 Minuten.

Mit den Seiten wechselte auch das Personal, Mo Dahoud ersetzte Ellyes Skhiri und die Adler hatten nun die Nordwestkurve vor Augen, doch die Entfernung zum gegnerischen Gehäuse war meist beträchtlich. Als die Hessen drauf und dran waren, erneut im Deutsche Bank Park zu kontern, eroberten die Bayern den Ball zurück, Harry Kane bediente Olise und der Franzose schlenzte ein zum 2:3 (53.). Kurz darauf wollte Joshua Kimmich Santos mit einem direkten statt indirekten Freistoß im kurzen Eck überlisten, doch der 21-Jährige roch den Braten und war zur Stelle (56.).

Am Ansatz änderte das 2:3 weder in die eine, noch in die andere Richtung viel. Gemäß dem Motto: die Bayern wollten nicht anders als zu stürmen, die Eintracht, so hatte es den Anschein, konnte nicht mehr als zu reagieren. Und weil bei München nun die Absicherung stimmte sowie das Gegenpressing noch mehr griff, versandeten die allermeisten Offensivansätze. Daran konnten auch die Joker Junior Dina Ebimbe (66.), Jean-Mattéo Bahoya und Mario Götze (beide 75.) sowie Can Uzun (80.) nichts mehr ändern. Vielmehr verhinderte Santos gegen den ebenfalls eingewechselten Coman die Vorentscheidung (76.).

Die dicke Gelegenheit auf den Ausgleich blieb damit bestehen, Dina Ebimbe verpasste nach einem von Dahoud initiierten Gegenstoß die scharfe Flanke des durchgestarteten Rasmus Kristensen jedoch um Haaresbreite (84.). Der späte und stimmungsvolle Sturmlauf vor 58.000 Zuschauern im ausverkauften Deutschen Bank Park blieb scheinbar ohne Ertrag. Bis, ja bis Omar Marmoush in Minute 90 plus vier zum letzten Sprint dieses Spektakels ansetzte und wuchtig den 3:3-Endstand erzielte, der nach Überprüfung des VAR und eine Rettungstat von Santos später amtlich war!