11.08.2022
Europapokal

Maßstab, Lenz und die 150

Bayern und Real sind Geschichte, die Blicke sind nach Berlin gerichtet. Trotz zweier Niederlagen gilt es, Positives mitzunehmen.

In der zum Pressekonferenzraum umfunktionierten Turnhalle im Bauch des Helsinki Olympic Stadium war es weit nach Mitternacht, als Oliver Glasner zu den Journalisten sprach. Der Cheftrainer moderierte dabei den Zwiespalt, in dem er sich nach der 0:2-Niederlage im UEFA Super Cup gegen Real Madrid befand. „Ihr kennt mich, ich ärgere mich natürlich“, sagte an die Journalisten gerichtet, wusste aber auch, dass die Niederlage in der finnischen Hauptstadt gegen die vielleicht beste Mannschaft der Welt verdient zustande gekommen war. Den Knackpunkt hatte der Österreicher ausgemacht: „Gegen Mannschaften auf diesem Niveau musst du die wenigen Chancen, die du bekommst, nutzen. Das ist uns nicht gelungen.“  

Geschichte des Spiels: Lenz ist zurück

Erstmals seit Anfang Februar in einem Pflichtspiel über 90 Minuten im Einsatz: Christopher Lenz.

Durch den sich anbahnenden Wechsel von Filip Kostic und in Anbetracht der sechs Gegentore vom vergangenen Freitag war Glasner zu Umstellungen gezwungen. Die Folge: Christopher Lenz kehrte auf die linke Außenverteidigerposition zurück und stand damit erstmals seit dem 26. Februar wieder in der Startelf. Für den ehemaligen Eisernen war der Einsatz auch eine Art Belohnung für den Europa-League-Sieg, bei dem er mit dem ersten verwandelten Elfmeter der Eintracht den Sieg im Shoot-out eingeleitet hatte. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Chris einige Verletzungsprobleme in der Rückrunde hatte. Er hat das sehr gut gemacht“, urteilte Glasner.

Mit der Hereinnahme des 27-Jährigen stabilisierte der Österreicher die Defensive, die in der Rückwärtsbewegung zu einer Fünferkette wurde und über weite Strecken der Partie den Madrilenen wenig Raum gewährte. „Ihre Ruhe am Ball ist beeindruckend. Du hast gemerkt, wie erfahren sie sind und wie viele Titel sie schon geholt haben“, hatte Lenz ebenso wie seine Mitspieler Schwerstarbeit zu verrichten. „Bayern und Real sind nicht unser Maßstab. Jetzt kommt die Bundesliga, darauf konzentrieren wir uns, um unsere Ziele zu erreichen“, richtete der gebürtige Berliner die Blicke aber auch wieder nach vorne.

Zahl des Spiels: 150

Es war ein würdiges Jubiläum, der UEFA Super Cup. Das Duell zwischen dem Champions-League- und dem Europa-League-Sieger war für Eintracht Frankfurt das 150. Spiel in einem Wettbewerb der UEFA. Nach Partien im Cup der Landesmeister (7), Cup der Pokalsieger (24), UI-Cup (5), UEFA-Cup (60), der Europa-League-Qualifikation (8) und der Europa League (45) durften die Adlerträger erstmals im Super Cup antreten, den es vor 42 Jahren, als die Eintracht den UEFA-Pokal gewann, in dieser Form noch nicht gegeben hatte. Fast ein Drittel dieser Partien (44) hat die Eintracht seit dem DFB-Pokalsieg 2018 absolviert. Kevin Trapp stand zum 43. Mal für die Adlerträger international zwischen den Pfosten, fünf Spiele fehlen bis zur Marke von Karl-Heinz Körbel (48).

Das schreiben die Medien

  • kicker: „Zu klein für die ganz Großen“
  • Bild: „Eintracht […] deutlich aufmerksamer in der Verteidigung als gegen die Bayern. […] Schade, dass Eintracht zwei Fehler machte und im Angriff deutlich zu harmlos blieb. Übrigens: Die rund 10.000 Frankfurt-Fans fallen diesmal im Stadion nur positiv auf.“
  • Hessenschau: „Eintracht verkauft sich […] teuer.“
  • Süddeutsche Zeitung: „Frankfurt verliert mit Würde“

Das sagt das Netz

  • „Die Fans der @Eintracht müssen den Text zu „Ob mit Bus oder Bahn oder Flugzeug - scheißegal!“ wohl überarbeiten. Zumindest hätten diese Wechselgesänge auf Schiffen bei Helsinki eine Erwähnung verdient.“ (@fums_magazin)
  • „Mal beobachten. Kein Adlerträger nimmt die Silbermedaille ab. Mancher küsst sie sogar. Das ist Ehre. Stolz ein Adler zu sein. Respekt.“ (@mabagus)
  • „Chris Lenz bisher mit wenig Spielanteilen am Ball (wie die #SGE generell), dafür aber mit taktisch sehr kluger Arbeit. Gutes Defensivengagement, qualitativ gut und im Pressing sehr intelligent auch nach vorne. Freue mich auf eine gesunde Lenz-Saison!“ (@Nik_Staiger)
  • „ICH BIN TIEFENENTSPANNT! Danke @Eintracht für dieses Bonbon, die Welt hat zugeschaut, wir waren im Focus, und haben es gg #RMA richtig gut gemacht! Diese Leistung bitte in der Liga, insbesondere gg Augsburg, Mainz & Co., dann landen wir weit oben! FORZA SGE“ (@SGEuropa_de)

Ausblick: Back to the roots

Das Alltagsgeschäft ruft. Nach DFB-Pokal, Bundesligaauftakt mit viel Brimborium gegen den Abonnementmeister und UEFA Super Cup gilt es nun in den kommenden drei Wochen, vor dem Champions-League-Start im Punktspielbetrieb Zählbares aufs Konto zu bringen. Erste Gelegenheit: am Samstag das Auswärtsspiel bei Hertha BSC, bereits am Tag zuvor ist schon wieder Reisetag für die Mannschaft von Oliver Glasner. „Jetzt konzentrieren wir uns auf diese Spiele, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte Lenz am späten Mittwochabend in Helsinki. Nach dem Auslaufen am Donnerstagmorgen in Finnland geht’s zurück nach Deutschland – mit vollem Fokus auf die Aufgabe in der nächsten Hauptstadt, im nächsten Olympiastadion.