Niels, worauf lag in der Trainingswoche der Schwerpunkt?
Es gab nicht den einen Schwerpunkt, vielmehr ging es grundsätzlich darum, alles zu geben, sich gut vorzubereiten und den richtigen Fokus zu haben. Wir spielen zu Hause, da geht es um nichts anderes, als drei Punkte zu holen.
Einerseits 2025 in der Bundesliga ungeschlagen, national wie international tabellarisch mehr als im Soll, andererseits seit vier Pflichtspielen sieglos – was überwiegt?
In diesem Jahr in der Liga ungeschlagen zu sein, gibt uns ein gutes Gefühl. Gleichzeitig wissen wir, dass darunter zuletzt drei Unentschieden waren. Insgesamt spielen wir eine gute Saison und möchten uns oben behaupten. Dafür ist es wichtig, am Sonntag zu gewinnen.
Nach zuvor ein paar Partien ohne Einsatz hast du zuletzt dreimal in Folge gespielt. Für deine Impulse von der Bank gab es Lob von außen. Wie hast du die vergangenen Wochen wahrgenommen?
Nicht oder nur wenig zum Einsatz zu kommen, war eine schwierige Zeit für mich. Aber ich bin drangeblieben, habe weiter an meine Fähigkeiten geglaubt und das Vertrauen gespürt. Ob ich von der Bank komme oder von Anfang an spiele: ich halte mich bereit, um der Mannschaft so gut wie möglich zu helfen.
In Frankreich war meine Rolle mit mehr offensiven Freiheiten verbunden.
Niels Nkounkou
Spielst du lieber in einer Fünfer- oder Viererkette?
Ich bin ein Spieler, der gerne und häufig mit Schwung nach vorne geht. Deshalb fühle ich mich grundsätzlich sehr wohl, wenn hinter mir drei Innenverteidiger spielen. Nichtsdestotrotz habe ich gelernt, in einer Viererkette zu agieren und mein Defensivverhalten zu verbessern. Entsprechend kann ich mir vorstellen, in beiden Grundordnungen zu spielen.
Wie unterscheiden sich die Anforderungen für dich konkret?
Mit Dreierkette spiele ich in der vorletzten Reihe, in der Viererkette in der letzten Linie. Das heißt für die Außenverteidiger, dass es niemanden mehr hinter dir gibt, der einen absichert. Damit geht mehr defensive Verantwortung einher.
Bei der Vorstellung im September 2023 hast du erklärt: „Dino Toppmöller verlangt von mir andere Dinge [als in St. Etienne; Anm. d. Red.] und gibt entsprechend andere Anweisungen.“ Welche genau sind das?
Im ersten Schritt ging es um die Anpassung an die Taktik. Die Systeme in St. Etienne und Frankfurt ähneln sich zwar, aber in Frankreich war meine Rolle mit mehr offensiven Freiheiten verbunden. Bei der Eintracht und in der Bundesliga ist es extrem wichtig, gewissenhaft nach hinten zu arbeiten und eine gute Struktur zu haben. Das war erstmal neu für mich und Teil eines Anpassungsprozesses.
Wie weit hast du dich angepasst, wo besteht Verbesserungsbedarf?
Ich versuche, die Vorgaben seit meiner ersten Saison hier so gut wie möglich umzusetzen, kann mein Abwehrverhalten aber weiter verbessern, um den Anforderungen gerecht zu werden. Da bin ich dran und bin zuversichtlich, dass es in die richtige Richtung geht.
Ein immer wieder aufkommendes Thema sind Gelbe Karten, die auch mal zu früheren Auswechslungen geführt haben. Hast du Lösungsansätze gefunden?
Ich bin ein emotionaler Fußballer, was vielleicht meinem Offensivdrang zugutekommt, aber eben auch zu intensiven Zweikämpfen führt. Manchmal muss ich hier ruhiger werden und die richtige Balance finden. Ich spreche viel mit dem Trainer und möchte mich auch in dieser Hinsicht verbessern, um meinen Elan besser zu kanalisieren. Es dürfte jedem klar sein, dass es am wenigsten in meinem Sinne ist, der Mannschaft zu schaden.
Ihr wollt häufiger über Flanken gefährlich werden. Siehst du dich hier besonders gefragt aufgrund deiner Fähigkeiten mit dem linken Fuß?
Ich glaube, in dieser Saison haben wir weniger Tore nach Flanken erzielt als in der vorigen Spielzeit. Da müssen wir wieder hinkommen. Aber ob die Vorlage am Ende von mir oder von jemand anderem kommt, spielt für mich keine Rolle. Ich freue mich über jeden Scorer, sei es durch die Kollegen oder mich.
Bei der Eintracht trägst du die 29, davor die 27, 37, 14, 18 – hast du eine Lieblingsnummer?
Eine Lieblingsnummer gibt es nicht, aber jede Zahl, die ich getragen habe, hatte einen Bezug zu Familienangehörigen. Deshalb hat jede eine besondere persönliche Bedeutung. Die 29 ist meinem Neffen gewidmet, der am 29. Oktober geboren ist.
Im April 2021 bist du mit Everton auf Crystal Palace getroffen, auf der Gegenseite traf der eingewechselte Michy Batshuayi zum 1:1-Endstand. Erinnerst du dich?
Michy war mir bereits ein Begriff, aber an dieses Spiel kann ich mich nicht wirklich erinnern, es ist tatsächlich schon länger her. Wenn er damals getroffen hat, schön für ihn und schade für Everton (lacht).
Ihr beide habt eine Vergangenheit in Lüttich und Marseille sowie in England. War das schon Gesprächsthema?
Das waren tatsächlich bereits Gesprächsgrundlagen. Es macht immer Spaß, Gemeinsamkeiten und schöne Erinnerungen miteinander zu teilen.
Was erwartest du gegen Kiel für ein Spiel?
Das Spiel wird wie jedes in der Bundesliga schwierig. Unabhängig davon, wer der Gegner ist, müssen wir alles auf dem Platz lassen, von der ersten bis zur letzten Sekunde wach sein und die Vorgaben des Trainers bestmöglich umsetzen.