21.03.2022
Bundesliga

Mehrfach am Maximum

Jakic läuft aufs Treppchen, Glasner punktet sich zum Rekord, die Mannschaft bestätigt einen Trend des März und blickt speziellen Wochen entgegen.

Einordnung: Leidenschaft und Laufvermögen

Wer wollte, konnte nach dem Auswärtsauftritt der Eintracht am Sonntag in Leipzig durchaus Parallelen zum Achtelfinalrückspiel drei Tage zuvor gegen Real Betis Balompié ziehen. Nur von der Gegenseite betrachtet. In beiden Fällen hatte der Gastgeber die größeren Gelegenheiten, jeweils zwei Aluminiumtreffer und eine Riesenchance aus Abseitsposition. Weshalb angesichts 7:0 Schüssen auf das Tor aus Sicht der Sachsen im Lager der Hessen weitgehend Einigkeit herrschte, mit dem 0:0 das Maximum herausgeholt zu haben.

„Natürlich hatte Leipzig ein klares Chancenplus. Wiederum ging fast jeder Großchance ein Fehler von uns voraus“, bewertet Oliver Glasner das Spielgeschehen. Gleichzeitig bemerkte der Cheftrainer mit Blick auf die sich gebotenen Räume: „In der ersten Halbzeit kommen wir zwei Mal nicht zum Abschluss, in der zweiten Halbzeit sind die Schnittstellenbälle nicht angekommen.“ Dann, und darauf legte der Fußballlehrer gesonderten Wert, komme es darauf an, „mit allem, was du hast, zu verteidigen. Das haben die Jungs großartig gemacht. Angesichts des Programms, das wir zuletzt abgespult haben“, zeigte sich der 47-Jährige „mit dem Spiel und Ergebnis zufrieden.“

Muss immer seltener den Alleinunterhalter spielen: Flügelflitzer Filip Kostic.

Immerhin rissen die Adlerträger, die mit Ausnahme des gesperrten Djibril Sow zum fünften Mal innerhalb von 15 Tagen mit der gleichen Startelf angetreten waren, mit 118,70 Kilometern die größte Laufdistanz aller Bundesligisten am 27. Spieltag ab, über vier mehr als die ohne Englische Wochen ausgekommenen Hausherren (114,05). Angeführt von Kristijan Jakic, dessen 12,05 Kilometer am Wochenende einzig Kölns Ondrej Duda (12,35) und Augsburgs André Hahn (12,08) überboten. Auf der Gegenseite kam mit Josko Gvardiol (11,1) übrigens ein Innenverteidiger auf die größte Distanz. Dass der Kroate zudem der am häufigsten gepresste Akteur war (43 Mal), lässt immerhin den Interpretationsspielraum zu, dass die Hessen zwar mehr gegen als mit dem Ball gefordert waren, dies aber meistens vorwärtsgewandt. Die „unglaubliche Leidenschaft“, die Glasner seinen Mannen attestierte, spiegelt sich auch in 19 Fouls und fünf Gelben Karten, letzteres ist ebenfalls Höchstwert, wider.

Zahl des Spiels: 6

Der Lohn war an Ende das vierte gegentorlose Spiel und der 38. Punkt dieser Saison sowie Platz acht vor der Länderspielpause. Damit einher ging nebenbei ein eingestellter Bundesligarekord. Denn Glasner hat nun alle sechs Vergleiche mit Leipzig remis gespielt, ein Kuriosum, das bislang nur Markus Gisdol gegen den SC Freiburg aufgestellt hatte.

Kevin Trapp hält mit sechs Paraden zum vierten Mal in dieser Saison die Null fest.

Dass dafür jedes Gegentor eines zu viel gewesen wäre, betonte Glasner am Sonntagabend nur zu gerne, als er auf die zurückerlangte Stabilität seiner Schützlinge zu sprechen kam: „Wir stehen seit Wochen sehr stabil. Die Dreierkette hat eine sehr gute Abstimmung und Präsenz im Verbund mit Kevin Trapp.“ Konkret zum Formhoch des Torhüters befragt befand Glasner: „Es war eine Topleistung, wie in der gesamten Saison. Das braucht es auch, um gegen ein Champions-League-Team zu bestehen. Er hatte tolle Paraden.“ Um genau zu sein: Exakt sechs, so viele wie der Coach nun Unentschieden gegen Leipzig, das ist neuer Bundesligarekord. Auch Domenico Tedesco hatte „einen sehr guten Kevin Trapp“ gesehen.

Geschichte des Spiels: Neue Ausgewogenheit

Dabei war Glasner eines wichtig zu betonen: „Fußball ist ein Mannschaftssport. Wir können nur gemeinsam gewinnen und wir verlieren auch gemeinsam.“ Diese ausgewogene Sichtweise findet sich gewissermaßen auch in der Angriffstaktik wieder. Während lange von einer Linkslastigkeit die Rede war, hat sich dieses Bild nicht nur in Leipzig, sondern speziell im März gewandelt. Je 40 Prozent aller Vorstöße fanden gleichmäßig verteilt über die linke und rechte Flanke statt. Eine Woche zuvor gegen Bochum waren es rechts sogar mehr (39) als links (32), ebenso gegen Hertha BSC (40 zu 20). Letztmals umgekehrt war es gegen den FC Bayern, als 40 Prozent über links und 30 über rechts lief.

Das schreiben die Medien: Mit Trapp zu Null zum Punkt

Nichtsdestotrotz rückten die Schreiberlinge der Region vor allem den Schlussmann in den Fokus der Berichterstattung. Die Frankfurter Rundschau titelte: „Trapp hält Frankfurter Punkt fest“. Die hessenschau befand: „Trapp rettet Eintracht einen Punkt in Leipzig“. Die Bild sah eine „Eintracht mit TRAPP-PFOSTENLATTE-GLÜCK“ und die Rhein-Main-Zeitung im Gesamten einen Auftritt „[m]it Bravour“. Wiederum die FR bewertete, die „Nullnummer“ sei „auch okay“.

Ausblick: Länderspiele und Heimhattrick

Gelegenheit, während der Länderspielpause weiter darauf aufzubauen, wird nur bedingt vorhanden sein. Auch wird „Erholung nur teilweise“ gegeben sein, wie Glasner mit Blick auf elf abgestellte Nationalspieler feststellte. „Ich hoffe, dass alle gesund zurückkommen. Mit den anderen werden wir es natürlich nutzen, um auf der einen Seite ein Freundschaftsspiel zu bestreiten [Infos in Kürze; Anm. d. Red.], damit diejenigen, die zuletzt weniger gespielt haben, in einen Rhythmus kommen.“

Zum anderen werde es nach dem freien Montag und zwei Einheiten am Dienstag und Mittwoch „ein verlängertes Wochenende geben, um die Akkus wieder aufzuladen“. Von Freitag bis einschließlich Montag erhalten die Adler komplett frei, am Dienstagvormittag beginnt die Vorbereitung auf den heißen April, der gleich drei Heimspiele hintereinander bereithält: Gegen Greuther Fürth, den FC Barcelona und SC Freiburg. Dann, fordert Rafael Santos Borré, „müssen wir nach vorne schauen und uns auf die kommenden Spiele konzentrieren, damit dieser Punkt etwas wert ist.“