15.04.2022
Bundesliga

„Mit beiden Beinen fest auf dem Boden“

Oliver Glasner spricht über die Nacht wie den Tag nach dem Barca-Coup und ist gedanklich schon dabei, wie ein Sieg bei Union Berlin gelingen soll.

Ausnahmen sind in der Karwoche in Barcelona die Regel. Die Amtssprache in der Hafenstadt klingt Hessisch, die Flugnummer des Mannschafsfliegers lautet für den Rückflug dank einer kurzfristigen absoluten Ausnahmegenehmigung 1SGE – und Eintracht Frankfurt hat übrigns 3:2 im Camp Nou gewonnen. Aus zeitlichen Gründen entfiel auch kurzerhand die normalerweise obligatorische Bundesligapressekonferenz mit dem Cheftrainer. Deshalb hat EintrachtTV am Freitagmorgen mit Oliver Glasner die wichtigsten Fragen geklärt. Unter anderem ging es um...

...die Nacht des Triumphs in Barcelona: Ich denke, nicht nur für uns, sondern für alle Fans ist es nach dem Spiel noch etwas weitergegangen. So soll es auch sein. Wir haben es hier gemütlich ausklingen lassen, ein paar Stunden geschlafen und möchten nun versuchen, den Switch in Richtung Union Berlin zu schaffen. Das ist gerade nicht so einfach, aber wir bekommen das hin.

...die Einordnung des Siegs: Schon im Vorfeld hat man anhand der vielen Fans aus Frankfurt gesehen, welche Bedeutung das Spiel und welchen Glauben die Fans an die Mannschaft haben. Ich habe mit unserem Präsidenten Peter Fischer gesprochen, der meinte, es sei eine der aufregendsten und erfolgreichsten Nächte in der Geschichte von Eintracht Frankfurt. Hier dabei zu sein, ist toll, aber für eine Einordnung sind die unmittelbaren Eindrücke noch viel zu präsent. Bei mir rattert es schon wieder, was wir tun müssen, um nicht nur körperlich, sondern vor allem vom Kopf her topfit zu sein. Da haben wir schon noch etwas vor uns.

Das Interview in kompletter Länge zum Nachhören

...die Rückkehr der Fans: Was sie geleistet haben, war nochmal mehr als wir es uns überhaupt vorgestellt haben. Nach drei Heimspielen in Folge mit nahezu vollem Stadion und toller Stimmung und nun in Barcelona kann ich das nachempfinden, was mir viele erzählt haben, bevor ich in Frankfurt angefangen habe. Jetzt mittendrin zu sein, ist nochmal viel schöner. Wir schreiben eine unglaubliche Geschichte und möchten diese noch weiterschreiben. Wir sagen nicht, Barcelona war der Höhepunkt, sondern haben noch einiges vor.

...Regeneration: Wir haben das Frühstück etwas verlängert und es den Spielern offengelassen. Am Mittag treffen wir uns zu einem lockeren Strandlauf. Wir haben ein paar Spieler, die die Intensität und vielen Meter, die sich machen mussten, deutlich spüren. Daher entscheiden wir kurzfristig nach dem Training in Frankfurt, wenn wir sehen, wer fit ist. Es kann durchaus sein, dass die eine oder andere frische Kraft ins Spiel kommt. Bei Djibril Sow wird es für Sonntag nicht reichen. Er hat immer noch Schmerzen bei gewissen Bewegungen. Deswegen werden wir kein Risiko eingehen.

...Rotation: Schon gegen Freiburg und Barca haben wir je zwei neue Spieler in der Startelf gehabt. Es gilt, was ich oft sage: Wir brauchen jeden Einzelnen. Die Jungs sollen immer und für jede Minute bereit sein. Das sind sie. Wir werden sehen, wer körperlich in der Lage ist, die bestmögliche Leistung zu bringen. Mit diesen denjenigen wir in Berlin antreten und ganz klar auf Sieg spielen, wohlwissend, dass bei Union eine sehr schwere Aufgabe wartet.

Das Wichtigste ist, dass wir bereit sind, ein sehr physisches Spiel anzunehmen und dagegen zu halten.

Cheftrainer Oliver Glasner

...den 1. FC Union Berlin: Gestern habe ich noch Union Union sein lassen. Aber nun beginnt langsam die Vorbereitung, ich werde mir den Gegner mit unserem Analysten schon auf dem Rückflug ansehen. Sie sind sehr, sehr heimstark in ihrem engen Stadion und haben viel Tempo mit Taiwo Awoniyi und Sheraldo Becker. Die Mannschaft ist sehr gut organisiert im 3-5-2 und schaltet nach vorne blitzschnell um. Das Wichtigste ist, dass wir bereit sind, ein sehr physisches Spiel anzunehmen und dagegen zu halten. Das wird die Herausforderung für die zwei Tage bis dahin.

...die Umstellung auf die Bundesliga: Das werden wir von den Jungs einfordern. Sie haben schon oft gezeigt, dass sie alles reinwerfen können, wie zwischen Betis gegen Bochum und Leipzig. Ich bin davon überzeugt, dass sie das wieder tun werden. Jeder kennt es, nach einem extremen Glücksgefühl den einen oder anderen Tag zu brauchen, um wieder geerdet zu sein. Das ist unsere Aufgabe. Um in Berlin gewinnen zu können, müssen wir mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Wir werden vorbereitet sein.