Die Bestandsaufnahme am Wochenende glich der Rezeptur eines schmackhaften Cocktails. „Das Learning muss sein, dass du Spannung, Schärfe und Fokus brauchst, aber auf der anderen Seite auch den Schuss Lockerheit“, reflektierte Dino Toppmöller am Sonntagabend. Ins selbe Horn wie der Cheftrainer stieß Sportdirektor Timmo Hardung: „Zum Toreschießen brauchst du Lockerheit und Spielfreude. Intensität ist die Basis. Auf der anderen Seite brauchst du Finesse, Selbstvertrauen, Lockerheit, um Chancen herauszuspielen und Tore zu erzielen. Für die nächste Woche ist es ganz wichtig, diesen Mix im Training hinzubekommen.“
Gemäß der Anleitung gestaltete sich sogleich die erste von drei Einheiten vor dem letzten Bundesligaspieltag in Freiburg. Wenn die ersten Eindrücke vom Platz neben der Wintersporthalle im Deutsche Bank Park als Indizien für die Herangehensweise im Breisgau dienen, sollten Verwaltungsmodus und Punktsicherung nicht im Matchplan stehen. Auch wenn bekanntlich ein Remis reicht, um den letzten Schritt zu gehen.
Passmuster im Dauertrab zu Beginn folgten Überzahlübungen auf engem Raum in Tornähe, etwas Rondo plus Torabschluss, um es vereinfacht zu beschreiben. Ob Verteidiger oder Stürmer, jeder war im Eins-gegen-eins gefordert. Etwa auch Rasmus Kristensen gegen Arthur Theate, die sonst Seite an Seite den Laden versuchen dicht zu halten. Obwohl einmal vom Dänen gestellt, war dem ehrgeizigen Belgier nicht nach Jammern zumute: Einmal aufgesattelt, Huckepack genommen und auf die Schulter geklopft. Liegt in der Natur des Sports, dass jedem Sieger immer ein Verlierer gegenübersteht. Leidenschaftlich verkörpert von Kristensen, der nacheinander Kevin Trapp nach einer Parade vor Glück ins Gesicht schrie und wenige Augenblicke später den überwundenen Amil Siljevic in den Arm nahm.
Momente der Aufmerksamkeit auf der einen, hochfrequentiertes Programm auf der anderen Seite. Zeitweise mussten sich die Adler wie in einem überdimensionierten Flipperautomat vorkommen, als im Sechs-gegen-sechs-Spiel ein Abschluss nicht gleich Unterbrechung bedeutete, sondern direkt die nächste Kugel in den Sechzehner gesegelt kam. Wahlweise hoch oder tief, von der Grundlinie oder durch Stefan Bucks linke Klebe aus dem Halbfeld.
Keine Frage, die Hessen sind vor den finalen 90 Saisonminuten auf Attacke gepolt und arbeiten durchdacht an der gewünschten Mixtur aus Gier und Gelassenheit – schließlich hatte noch nicht jeder unterm Adlerdach die Möglichkeit, aus dem Kelch der Königsklasse zu kosten.