Am vergangenen Dienstag hat der Aufsichtsrat der Eintracht Frankfurt Fußball AG jeweils einstimmig beschlossen, den Vertrag mit Vorstandsmitglied Philipp Reschke bis Juni 2029 zu verlängern und Julien Zamberk zum neuen Finanzvorstand zu bestellen. Zamberk hat einen Vertrag bis Ende 2027 erhalten und am Freitag die Nachfolge von Oliver Frankenbach angetreten. An diesem Montag hat sich der 36-Jährige an der Seite von Vereinspräsident Mathias Beck, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats ist, den Medien präsentiert. Beck und Zamberk sprachen unter anderem über …
… die Nachfolgeregelung
Mathias Beck: Wir hatten eine Findungskommission gegründet, um diverse Kandidaten als Nachfolger von Oliver Frankenbach zu gewinnen, und mit mehreren internen wie externen Kandidaten sehr intensiv gesprochen. Meine Intention war von Anfang an, eine interne Besetzung vorzuziehen. Ich wollte mit den Kollegen des Hauptausschusses Sven Janssen und Felix Wirmer sowie Hans-Dieter Brenner [Vorsitzender des Finanz- und Prüfungsausschusses; Anm. d. Red.] dennoch auf jeden Fall den Markt sondieren. Nach vielen Gesprächen kamen wir zum Ergebnis, dass eine interne Besetzung die beste Lösung für Eintracht Frankfurt und den Verein ist, um auf Erfolgskurs zu bleiben. Weil wir uns auf einen internen Kandidaten verständigt hatten, konnten wir frühzeitig sehr tief in die vor uns liegenden Themen gehen. Der Weg mit Julien als Mann mit Eintracht-Vergangenheit ist der richtige. Entsprechend einstimmig kam das Wahlergebnis zustande.
Julien Zamberk: Die vergangenen Wochen und Monate waren durchaus intensiv, aber sehr positiv und inhaltsgetrieben mit tief ins Detail gehenden Gesprächen über meine neue Position und die Herausforderungen, die damit einhergehen. Vielen Dank an Mathias Beck, die Findungskommission und den Aufsichtsrat für das einstimmige Votum und das Vertrauen. Es ist eine große Ehre und Verantwortung zugleich, als Finanzvorstand eines Klubs mit über 140.000 Mitgliedern zu arbeiten. Ich weiß, was der Verein für die Menschen, Partner, Politik und Mitarbeitenden bedeutet.
... den Vorstand
Mathias Beck: Im Vorstand und Präsidium sitzen ausnahmslos Leute mit viel Eintracht-Herz. Es ist eine unglaublich große Freude, welche Gemeinschaft wir bilden in der gesamten Eintracht-Frankfurt-Welt. Die Verlängerung mit Philipp Reschke bedurfte keiner langen Verhandlungsphase; wir haben schnell Einigkeit darüber erzielt, vorzeitig zu verlängern. Darauf sind wir als Aufsichtsrat stolz. Wir sehen grundsätzlich eine große Kontinuität und ein klares Weiterkommen, was die Festigkeit im Aufsichtsrat und Vorstand betrifft.
Julien Zamberk: Ich bin von meinen Vorstandskollegen sehr positiv aufgenommen und in den vergangenen Wochen begleitet worden. Das weiß ich sehr zu schätzen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Nicht mehr Referent, sondern Kollege zu sein, ist natürlich eine kleine Umstellung, aber der Umgang ist der gleiche geblieben. Das Heimspiel am Samstag war direkt ein dankbarer Einstand (schmunzelt).
… Vorgänger Oliver Frankenbach
Mathias Beck: Es war klasse, mit Oliver zusammenzuarbeiten. Er war seit 1998 im Verein und hat am Riederwald begonnen, was uns als e. V. besonders freut. Oliver war immer zuverlässig, die Zahlen waren gut und wir konnten ruhig schlafen. Er war ein guter Mitarbeiter und Vorstand für uns. Wir haben in den letzten Wochen viel Zeit zusammen verbracht für die Nachfolgesuche und Gespräche darüber geführt, was der Nachfolger mitbringen muss, was er leisten muss und wie wir es angehen. Vielen Dank an Oliver und alles Gute für die Zukunft! Wir haben ausgemacht, bei seinem ersten Stadionbesuch gemeinsam auf der Gegentribüne eine Bratwurst zu essen und ein Bier zu trinken.
Julien Zamberk: Ich habe mit Oliver über elf Jahre extrem vertrauensvoll zusammengearbeitet. Das hat immer sehr viel Spaß gemacht und war fachlich wie inhaltlich sehr gut. Das schätze ich sehr und bin mir der großen Fußstapfen bewusst, in die ich trete. Oliver hat über 26 Jahre alle Ebenen des Finanz- und Rechnungswesens durchlaufen bis zur Vorstandsebene. Dadurch kennt er den Verein und die Zahlen aus dem Effeff. Wir haben beide bei Eintracht Frankfurt e.V. am Riederwald begonnen. Ich denke, das sind schon mal gute Vorzeichen.
… Zamberks Werdegang
Mathias Beck: Die Tragweite der Entscheidung, wer neuer Finanzvorstand wird, war mir natürlich bewusst. Mit Blick auf die Zukunft, wie wir sie uns vorstellen, brauchten wir einen vernünftigen Kandidaten, der mit anpackt. Mit Julien haben wir jemanden, der tief in der Materie Eintracht Frankfurt drin ist. Das hilft uns extrem. Deshalb ist mir und uns die Entscheidung nicht schwergefallen. Aus meiner Erfahrung in früheren Unternehmen weiß ich, dass wir bei einer wirtschaftlichen Größe, durch die die Eintracht unternehmerische Dimensionen angenommen hat, unternehmerische Entscheidungen treffen müssen. Dafür ist Julien genau der Richtige. Denn er kennt bereits die Bereiche und entsprechende Bereichsleiter.
Ich kann mich auf alle Leute verlassen. Das ist ein wichtiger Faktor.
Julien Zamberk, Finanzvorstand Eintracht Frankfurt
Julien Zamberk: Angefangen habe ich als Praktikant am Riederwald und arbeite nun seit knapp elf Jahren für die Fußball AG. Erst als Referent des Vorstands, dann als Prokurist, seit 2020 auch als Geschäftsführer der Eintracht Frankfurt Stadion GmbH. Dadurch habe ich über die Jahre in verschiedenen Positionen sehr guten Einblick in die Klubstruktur bekommen. Es gab kaum eine strategische oder geschäftspolitische Entscheidung, in die ich nicht involviert war. Sei es die Eigenvermarktung, der Stadionbetrieb oder auch die Gründung weiterer Geschäftsbereiche und Tochtergesellschaften. Durch diese Erfahrung, nicht bei null anzufangen, sondern tief im Thema zu sein, sehe ich mich in der Lage, die mir anvertraute Verantwortung zu übernehmen.
… das Aufgabenprofil
Julien Zamberk: Natürlich ist es absolut entscheidend, die Finanzdaten im Griff zu haben und die wirtschaftliche Situation korrekt zu erfassen. Die vergangenen Monate waren dabei extrem hilfreich, um gemeinsam mit Oliver Frankenbach und dem Team im Rahmen unseres übergreifenden Strategieprozesses die strategische Finanz- und Geschäftsplanung zu erarbeiten. Gleichzeitig möchte ich aber meine enge Zusammenarbeit mit den Fachbereichen beibehalten, um weiterhin auch in der strategischen Planung unserer diversen Geschäftsbereiche involviert zu sein und ihre Auswirkung auf unsere wirtschaftliche Situation zu steuern.
… Arbeitsweise
Julien Zamberk: Ich weiß, dass ich die Themen nicht alle alleine bewältigen muss. Wir haben ein sehr starkes Team im Finanzbereich, geleitet von Johannes Möglich. Ich fühle mich gut und sicher, weil ich weiß, dass wir mit dem ganzen Team sehr gut aufgestellt sind. Das gilt auch für alle anderen Fachbereiche und die Personen, mit denen ich bislang sehr vertrauensvoll gearbeitet habe und das auch zukünftig vorhabe. Das gilt ebenso für die Stabsstelle des Vorstands. Ich kann mich auf alle Leute verlassen. Das ist ein wichtiger Faktor. Ich kann versichern, meine Rolle mit Seriosität und wirtschaftlicher Vernunft sowie nach meinem besten Wissen und Gewissen auszufüllen.
… Zukunftsperspektiven
Mathias Beck: Was wir in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt haben, ist außergewöhnlich im Vergleich zu anderen Traditionsvereinen. Kontinuierliche Arbeit mit einem sehr guten Team haben uns dahin gebracht, wo AG und Verein heute stehen. Wir sind der größte Mehrspartenverein der Welt mit einer Profifußballmannschaft. Wenn man sieht, wie viele Traditionsvereine in der zweiten Liga spielen, können wir extrem stolz sein. Nichtsdestotrotz müssen wir jeden Tag darüber nachdenken, wie der nächste Schritt aussieht, mit möglichst keinen Fehlern. Unser Anspruch und Ansatz sind, aus der Region heraus Kapital zu mobilisieren, um mit Liebe zum Verein die Leute zu finden, die uns unterstützen. Das Thema Kapitalmaßnahme gehört dazu. Die große Zielsetzung und Herausforderung dabei ist, als Verein gestärkt daraus hervorzugehen.
Julien Zamberk: Es gibt eine klare Strategie, die einen Wachstumskurs auf sportlicher, wirtschaftlicher und operativer Ebene beinhaltet. Die Besetzung durch meine Person erfolgte unter der Voraussetzung, dass wir an der Strategie festhalten und den Wachstumskurs mit wirtschaftlicher Vernunft weiterfahren wollen. Gleichzeitig gehen mit wachsenden Erlösen auch steigende Kosten einher. Da spielt unsere Kapitalbasis und das Zusammenspiel zwischen unserem Fremd- und Eigenkapital eine wichtige Rolle. Vor allem unsere Transferstrategie und die Investitionen in den Spielerkader, der ein signifikantes Erlöspotenzial beinhaltet, aber eben kein Bankguthaben darstellt - erfordern eine entsprechende Liquiditätsvorsorge. Hierfür müssen wir unsere Kapitalbasis entsprechend aufstellen, um unseren eingeschlagenen Wachstumskurs fortzufahren und gleichzeitig vernünftig abzusichern. Die Themen hat Oliver Frankenbach bereits vor einiger Zeit angeschoben und wir haben in den letzten Wochen und Monaten sehr intensiv daran gearbeitet. Ich übernehme dieses wichtige Handlungsfeld nun und möchte die erarbeiteten Maßnahmen gemeinsam mit allen Beteiligten zeitnah zum Abschluss bringen. Wenn ich am Ende starke Zahlen präsentieren darf, richtet sich mein Dank zuallererst an die anderen Vorstandskollegen und die Fachbereiche. Denn die Zahlen resultieren am Ende aus deren Arbeit.