02.09.2024
Team

Mo Dahoud: Spielmacher mit Tiefe

Werdegang, Jokerrollen mit besonderer Note, Bekanntschaft mit La Furia Roja, wo immer nötige Heimatverbundenheit und dem Wunschprofil der Eintracht entsprechend. Mahmoud Dahoud im Portrait.

13 Nationalspieler sind ausgeflogen, zehn im Deutsche Bank Park nicht so häufig anzutreffende Gesichter, die ansonsten für die U21 und U19 im Einsatz sind, durften sich im Montagstraining präsentieren und mit den technisch-taktischen Gepflogenheiten bei den Profis Bekanntschaft machen. Und dann war da noch einer, den sich Co-Trainer Stefan Buck früh zur Seite nahm, um die Pass- und Freilauf-Schemata unter dem Adlerdach zu erklären: Mahmoud Dahoud, am Abend des Deadline Day präsentiert und direkt mittendrin.

Bis 2026 hat der 28-Jährige, der zuletzt bei Brighton & Hove Albion unter Vertrag stand, in Frankfurt unterschrieben. Wobei der Deutsch-Syrer die vergangene Rückrunde leihweise bei Vizemeister VfB Stuttgart verbracht hat und so betrachtet abgesehen vom Premier-League-Ausflug auf die Insel als Kind der Bundesliga gilt. 175 Einsätze in der deutschen Beletage – davon exakt 100 für die Elf vom Niederrhein –, 102 Siege mit Stuttgart, Dortmund und Mönchengladbach.

Die SGE ist somit die fünfte Profistation für den Mittelfeldmann. Fünf Geschichten dazu.

1. Vom Fohlen zum Adler

Wo genau Mo Dahoud am frühen Sonntagabend die Auslosung des DFB-Pokals verfolgt hat, ist nicht überliefert. Das Ergebnis ist aus Sicht des in Amûdê‎ geborenen und kurz darauf mit den Eltern aus Syrien geflohenen Dahoud, kaum zu übertreffen. Immerhin gastiert Ende Oktober jener Verein im Stadtwald, dem er den Sprung in den Profifußball zu verdanken hat: Borussia Mönchengladbach.

Bei Jugendklub SC Germania Reusrath empfahl sich Dahoud für Fortuna Düsseldorf, 2010 wurde der Fohlenstall auf den heute 28-Jährigen aufmerksam. Mit der Borussia feierte Dahoud auch den ersten verbrieften Titel: mit der zweiten Mannschaft die Meisterschaft der Regionalliga West 2015.

Zu jenem Zeitpunkt blickte Dahoud bereits auf sein Profidebüt zurück, Lucien Favre schickte ihn am 28. August 2014 im Europa-League-Qualifikationsspiel beim 7:0 gegen Sarajevo ins Rennen – für den frisch gekürten Weltmeister Christoph Kramer.

2. Weltmeisterliche Einwechslungen

Wieder vereint: Mahmoud Dahoud und Mario Götze.

Rückblickend lässt sich eine kleine Reihe an für Dahoud ausgewechselten gestandenen Akteuren erkennen. Im ersten Europa-League-Gruppenspiel im Oktober machte Granit Xhaka Platz, die BVB-Premiere 2017 ging auf das Auswechselkonto von: Mario Götze.

3. Spaniens Goldener Generation die Stirn geboten

Überhaupt haben es die internationalen Berührungspunkte des 34-maligen Juniorennationalspielers in sich. Da wäre zum einen der U21-Europameistertitel 2017 zu nennen. Zum anderen aber auch die U21-EM zwei Jahre später, als die UEFA im Vorfeld des Endspiels des Titelverteidigers gegen Spanien die Frage stellt: „Final hero: Ceballos or Dahoud?“ Frankfurts neue Nummer 18 und die Nummer 19 von Real Madrid prägten ihrerzeit die Geschicke ihrer Teams.

Am 30. Juni 2019 behielten letztlich die Iberer mit 2:1 die Oberhand, der Blick auf die Belegschaft der Furia Roja lässt keine Fragen offen. In der Abwehr stand der ehemalige Adlerträger Jesús Vallejo. Vor allem aber zählten zum Aufgebot von, aufgepasst, Luis de la Fuente mit Álvaro Morata, Fabián Ruiz, Dani Olmo, Mikel Merino und Mikel Oyarzabal inklusive des Nationaltrainers sechs Protagonisten des amtierenden Europameisters.

4. Das Anforderungsprofil

Insofern verwundert es nicht, dass Eintracht-Sportdirektor Timmo Hardung im Zuge des Transfers verkündete: „Mit Mo Dahoud konnten wir einen erfahrenen Spieler verpflichten“.  Auch Markus Krösche unterstrich im Deadline-Day-Interview: „Mo hat die nötige Erfahrung“. Der Sportvorstand präzisierte:

„Gerade in der Bundesliga, aber auch international. Er kann den tiefen Spielmacher geben und das Spieltempo lenken. Es war klar, dass wenn wir noch jemanden für das defensive Mittelfeld holen würden, dann jemanden vom Typ Spielgestalter, der unter Pressingdruck Lösungen hat.“ Am Samstag erklärte Cheftrainer Dino Toppmöller auf Nachfrage: „Wir wollten einen Spieler auf der Position, der offensiv auftritt und Bälle schnell hinter die Kette spielen kann. Mo hat richtig Lust auf den Verein und die Aufgabe. Wir freuen uns, dass er da ist!“

5. Verbundenheit mit Stadt und Land

Der Gelobte selbst bekräftigte nach der Ankunft am Freitag erstmal gegenüber EintrachtTV, einen „sehr, sehr herzlichen Empfang“ gehabt zu haben. „Ich bin sehr gut angekommen“. Er selbst definiere sich in erster Linie über „Spielfreude, Leidenschaft, Siegeswille und Teamgeist“.

Wie sehr Dahoud den Wohlfühlfaktor auch zurückzugeben imstande ist, bewies er etwa zur Coronazeit, als er sich für das von Marco Reus initiierte Projekt „Help your Hometown“ starkmachte, um mittelständischen Unternehmen in Dortmund zu unter die Arme zu greifen.

Mahmoud Dahoud: Nicht nur im Wortsinn ein Spielmacher mit Tiefe.