Am Mittwochabend war die Laune rund um die Schalker Arena bestens. Erleichterung herrschte ob der Tatsache, dass man mit dem FC Augsburg einen äußerst unangenehmen Gegner noch mit 3:2 schlagen konnte, obwohl nach dem verspielten 2:0-Vorsprung wieder alle Felle davon zu schwimmen schienen. Der erste Sieg nach drei Remis in Folge. Der FC Schalke 04 ist wieder da. "Wir haben wieder einen Schritt in unserer Entwicklung gemacht", freute sich Kapitän und Keeper Ralf Fährmann. Gegen Köln hieß es wenige Wochen zuvor noch 2:2 nach einem sogenannten "Sauspiel". Diesmal jedoch konnten die Knappen trotz des vermeintlichen Umschwungs nach dem verwandelten Foulelfmeter von Michael Gregoritsch noch einmal zurückschlagen und kamen ihrerseits nach einem Elfmetertor von Daniel Caligiuri noch zum Sieg.
Ein kleines Wagnis
Mit dem jungen Trainer Domenico Tedesco, der im Vorjahr Zweitligist Erzgebirge Aue in einer verzwickten Lage übernommen und die Veilchen noch zum Klassenerhalt geführt hatte, ging insbesondere Sportvorstand Christian Heidel ein kleines Wagnis ein. Doch der Deutsch-Italiener, gerade mal 32 Jahre jung, hat mit einer gesunden Mischung aus Mut und Besonnenheit den Erfolg nach Gelsenkirchen zurückgebracht, nachdem in der vergangenen Spielzeit der Europapokal verpasst worden war. Moral zeichnet Königsblau seit neuestem wieder aus, das dokumentiert nicht mal nur das 4:4 im Revierderby bei Borussia Dortmund nach einem 0:4-Rückstand. Die Mannschaft wirkt stabil, obwohl Top-Spieler Leon Goretzka seit mehreren Wochen verletzt ist.
Dennoch will Domenico Tedesco nicht so weit gehen, als dass man nun als erster Bayern-Verfolger durch die Liga marschieren könnte. "Die Fans dürfen ruhig von der Champions League träumen, wir dürfen das nicht. Denn bei uns ist kein einziges Spiel ein Selbstgänger. Wir müssen uns weiterhin alles hart erarbeiten."
Drei im Fokus
Ralf Fährmann - Nervenstarker Dauerbrenner
Pausen hat Ralf Fährmann nicht nötig: Seit April 2015, also seit 91 Partien, hat der frühere Eintracht-Keeper kein Bundesligaspiel verpasst und wurde dabei lediglich einmal ausgewechselt. Damit ist er der Dauerbrenner in der Liga. Nervenstärke beweist der 29-jährige Chemnitzer beim Elfmeterduell: Neun von 26 Strafstößen wurden verschossen, wenn der seit dieser Saison neue Schalker Kapitän im Kasten stand. In dieser Spielzeit unterlief Fährmann überdies noch nicht ein Patzer.
Bastian Oczipka - Angriffslustiger Verteidiger
Noch so ein ehemaliger Frankfurter, der auf der linken Abwehrseite bei Schalke eingeschlagen hat. Nur beim 0:2 gegen die TSG Hoffenheim stand Bastian Oczipka nicht auf dem Platz. Er zeigte sich in königsblau gut im Zweikampf (59 % gewonnen) und aktiv als Vorbereiter (47 Torschussvorlagen sind mit Abstand Schalke-Bestwert). Oczipka wurde deutlich häufiger gefoult (35mal) als er selbst foulte (12mal).
Naldo - Wehe, er läuft an...
Egal, ob in Bremen, Wolfsburg oder auf Schalke: Wenn Naldo gegen die Eintracht insbesondere bei Standards (mal als Weitschütze, mal als Kopfballungeheuer) mit nach vorne geht, wird es gefährlich: In der Saison 2006/07 gelang dem Brasilianer bei einem 6:2 in Frankfurt sogar der einzige Dreierpack in seiner Bundesligalaufbahn.