Jessic, die wichtigste Frage direkt zu Beginn: Wie geht es dir?
Es geht mir mittlerweile besser, ich bin nach der langen Zeit im Krankenhaus wieder im Alltag angekommen. Ich bin auf einem guten Weg und mache von Tag zu Tag Fortschritte.
Im Heimspiel gegen Elversberg am 12. April hast du dich in einem Zweikampf kurz vor Spielende schwer verletzt, Schien- und Wadenbeinbruch. Wie lange hat es nach Diagnose und erfolgreich verlaufener OP gedauert, bist du in den Kampfmodus schalten konntest?
Es hat schon zwei bis drei Tage gedauert. Ich war zu Beginn gebrochen. Aber mit dem Moment, als ich das Krankenhaus verlassen habe, habe ich den Kampfmodus geschaltet.
Das hat mir wirklich ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Jessic Ngankam über die Grußbotschaften aus Frankfurt
Natürlich von deinen Teamkollegen in Hannover, aber auch von Weggefährten aus dem Herzen von Europa haben dich zahlreiche Genesungswünsche erreicht. Wie hast du auf die Videobotschaften aus Frankfurt reagiert?
Es hat mich sehr gefreut, es war eine tolle Überraschung. Das hat mir wirklich ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen in einer für mich sehr schweren Phase für mich da sind und sich melden.
Wie sieht dein Reha- und Comeback-Plan in Absprache mit Hannover 96 und der Eintracht aus?
Aktuell bin ich zu Hause in Berlin bei meiner Familie und meinen Freunden. Hier absolviere ich fürs Erste meine Reha. Die Nähe zu meinen Liebsten tut gut. Das alles passiert selbstverständlich in Absprache mit 96 und Eintracht Frankfurt. Ich bin täglich im Gym, jedes Mal so drei bis vier Stunden beschäftigt. Dazu gehören neben Krafttraining auch das Fahren auf einem Fahrrad und Behandlungen. Mit diesem Fokus gehe ich auch die kommenden Wochen an.
In den Tagen nach der Verletzung hat man öfter gehört „Jessic wird stärker zurückkommen“. Dein Motto lautet?
Ich werde alles dafür geben, so schnell und stark wie möglich zurückzukommen. Ich habe noch einiges vor in meiner Karriere.
28 Spiele, vier Tore und zwei Vorlagen stehen für dich in Hannover zu Buche. Unabhängig der tragischen Verletzung: Wie siehst du deine persönliche Entwicklung in dieser Saison?
Ich habe mich auf jeden Fall entwickelt. Sportlich als auch menschlich. Ich habe viel Spielzeit bekommen, stand viel auf dem Platz. Das war mein Ziel. Wir haben Siege feiern können, aber auch Niederlagen einstecken müssen. Da habe ich viel mitgenommen.
Zwischen Platz eins und neun, auf dem Hannover aktuell steht, liegen gerade einmal acht Punkte. Bis auf Relegationsplatz drei habt ihr nur vier Zähler Rückstand. Leider kannst du in dieser Saison nicht mehr aktiv eingreifen, aber dennoch: Wie fühlt es sich an im wohl verrücktesten Aufstiegsrennen seit Jahren?
Die vergangenen Wochen lief es für uns als Team nicht wie erhofft, wir haben den Schritt nach ganz oben verpasst. Umso mehr wollen wir jetzt auf uns schauen, unsere Hausaufgaben erledigen und unsere Punkte holen. Die Leistung, die wir beim Heimsieg gegen Köln am vergangenen Wochenende auf den Rasen gebracht haben, wollen wir bestätigen.
Wagst du es, eine Prognose für den Saisonendspurt in der Zweiten Bundesliga abzugeben?
Da möchte ich keine abgeben, es spielen so viele Teams nach wie vor um die obersten drei Plätze mit. Da kann noch alles passieren.
Und für die Bundesliga? Aktuell steht die Eintracht auf Rang drei in der Tabelle – noch drei Spiele sind zu gehen.
Ich denke, die Eintracht spielt in der kommenden Saison auf jeden Fall international! Und natürlich wünsche ich mir, dass sich die Mannschaft für die Champions League qualifiziert.
Die Jungs können sehr stolz auf sich sein.
Jessic Ngankam über die bisherige Saison der Eintracht
Wie eng ist dein Draht zur Eintracht allgemein? Mit wem tauschst du dich regelmäßig aus?
Am meisten Kontakt habe ich zu Timmo Hardung. Er meldet sich regelmäßig bei mir und fragt mich nach meinem Befinden. Daher ist der Austausch mit der SGE definitiv vorhanden.
Was sagst du zur Saison der Eintracht? Hast du, sofern es dein Terminkalender in den vergangenen Monaten zugelassen hat, vor dem Fernseher mitgefiebert?
Natürlich fiebere ich mit. Es ist eine starke Saison, das freut mich sehr. Auch die Tatsache, dass es international bis ins Viertelfinale ging, auch wenn das Team zuletzt unglücklich ausgeschieden ist. Aber die Jungs können sehr stolz auf sich sein. Gerade die Europa-League-Spiele habe ich vor dem Fernseher mitverfolgt, die Bundesligapartien aber natürlich auch hin und wieder, wenn ich nicht gerade mit 96 auf dem Platz stand.
Du kennst Großteile des aktuellen SGE-Kaders. Gibt es einen Spieler, der dich in dieser Saison besonders überrascht hat?
Ich glaube, da muss ich Kaua Santos nennen. Obwohl das gar keine so große Überraschung ist in meinen Augen. Er hat eine tolle Rolle in dieser Saison gespielt, war echt wichtig. Er hat der Mannschaft viel mitgegeben, darüber freue ich mich. Aber dass er das kann, das war schon klar.
Am Wochenende gastiert die Eintracht im Rhein-Main-Duell beim 1. FSV Mainz 05. Frankfurt kann bei optimalem Verlauf den Champions-League-Einzug perfekt machen, Mainz steckt ebenfalls im Rennen um die internationalen Plätze. Was erwartest du für ein Spiel?
Ich erwarte ein sehr intensives Spiel, das auch von Emotionen geprägt sein wird. Ich hoffe aber natürlich, dass Frankfurt gewinnt.
Mainz ist seit elf Heimspielen ungeschlagen. Du kennst den Klub, hast in der vergangenen Rückrunde für die Nullfünfer gespielt, auch unter Trainer Bo Henriksen. Was erwartet die Eintracht dort am Sonntagabend?
Mainz wird ans Limit gehen, beißen, sich in jeden Zweikampf werfen und alles dafür tun, Punkte zu holen. Das Team hat sich stark entwickelt, das ist sicherlich auch auf Bo Henriksen zurückzuführen.
Ein Tipp für das Spiel?
Die Eintracht wird 2:1 gewinnen!