Situation
System, Funktionsteam, Transfergebaren. Die sportlichen Entscheidungsträger Manager Max Eberl und Cheftrainer Dieter Hecking haben aus der nicht zufriedenstellenden und von Verletzungen geprägten Rückrunde ihre Schlüsse gezogen und entsprechend gehandelt. Die von vielen Konkurrenten mittlerweile entschlüsselte Erfolgstaktik dieses Jahrzehnts gehört seit Sommer der Vergangenheit an. Mit dem aus Nizza losgeeisten Königstransfer Alassane Plea kam ein dafür passender Stürmertyp. Andreas Poulsen vom FC Midtylland und Michael Lang vom FC Basel gelten als verheißungsvolle Alternativen für die Außenverteidigerposten. Abgänge wie der von Jannik Vestergaard sollen intern kompensiert werden. Nicht zuletzt kam es im Team hinter dem Team zu personellen Veränderungen, inklusive neuem Mannschaftsarzt.
Formkurve
Im Borussia-Park sind die Fohlen nach wie vor eine Macht, setzten mit den Erfolgen gegen die Europa-Pokalteilnehmer Bayer Leverkusen (2:0) und FC Schalke 04 (2:1) erste Ausrufezeichen und damit eine Serie von saisonübergreifend fünf siegreichen Heimspielen fort. Die Probleme in der Defensive konnten trotzdem nicht kaschiert werden, wie sich unlängst bei der 2:4-Pleite bei Überraschungsmannschaft Hertha BSC zeigte. 63 zugelassene Torschüsse sind ligaweit die zweitmeisten. Grundsätzlich scheint auch die altbekannte Auswärtsschwäche trotz neuen Systems weiter anzuhalten.
Trainer
Nach Extrementwicklungen zwischen Champions League-Träumen und Abstiegsängsten hat Dieter Hecking die Elf vom Niederrhein seit seiner Amtsübernahme Ende 2016 zurück in den Realismus geführt. Der Ex-Profi erwies sich auf Anhieb als der erhoffte Stabilisator. Gleichzeitig verbinden sich mit seiner Person auch Hoffnungen auf eine stetige Weiterentwicklung bis hin zur Rückkehr ins internationale Geschäft. Der Wunsch Eberls, irgendwann sogar eine Trophäe in den Händen zu halten, ist ein offenes Geheimnis. Seine erfolgreichste Phase als Trainer hatte der ausgebildete Polizist beim VfL Wolfsburg, mit dem er 2015 Vizemeister und DFB-Pokalsieger wurde.
Taktiktafel
Nach dem zu Glanzzeiten unwiderstehlichen 4-4-2 mit zwei schwimmenden Neunern soll nun ein 4-3-3 für neue Impulse und die Gegner vor neue Rätsel stellen. Die für beide Varianten nötigen schnellen Flügelspezialisten sind in großer Zahl und Qualität vorhanden. Groß ist auch das Gedränge in der Zentrale, wo aktuell Tobias Strobl Weltmeister Christoph Kramer den Rang als erster Abräumer vor der Viererabwehrkette abgelaufen hat. Davor lassen Wahlweise Jonas Hofmann, Denis Zakaria oder Florian Neuhaus spielerische Elemente einfließen. Für Belebung sorgen ferner auch die Außenverteidiger, allen voran Institution Oscar Wendt.
Spieler im Fokus: Alassane Plea
Eine gewisse Ironie besitzt es schon, dass mit Lucien Favre ausgerechnet der Trainer, der bei der Borussia einst die Spielweise ohne ausgebildete Mittelstürmer etabliert hatte, nun genau den Angreifer bei OGC Nizza auf ein Level gehievt hat, für das der Bundesligist bereit war, eine Rekordablöse auf den Tisch zu legen. Eine Investition, die sich bisher auszuzahlen scheint. Schon in der Vorsaison war er mit 16 Treffern in der Ligue 1 kaum aufzuhalten, führt der 25-jährige Wirbelwind mit zwei Kopfballtoren wieder die teaminterne Torschützenliste an und war in den letzten drei Partien jeweils an einem Treffer beteiligt. Allein in Berlin feuerte der glühende Fan von Thierry Henry, dessen Rückennummer 14 er in Deutschland trägt, sieben Torschüsse ab.