Markus Krösche über ...
… die zurückliegende Saison: Wenn man die Platzierung sieht, dann können wir schon zufrieden mit Platz sechs sein. Gerade wenn man sieht, dass wir zu Beginn der letzten Saison einen relativ großen Umbruch hatten. Das war ein Stück weit vergleichbar mit einer Expedition, und zwar nicht auf den Feldberg, sondern auf den Mount Everest. Viele neue Spieler, neues Trainerteam sowie ein neuer Ansatz, Fußball zu spielen. Auf diesem Weg gab es dann noch Unwägbarkeiten, wie etwa die Abgänge von Kolo Muani oder Jesper Lindström. Ein solch großer Umbruch bei drei Wettbewerben trägt nicht dazu bei, dass sich ein gewisser Rhythmus einstellen kann. Wir hatten eine Phase im Spätherbst, in der wir es gut gemacht haben. Wir haben es aber nicht geschafft, Konstanz in unsere Leistungen zu bringen – das war ärgerlich. Wir wollten gut aus der Winterpause kommen, haben Leipzig geschlagen. Dann hat sich Sasa Kalajdzic leider das Kreuzband gerissen. Leider haben die Transfers im Winter nicht das gebracht, was wir uns im ersten Moment erhofft hatten. Es war eine schwierige Rückrunde, mit Platz sechs sind wir zufrieden – aber nicht mit der Art und Weise, wie wir teilweise Fußball gespielt haben.
Die gesamte Pressekonferenz zum Nachhören
… Ansätze: Wir wissen, dass wir viele Dinge verbessern müssen. Etwa, was den Punch sowie Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft nach vorne angeht. Wir müssen mehr Chancen und Abschlüsse kreieren, um in der Lage zu sein, mehr Spiele zu gewinnen. 14 Unentschieden ist eine Zahl, die niemandem gefällt, weder uns noch den Fans. Hinsichtlich der Konstanz unserer Leistungen haben wir noch viel Luft nach oben – das wissen wir. Wir wollen jetzt gemeinsam die nächsten Entwicklungsschritte gehen. Dafür müssen wir uns überprüfen – was haben wir gemacht, was war gut, was war schlecht, was müssen wir optimieren, worauf müssen wir mehr den Fokus legen.
… die Gespräche mit Cheftrainer Dino Toppmöller: Wir hatten eine gemeinsame Analyse der gesamten Saison, das ist ganz normal. Das machen wir jedes Mal – auch in der Winterpause. Es ging darum, die Sichtweisen darzustellen. Für ihn war es das erste Jahr als Cheftrainer in einem Klub wie der Eintracht. Er war in unseren Gesprächen sehr reflektiert, was seine Arbeit angeht. Wir haben offen und ehrlich darüber gesprochen, was wir besser machen, wo wir uns verändern und anpassen müssen. Es war ein sehr gutes Gespräch. Wir hatten viele Gemeinsamkeiten, wo wir den Hebel ansetzen müssen. Es war nie die Intention, dabei über eine Trennung zu sprechen. Die Gespräche haben nicht bedeutet, den Trainer in Frage zu stellen, sondern uns sehr selbstkritisch mit dem vergangenen Jahr auseinanderzusetzen und vor dem Hintergrund des Erreichens von Platz sechs nicht durch die rosarote Brille zu schauen.
… die Kritik an Dino Toppmöller: Wir alle müssen mit Kritik leben. Ich finde es aber schade, dass Dino so schnell so harten Gegenwind bekommen hat. Das war nicht immer fair und ich wünsche mir manchmal mehr Geduld und Ruhe. Man muss auch dem Trainer eine gewisse Zeit geben. Wir waren und sind von ihm zu 100 Prozent überzeugt.
Unser Ziel ist es, weiter international zu spielen, und das ist für uns als Klub eine große Aufgabe. Wir müssen an unsere Grenzen gehen und uns immer weiter verbessern.
Sportvorstand Markus Krösche
… den Eintracht-Fußball: Es geht nicht um Ballbesitzfußball, wir wollen aber eine gewisse Kontrolle haben. In den letzten Jahren haben wir viel auf Umschaltfußball gesetzt und waren damit auch sehr erfolgreich. Auch in der vergangenen Saison haben wir viele Tore aus Umschaltsituationen erzielt. Aber wir müssen es schaffen, auch aus dem eigenen Ballbesitz heraus Tore und gefährliche Situationen vorzubereiten. Da müssen wir uns verbessern, wir müssen schneller und zielstrebiger nach vorne kommen und im letzten Drittel Chancen kreieren. Daran werden wir konkret arbeiten. Auch die Grundaggressivität im Anlaufen ist einer der Punkte, wo wir besser werden müssen – mutiger gestalten, den Gegner früher unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen; den Weg zum gegnerischen Tor so kurz wie möglich halten. In die Sommervorbereitung werden wir mit nahezu allen starten können. Diese Trainingszeit hilft natürlich.
… die UEFA Europa League: Ich freue mich total auf die Europa League, das ist für uns ein super Wettbewerb. Die Champions League wäre rein finanziell eine super Geschichte gewesen, sportlich aber auch eine große Herausforderung. Das ist noch einmal ein anderes Level.
… Qualifikation für das internationale Geschäft: Wir müssen uns auf uns konzentrieren. Aber wenn man mal die vergangenen zehn Jahre anschaut, sind wir der Klub, der nach den Top Vier am meisten international gespielt hat. Das muss man einordnen. Es wird oben in der Tabelle sicherlich wieder kuschelig und nicht einfacher, wenn man sich den Wettbewerb in der Bundesliga anschaut. Unser Ziel ist es, weiter international zu spielen, und das ist für uns als Klub eine große Aufgabe. Wir müssen an unsere Grenzen gehen und uns immer weiter verbessern.
… die Transferphase: Im Großen und Ganzen ist es so, dass wir Transfererlöse erzielen müssen. Dabei werden wir immer wieder abwägen, ob wir verkaufen oder nicht verkaufen. Ich habe gewisse Preise im Kopf, und die will ich haben. Spieler können sich bei uns weiterentwickeln, und wenn sie dann den nächsten Schritt in ihrer Karriere gehen können und dabei unsere finanziellen Erwartungen erfüllt werden, dann sind wir bereit, sie auch ziehen zu lassen. Es soll nicht viele Veränderungen geben, wir wollen Spiele gewinnen und in allen Wettbewerben erfolgreich sein.
… der Kader: Wenn man sich unseren Kader anschaut, so haben wir mit Trapp, Koch, Skhiri, Götze, Chandler und auch Marmoush viel Erfahrung. Wir haben nicht nur junge Spieler geholt, und es geht immer um die Mischung. Dass Seppl uns während des großen Umbruchs in der vergangenen Saison weggebrochen ist, hat sehr wehgetan; er hätte uns sicherlich geholfen, schneller Stabilität reinzubringen. Nun müssen wir Fähigkeiten finden, die ihn ersetzen können. Es geht aber nicht immer unbedingt ums Alter, sondern um Qualität. Was können wir hinzufügen, das uns dabei hilft, Spiele zu gewinnen und erfolgreich zu sein – auch, was uns flexibler und variabler macht.
… junge Spieler und Leihspieler: Krisztián Lisztes und Nathaniel Brown [stehen als Neuzugänge bereits fest – Anm. d. Red.] werden auf jeden Fall zu uns stoßen und die Sommervorbereitung bei uns machen. Bei Paxten Aaronson werden wir eine Lösung finden, bei der wir ihn wahrscheinlich noch einmal verleihen. Igor Matanovic kommt zurück, bei Kristijan Jakic hat der FC Augsburg die Kaufoption gezogen. Bei Faride Alidou müssen wir sehen, wie sich die Sache entwickelt, das steht noch nicht fest. So auch bei Jessic Ngankam, er muss mehr Spielzeit bekommen.
Der Weg, den wir eingeschlagen haben, trägt langsam Früchte.
Sportvorstand Markus Krösche mit Blick auf den Nachwuchsbereich
… der Nachwuchsbereich: Der Weg, den wir eingeschlagen haben, trägt langsam Früchte. Spieler aus dem eigenen Nachwuchs haben bei den Profis Minuten bekommen – sei es Nacho, Baum, Collins oder Futkeu. Die Jungs haben ihre Basis in der U21, die eine sehr gute Regionalligarunde gespielt hat. Viele junge Spieler haben dort Spielzeit bekommen. Auch die U19 und U17 haben sich sehr gut entwickelt, mit vielen jungen Jahrgängen haben wir sehr guten Fußball gespielt – eine klare Weiterentwicklung. Was die U17 im Kampf um die Deutsche Meisterschaft gezeigt hat, war sicherlich außergewöhnlich. Wir können uns auf den ein oder anderen freuen, der bei den Profis im Training, eventuell auch in unserem Stadion auftauchen wird. Wir haben jüngst Dennis Schmitt als neuen U21-Trainer vorgestellt, der im Bereich Ausbildung seine Stärken hat.
… Nachwuchsspieler: Die Hauptaufgabe des NLZ ist es, Fußballprofis auszubilden. Im Optimalfall schaffen sie es zu uns in den Kader und bekommen ihre Minuten. Das ist aber nicht mehr ganz fair, denn die Entwicklung der Profimannschaft geht in die Richtung, regelmäßig international zu spielen. Für den Nachwuchs ist es nicht immer ganz so einfach, Minuten zu bekommen oder sich durchzusetzen. Bei Noel Futkeu haben wir gezeigt, dass wir Spieler in kürzester Zeit aus der Oberliga in den Profibereich bringen können [wechselt in die Zweite Bundesliga zu SpVgg Greuther Fürth – Anm. d. Red.]. Es geht uns nicht so sehr um Platzierungen oder Aufstiege, sondern darum, dass die Spieler Erfahrungen sammeln. Bei Elias Baum und Nacho Ferri streben wir eine Leihe an und sind bereits mit Klubs im Austausch – die Regionalliga hilft beiden nicht mehr bei ihrer weiteren Entwicklung, sie sollen auf nächsthöherem Level Minuten sammeln. Bei beiden haben wir die große Fantasie, dass sie später den Weg bei der Eintracht gehen können. Dafür wollen wir nun die passenden Rahmenbedingungen schaffen.
… die Zukunft von Sebastian Rode und Makoto Hasebe bei der Eintracht: Seppl wird erst einmal Zeit mit seiner Familie verbringen und Abstand gewinnen, was nach so einer langen Karriere total verständlich ist. Makoto hat schon während seiner aktiven Zeit seinen Trainerschein gemacht und will nun weitere Scheine machen. Er wird Teil des Trainerteams der U21 sein. Erfahrung als Co-Trainer sammeln, seine Expertise einbringen und dem neuen Trainer sicherlich auch dabei helfen, anzukommen.
… das Kapitänsamt: Es geht nicht um die Position auf dem Platz, sondern um Persönlichkeit und darum, wie man führt – auf dem Platz und in der Kabine, da gibt es ganz unterschiedliche Stile. Es ist letztlich aber nicht meine Entscheidung, sondern die von Dino. Andere müssen nun in die Führungsrollen reinwachsen, das musste Seppl als junger Spieler auch. Da gibt es viele, die in Frage kommen.
… Ausbeute nach Standardsituationen: Es kommt dabei auf viele Details an. Natürlich müssen wir uns dort verbessern. Wie bringe ich den Ball, mit welcher Überzeugung laufe ich in die Box. Möchte oder will ich das Tor machen – das ist ein wichtiger Unterschied. Wir müssen eine andere Überzeugung an den Tag legen, um das Tor machen zu wollen.
… die Saison der Eintracht Frauen: Wir haben eine sehr spannende Saison im Frauenfußball erlebt, haben drei Wettbewerbe gespielt. Es war eine schöne Champions-League-Zeit. Leider haben wir es nicht in die K.o.-Phase geschafft, trotzdem haben es die Spielerinnen sehr gut gemacht und sehr gute Leistungen gebracht. In der Bundesliga hat man dann gesehen, dass drei Wettbewerbe dazu führen können, dass man auch mal in ein Tal rutscht, aber da haben sie sich rausgekämpft und erneut Platz drei und damit die Qualifikationsrunde für die Women’s Champions League erreicht.