03.12.2021
Bundesliga

„Ohne Vertrauen geht es nicht“

Oliver Glasner erklärt, warum die persönliche Ebene wichtig ist, wie er mit personellen Härtefällen umgeht und was er gegen Hoffenheim erwartet.

Oliver Glasner über…

…die Personalsituation: Es ist außergewöhnlich, Anfang Dezember den gesamten Kader zur Verfügung zu haben. Kompliment an die Athletik- und medizinische Abteilung sowie die Spieler. Das zeugt von großer Professionalität bei dieser Vielzahl an absolvierten Spielen. Deswegen bin ich sehr froh, auf den gesamten Kader zurückgreifen zu können.

…die Belastungssteuerung: Wir schauen auf viele Parameter. Natürlich haben wir alle physischen Daten von jedem Training und jedem Spiel. Aus den subjektiven und objektiven Parametern erhalten wir ein gutes Bild. Die Spieler sind sehr professionell, was die Trainingsvor- und -nachbereitung angeht. Das Wichtigste ist nicht, bei so einer hohen Anzahl die Belastung zu verstärken, sondern zu schauen, wann es Zeit zur Erholung gibt. Dieses Gesamtpaket haben wir gut gesteuert. Wichtig ist auch, dass die Spieler diszipliniert sind und die Möglichkeiten bestmöglich umsetzen. Es ist wichtig zu wissen, ob die Spieler platt sind, um vielleicht eine Trainingsleistung einschätzen zu können. Darüber sprechen wir auch mit den Spielern. Mir ist immer wichtig, gemeinsam eine Entscheidung über die Leistungsfähigkeit zu treffen. Am Ende müssen die objektiven Parameter mit dem subjektiven Empfinden zusammenpassen.

…personelle Härtefälle: Auf der einen Seite ist es unangenehm, acht Spieler daheimlassen zu müssen. Aber es gibt auch keine Lösung. Acht wird es treffen. Es gibt ein Kriterium: Ausschließlich die Leistung. Diese Herangehensweise erwarten auch die Spieler selbst.

…seine Erwartungen gegen Hoffenheim: Ich erwarte ein äußerst schwieriges Auswärtsspiel. Hoffenheim spielt unheimlich gut und verfügt insbesondere in der Offensive über viele Waffen. Sie haben viel Tempo, viel Robustheit und hohe Spielintelligenz. Die Mannschaft spielt in meinen Augen um die Champions-League-Plätze mit. Aber auch wir sehen uns in einer sehr guten Verfassung. Wir werden ein intensives Spiel sehen. Beide Seiten schalten blitzschnell um. Das ist für uns Gefahr und Chance zugleich. Natürlich müssen wir die sehr variable Offensive in den Griff bekommen. Hoffenheim ist auch immer für einen Gegentreffer zu haben. Wir wollen die Räume, die Hoffenheim uns bietet, effektiv ausnutzen.

Die Pressekonferenz in voller Länge zum Nachhören gibt’s hier:

…die Bilanz gegen Hoffenheim: Ich schaue gerne auf aktuelle Statistiken, aber weniger auf historische. Die Vergangenheit sagt nichts über die Zukunft aus. Dass wir die vergangenen sechs Spiele gegen Hoffenheim gewonnen haben, heißt nicht, dass wir wieder drei Punkte sicher haben. Umgekehrt hätten wir beispielsweise gar nicht erst nach München fahren müssen und haben dennoch nach 20 Jahren wieder dort gewonnen. Wir gehen mit Freude, Spaß und Selbstvertrauen in das Spiel, werden den Hoffenheimern das Leben schwermachen – und möchten wie immer gewinnen.

…die Aussage des Tabellenplatzes: Wir haben bis Weihnachten wenig Trainingszeit. Im Januar und Februar erwarte ich von uns größere Schritte nach vorne. Ich bin positiv überrascht, wie wir uns in den vergangenen drei Spielen fußballerisch und in puncto Balance weiterentwickelt haben. Dennoch haben wir noch Luft nach oben, was die konstante Konzentration während den 90 Minuten angeht. Das habe ich auch den Spielern während einer ausführlichen Videoanalyse am Mittwoch gesagt.

…das Spiel ohne Zuschauer: Ich bedauere das, am liebsten spiele ich natürlich vor Zuschauern. Das ist das Salz in der Suppe. Beim Spiel Leipzig gegen Leverkusen habe ich weggeschaltet, weil dort einfach die Atmosphäre gefehlt hat. Deswegen finde ich es sehr schade, vor leeren Rängen zu spielen.

…Last-Minute-Treffer: Wenn wir in der letzten Minute den Siegtreffer erzielen, ist alles in Ordnung. Dann fahren wir auch mit drei Punkten nach Hause. Dennoch haben wir uns auf die vergangenen Spiele nicht so vorbereitet, dass wir das Spiel unbedingt bis zu 95. Minute spannend halten müssen. Man sieht auch an der Tabelle, dass die Plätze oben aktuell sehr umkämpft sind. Das macht auch den Fans Spaß. Das Idealszenario sind spannende Spiele, die bis zum Schluss entschieden werden können.

…das große Ganze: Wir denken vom ersten Tag an von Spiel zu Spiel. Jetzt konzentrieren wir uns auf Hoffenheim, danach kommt Fenerbahce. Spiel für Spiel versuchen wir, die bestmögliche Leistung zu erbringen. Anders hätten wir vielleicht auch nicht so oft in letzter Minute gewonnen. Weihnachten und das letzte Spiel gegen Mainz sind noch so weit weg. Jetzt geht der volle Fokus auf Hoffenheim!

…den Faktor Spaß: Wir versuchen immer, einen vernünftigen Mittelweg zu finden. Spaß und Freude sind wichtig, aber unser wichtigster Hebel ist das Selbstvertrauen. Ich spüre hier großes Vertrauen in mich, mein Trainerteam und die Spielidee. Auch ich habe ganz großes Vertrauen in meine Spieler. Ohne Vertrauen geht es nicht. Da erinnere ich mich an gestern Abend zurück, als Angela Merkel etwas Ähnliches beim Zapfenstreich gesagt hat.

Es ist nicht das Wichtigste, wer spielt, sondern dass jeder weiß, was er zu tun hat.

Cheftrainer Oliver Glasner

…die Doppelspitze: Wir sind offensiv variabler geworden und die Abläufe funktionieren immer besser. Es ist nicht das Wichtigste, wer spielt, sondern dass jeder weiß, was er zu tun hat. Ich bin froh, dass wir über viele Optionen verfügen.

…Filip Kostic: Ich glaube nicht, dass Filip im Vergleich zu den vergangenen Jahren viel an seinem Spiel verändern musste. Er schlägt nach wie vor die meisten Flanken in der Bundesliga. Darin hat er sehr viel Qualität. Auch hinsichtlich defensiver Disziplin hat er einen Schritt nach vorne gemacht, auch wenn das etwas nachlässt, wenn wir nach einer Stunde nicht in Führung liegen. Das haben wir aber mit ihm besprochen.

…Daichi Kamada: Daichi ist sehr spielintelligent und hat für uns schon wichtige Tore erzielt, speziell in Europa. Er läuft in jedem Spiel wahnsinnig viel und unterstützt die Sechser. Er ist ein sehr fleißiger Spieler. Mich freut seine gute Verfassung. Wie die Fans zu ihm stehen, ist eine subjektive Wahrnehmung. Daichi ist ein eher ruhiger und introvertierter Spieler. Aber mit seinem Spiel geht er immer voran.