02.11.2017
Historie

One Hit Wonder - Peukerts Treffer gegen Bremen für die Ewigkeit

Wenn die Eintracht auf den SV Werder Bremen trifft, werden bei dem früheren Adlerträger Christian Peukert Erinnerungen wach.

So eine Geschichte kann man nicht erfinden. Und wenn, dann würde sie als zu kitschig abgetan. Ein Bundesliga-Einsatz, eine Ballberührung, ein Tor, ein Sieg. Es gibt nicht viele, die eine solche Bilanz aufweisen können. Christian Peukert kann es. Er hat am 17. Mai 1980 das 3:2 für die Eintracht gegen den SV Werder Bremen erzielt, in der letzten Minute.

Die Geschichte hatte schon ungewöhnlich angefangen. Es waren die Tage zwischen den beiden UEFA-Pokal-Endspielen gegen Borussia Mönchengladbach. Trainer Friedel Rausch musste auf den einen oder anderen verletzten Spieler wie beispielsweise Kapitän Jürgen Grabowski verzichten, andere waren angeschlagen und wurden für das Final-Rückspiel geschont. Gegen Bremen saßen so am drittletzten Spieltag nur noch Spieler aus der Amateurmannschaft auf der Bank, unter anderen Michael Blättel, Michael Künast und Christian Peukert. Mittelfeldspieler Peukert war von Geschäftsführer Jürgen Gerhardt am Freitag vor dem Spiel zunächst an seinem Arbeitsplatz im Büro bei den Farbwerken Hoechst gar nicht zu erreichen. Erst am Samstagmorgen konnte Peukert zum Rest der Mannschaft stoßen. Er stand unter doppelter Anspannung: Zum einen war da ja das mögliche Bundesliga-Debüt, zum anderen aber auch die Prüfung zum kaufmännischen Angestellten drei Tage darauf.

Ein Wadenkrampf sei Dank

Peukert saß also auf der Bank und sah von außen eine spannende Partie. Es stand 2:2 nach Toren von Jürgen Röber und Werner Dressel zum 2:0 für Werder sowie Norbert Nachtweih und des ebenfalls eingewechselten Michael Künast zum Ausgleich. Die abstiegsgefährdeten Bremer schienen das Unentschieden über die Zeit bringen zu können. Schiedsrichter Walter Eschweiler signalisierte, dass die Nachspielzeit zwei Minuten dauern wird, als Co-Trainer Dieter Schulte Cheftrainer Friedel Rausch auf Norbert Nachtweih aufmerksam machte: "Er kann nicht mehr, er hat einen Wadenkrampf."

Rausch brachte Peukert für Nachtweih. Der Rundfunk-Reporter kommentierte den Wechsel so: "Eine unverständliche Auswechslung." Doch die Worte wären ihm fast im Halse stecken geblieben. Peukert lief auf den Rasen, erhielt den von den Bremern abgewehrten Ball, zog von der linken Seite aus 25 Metern beherzt ab, überraschte die Bremer Abwehr und Schlussmann Dieter Burdenski mit einem Aufsetzer, und es stand 3:2 für die Eintracht. Anpfiff und Abpfiff waren eins. Peukerts erste Ballberührung war auch seine letzte. "Ich wollte erst ins lange Eck schießen, doch dort stand Burdenski. Da habe ich den Ball ins kurze Toreck gezogen", schilderte der Torschütze wie zuvor erstaunlich abgeklärt seinen "goldenen" Schuss.

18 Treffer in der Oberliga

Vom SC Weiß-Blau Niederrad war Christian Peukert in der Jugend zur Eintracht gekommen. In der Oberliga-Saison hatte er als Mittelfeldspieler immerhin 18 Tore erzielt. So ganz zufällig war der Treffer in der Bundesliga denn doch nicht. "Ich hatte gehofft, bei meinem Bundesliga-Debüt wenigstens einmal an den Ball zu kommen", sagte er später.

Bei der Eintracht blieb es bei diesem einen einzigen Einsatz, beim Nachbarn Kickers Offenbach kamen zwischen 1983 und 1985 immerhin noch zehn weitere Bundesliga-Spiele hinzu. Er spielte dann noch für Rot-Weiß Frankfurt, für die SG Hoechst und für Viktoria Kelsterbach, ehe er nach einem Jahr beim SV Ruppertshain 1995 seine Karriere beendete. Nach seiner Karriere war Peukert lange Zeit als Aktienhändler an der Frankfurter Börse tätig.

Der Text ist ein Auszug aus dem Eintracht-Klubmagazin vom 7. April 2017.