Situation
Vielmehr macht sich am Rhein derzeit die Verletzungsseuche breit. Seit Beginn der Vorbereitung blieben zeitweise bis zu zehn Fortunen nicht unversehrt: Michael Rensing, Jean Zimmer, Diego Contento, Robin Bormuth, Kasim Adams, Marcel Sobottka, Nana Ampomah, Aymen Barkok, Kenan Karaman und Dawid Kownacki. Insofern zahlt sich aktuell die tendenziell mehr mit Be- als Verwunderung betrachtete Kaderpolitik von Lutz Pfannenstiehl aus. Allein in diesem Sommer hat der Sportdirektor der ersten Mannschaft elf Akteure zugeführt, davon nur Ampomah von Waasland-Beveren gekauft. Der Rest kam ablösefrei, auf Leihbasis oder aus der zweiten Mannschaft. Ansonsten gab es bemerkenswert wenig Korrekturbedarf, denn abgesehen von Benito Raman und Dodi Lukebakio blieben alle Leistungsträger erhalten, die als vorjähriger Aufsteiger fast sensationell Platz zehn erreichten. Das jüngste Signal setzte Kaan Ayhan mit seiner Vertragsverlängerung bis 2022. Der Verteidiger soll mit dafür sorgen, dass der mutige Spielstil der vergangenen Saison mit einer größeren Stabilität einher geht: 65 Gegentore wie 2018/19 erscheinen nicht unbedingt als Faustpfand für den neuerlichen Klassenerhalt. Die Verantwortlichen stellen Platz 15 über alles.
Formkurve
Insofern brachte der Ligastart noch keine durchschlagenden neuen Erkenntnisse. Beim 3:1-Sieg in Bremen bewiesen die Gäste gleich, dass sie mit der Außenseiterrolle erfrischend unbekümmert umzugehen wissen. Beim folgenden 1:3 gegen Bayer Leverkusen, das gemessen am Chancenverhältnis auch deutlicher hätte ausfallen können, wurde aber auch ersichtlich, dass die Rheinländer an der absoluten Leistungsgrenze agieren müssen, um im Oberhaus bestehen zu können.
Trainer
Ganz nach Plan verlief der Auftakt also nicht. Doch Friedhelm Funkel können selbst Fakten wie die schwächsten Ballbesitzwerte (31 Prozent) oder geringste Quote gewonnener Zweikämpfe (42 Prozent) nicht aus der Fassung bringen. Der älteste Trainer der Liga übernahm den Klub nahe seiner Heimatstadt Neuss im März 2016, führte ihn 2018 in die Bundesliga und sicherte daraufhin letztlich ungefährdet die Klasse.Mit dem Aufstieg 2018 ist der Fußballlehrer alleiniger Rekordhalter und besitzt wenig folglich einen immensen Erfahrungsschatz in der nationalen Beletage, wo er bereits 495 Mal als Trainer im Einsatz war. Eine besondere Verbindung existiert aus all den Jahrzehnten zu Armin Reutershahn. Frankfurts Co-Trainer. Von 2004 bis 2009 bei Eintracht Frankfurt und von 1991 bis 1996 bei Uerdingen war er Funkels Assistent. Gemeinsam erlebten sie einige Aufs und Abs. In Uerdingen 1992 und 1994 stiegen sie in die Bundesliga auf, 1993 und 1996 in die 2. Liga ab. 1996 ging Funkel zum MSV Duisburg, Reutershahn blieb noch eine Saison in Uerdingen und wurde Co-Trainer von Hans-Ulrich Thomale. In Frankfurt stiegen beide 2005 in die Bundesliga auf, 2006 ging das Pokalfinale gegen Bayern nur knapp verloren (0:1). Zum Saisonende 2008/09 bat Funkel Frankfurt um eine Auflösung seines Vertrags. Reutershahn ging daraufhin nach Nürnberg, Funkel heuerte im Oktober 2009 bei Hertha BSC an.
Taktiktafel
Behielt sich Funkel oftmals eine gewisse Flexibilität mit einem, zwei oder drei Stürmern vor, setzte er zuletzt meist im 4-2-3-1-System auf geschlossene Mannschaftsteile, schnelle Flügelspieler und entsprechende Umschaltaktionen, wobei sich insbesondere auf den Außenpositionen noch die legitimen Nachfolger Lukebakios und Ramans herauskristallisieren müssen. In der Vorsaison waren 14 Kontertore die zweitmeisten aller Bundesligisten. Gegen den Ball schiebt sich Kenan Karaman auch gerne neben Zielspieler neben Rouwen Hennings und lässt dadurch ein engmaschiges 4-4-2 entstehen.
Spieler im Fokus: Dawid Kownacki
Der Signalverlängerung Ayhans passt zu einer weiteren Personalie. Denn offensichtlich werden die neuen Möglichkeiten ebenso anhand Dawid Kownacki, dessen ausgedehnte Leihe ab einer bestimmten Anzahl von Einsätzen in einer festen Verpflichtung münden wird – ein weiteres Zeugnis von Pfannenstiehls phantasievoller Transferaktivitäten. Kownacki war im Januar von Sampdoria Genua an den Rhein gewechselt und kam in elf Spielen auf vier Tore. Der 22-Jährige gilt als eines der größten Talente des polnischen Fußballs und bildete 2019 mit den genannten Lukebakio und Raman ein unberechenbares Angriffstrio. Nicht zuletzt, weil der 1,86-Meter-Mann nicht auf das Sturmzentrum beschränkt, sondern auch auf den Flügeln einsetzbar ist. Beim ersten Aufeinandertreffen mit der Eintracht hatte das Eigengewächs von Lech Posen vor der Pause verletzt raus gemusst. Auch in den vergangenen Wochen fehlte er angeschlagen, scheint für Sonntag aber auf dem Weg zurück ins Aufgebot.
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