14.01.2024
Bundesliga

Pausenstand als Fingerzeig

Trapp, Nkounkou, Knauff, zwei Debütanten im Eintracht-Trikot und das Kollektiv mit dem Quäntchen Glück: Frankfurts Premierensieg in Leipzig erzählt mehrere Geschichten.

Mal ganz unabhängig vom Spielverlauf schien es zur Halbzeitpause in Leipzig nicht blauäugig aus der Luft gegriffen, auf einen Auswärtscoup der Adlerträger zu setzen. Ein Blick in die Statistikkiste zeigte: Die Hoffnungen all derer, die es mit der Eintracht hielten, waren durchaus berechtigt. Rückblick: Die Hessen verloren seit zwei Jahren kein Bundesligaspiel mehr nach einer Halbzeitführung, von den zu diesem Zeitpunkt zurückliegenden 21 Partien im Oberhaus, in denen die Eintracht mit Vorsprung in die Kabine ging, gewann sie – bei vier Unentschieden – satte 17.

Knauff beschenkt sich nachträglich

Und Frankfurt führte, weil sich Ansgar Knauff drei Tage nach seinem 22. Geburtstag nachträglich selbst beschenkte und nach punktgenauer, nahezu chirurgisch präziser Vorarbeit von Niels Nkounkou zur Gästeführung einnetzte – und das, quasi die Kirsche auf der Torte, in seinem 50. Bundesligaspiel mit dem Adler auf der Brust. Übrigens: Damit traf Knauff in dieser Saison in der Liga öfter als in all seinen drei vorherigen Bundesligaspielzeiten zusammen. Die Halbzeitpausen-Führungs-Serie wurde ausgebaut. Frankfurts erster Sieg in Leipzig.

Stets zur Stelle: Kevin Trapp behält gegen Leipzig die Weiße Weste.

Das Tor nach „einem Bilderbuchangriff“, wie es Cheftrainer Dino Toppmöller später beschrieb, war „top durchgespielt“, wie auch Leipzigs Coach Marco Rose attestierte, fiel früh, nach sieben Minuten. Doch es blieb der einzige Treffer an diesem Nachmittag in Leipzig. Den 31 Torschüssen der Hausherren – nie zuvor absolvierten die Sachsen ein Bundesligaspiel mit so vielen Abschlüssen, ohne zu treffen – sowie einem Expected-Goal-Wert von, 3,11 – kein anderes Team kam in dieser Bundesligasaison auf einen so hohen Wert, ohne dabei ein Tor zu erzielen – zum Trotz.

Weil die Eintracht im Kollektiv litt, mit Mann und Maus verteidigte und 121,7 Kilometer abspulte. „Der Spirit der Mannschaft, dass du viel leiden, verteidigen und laufen musst, war mit ausschlaggebend“, lobte Sportdirektor Timmo Hardung. Und weil, das kam noch hinzu, Kevin Trapp herausragend hielt. „Kevin hatte eine gute Trainingswoche, für diese hat er sich mit einem überragenden Spiel belohnt“, so Toppmöller später über seine Nummer eins. Der Kapitän im gelben Dress bewahrte am Ende die Weiße Weste.

Nkounkous präzises Füßchen

Eins: das Stichwort. Neben dem Lexikoneintrag „Effizienz“ wäre an diesem 17. Spieltag der Saison 2023/24 ein Bildchen der Adlerträger nicht unangebracht gewesen, der eine auf das Gehäuse gesetzte Abschluss saß – und war entscheidend.

Niels Nkounkou verbucht seinen dritten Asiat in Folge.

Vorbereitet von Nkounkou, was umgehend Erinnerungen an das bis dato letzte Pflichtspiel weckte. Deutsche Bank Park, Borussia Mönchengladbach, Nachspielzeit: Aus 0:1 machte Frankfurt ein 2:1, zu beiden Toren lieferte der junge Franzose den Assist. So machte er beim Restart 2024 weiter, hinterließ darüber hinaus – wie die Hessen insgesamt – defensiv seine Duftmarken. Unter anderem durch eine ebenso riskante wie bockstarke Grätsche im eigenen Strafraum gegen Xavi Simons. Einprägsam, wie der gesamte Auftritt des 23-Jährigen.

„Wir hatten eine individuelle Analyse mit ihm“, verriet Dino Toppmöller im Nachklang und sagte: „Man braucht 90 Minuten Fokus und Aufmerksamkeit, muss immer hellwach sein gegen einen Gegner wie Leipzig.“

Zwei Neue: 476 und 477

Nicht ganz die ersten 90, aber etwas mehr als 60 Minuten im Adlerdress absolvierten Donny van de Beek und Sasa Kalajdzic.

Beide Neuzugänge standen in der Startelf, insgesamt schwangen sie sich zu den Spielern Nummer 476 und 477 auf, die für die Eintracht in der Bundesligahistorie zum Einsatz kamen – ausgebauter Ligahöchstwert. „Beide sind eine Bereicherung für uns. Man sieht, welch Qualität sie mitbringen und welch Ruhe sie am Ball haben. Wir werden beide hinsichtlich Spielfitness peu à peu aufbauen“, sagte Timmo Hardung über die zwei Eintracht-Debütanten, die sich laut Toppmöller „voll reingeschmissen haben“.

Ausblick: Rückrundenstart auf Hessisch

Keine Frage, der Auswärtsdreier gegen Leipzig – die Eintracht gewann damit in fünf der jüngsten sechs Jahre das erste Bundesligaspiel eines Kalenderjahres – gibt Schwung für die neue Woche. Und an deren Ende steht am Samstag das Nachbarschaftsduell mit dem SV Darmstadt 98. Rückrundenstart auf Hessisch. Nach einem freien Montag startet die Eintracht in die Vorbereitung auf das prestigeträchtige Spiel am Böllenfalltor.