04.05.2019
Bundesliga

Plötzlich im Soll – Gegnercheck Bayer 04 Leverkusen

In einer wechselhaften Saison mit vielen Höhen und Tiefen befindet sich die Werkself zum Saisonendspurt wieder auf UEFA Europa League-Kurs. Mindestens.

Situation

Wenn es in der Vergangenheit um die Qualifikation für das internationale Geschäft ging, war Bayer Leverkusen stets ein ernstzunehmender Kandidat für die vorderen Plätze. Ausschlaggebend für die erfolgreichen Spielzeiten der vergangenen Jahre war dabei insbesondere die für den Werksklub bekannte Förderung von vielversprechenden Talenten, die dort gepaart mit erfahrenen Spielern von internationalem Format regelmäßig für Furore sorgen konnten. Dieses Prinzip hat der im Rheinland beheimatete Klub auch in der jüngeren Vergangenheit beibehalten und damit noch im vergangenen Jahr den Einzug in die UEFA Europa League feiern können. Nach den im Sommer getätigten Verstärkungen haben die Verantwortlichen die sportlichen Ziele für die laufende Spielzeit allerdings etwas höhergeschraubt: Die Qualifikation für die UEFA Champions League sollte her.

Von einer Saison auf Kurs Königsklasse konnte Leverkusen nach einer mit Platz neun äußerst durchwachsenen Hinrunde allerdings lange nur träumen. Zu selten brachte die Mannschaft ihre PS auf die Straße, sodass die Verantwortlichen sich schließlich für einen personellen Wechsel auf der Trainerbank entschieden. So löste der ehemals in Dortmund tätige Peter Bosz den seit Juli 2017 beschäftigten Heiko Herrlich zur Rückrunde an der Seitenlinie ab. Der für offensiven Powerfußball stehende Niederländer konnte die Leverkusener Sehnsucht nach einer Trendwende seit seiner Ankunft zumindest in weiten Teilen stillen und das Team damit jüngst wieder auf einen Europapokalplatz führen. Und auch der Traum von der UEFA Champions League ist mit drei Punkten Rückstand auf die viertplatzierte Eintracht mittlerweile wieder greifbar. Nach der verkorksten Hinrunde darf die Werkself also doch noch auf ein versöhnliches Saisonfinale hoffen.

Formkurve

Klub und Umfeld haben in dieser Spielzeit mit einem Wechselbad der Gefühle zu kämpfen. Unter der Leitung von Peter Bosz legte Bayer zwar anfangs los wie die Feuerwehr und gewann dabei vier der ersten fünf Rückrundenspiele – darunter ein bemerkenswerter 3:1-Erfolg über den FC Bayern München. Darauf folgte allerdings eine längere Durststrecke mit vier Niederlagen und lediglich zwei Siegen aus sechs Spielen. Zuletzt zeigte die Formkurve der Werkself jedoch mit drei aufeinanderfolgenden Siegen wieder klar nach oben. Dass es sich dabei durchweg um Erfolge gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel handelte, sei nur am Rande erwähnt. Der wahre Härtetest erwartet die Rheinländer demnach nun mit der kommenden Partie gegen die Eintracht.

Trainer

Peter Bosz ist in der Bundesliga kein unbeschriebenes Blatt mehr, schließlich war er schon vor seinem Amtsantritt bei Bayer Leverkusen als Trainer von Borussia Dortmund aktiv. Ganz im Gegensatz zum Großteil seiner vorherigen Stationen, war seine Zeit beim BVB jedoch nicht vom erhofften Erfolg gekrönt, sodass er schon nach 24 Spielen seine Koffer packen musste. Dass seine Spielidee durchaus zum Erfolg führen kann, bewies der 55-jährige Niederländer vor allem während seiner Beschäftigung bei Ajax Amsterdam, als er mit bemerkenswertem Offensivfußball in das Finale der UEFA Europa League einzog und nur um ein Haar den Niederländischen Meisterschaftstitel verpasste. Seine auf Geschwindigkeit und Offensivpower ausgerichtete Spielidee kommt nun seit Anfang Januar in Leverkusen zum Einsatz. Mit vielen jungen und spritzigen Spielern scheint der gebürtige Apeldoorner auch das passende Spielmaterial dafür vorliegen zu haben.

Taktiktafel

Peter Bosz lässt seine Mannen vorzugsweise in einem offensiv ausgerichteten 4-3-3 mit zwei kreativen Achtern und einem defensiven Sechser vor der Viererkette auflaufen. Im eigenen Spielaufbau setzt der Niederländer auf einen ausgeprägten Kombinationsfußball, welcher sich durch ein hohes technisches Niveau und viel Tempo auszeichnet. In der Defensive verteidigt die Mannschaft von Peter Bosz in der Regel äußerst hoch, um den Gegner schon früh unter Druck zu setzen. Dadurch eröffnen sich durch frühe Balleroberungen oft Gelegenheiten für schnelle Umschaltmomente. Allerdings bringt dieser Spielstil bei inkonsequenter Umsetzung auch eine gewisse Anfälligkeit bei gegnerischen Kontern mit sich. Bis dato konnte die Werkself allerdings überwiegend die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive finden und sich somit nicht zuletzt auch in Augsburg durch ansehnlichen Fußball auszeichnen.

Spieler im Fokus: Kevin Volland

Kevin Volland entwickelte sich in dieser Spielzeit zu einer absoluten Bank im Leverkusener Sturmzentrum. Der in Marktoberdorf geborene Torjäger lief bisher in allen Bundesligapartien der Werkself auf und stand dabei sogar ganze 29 Mal in der Startelf. Dank seines ausgeprägten Torriechers konnte der flexibel einsetzbare Angreifer in der laufenden Bundesligasaison auch schon 14 Treffer sowie zwölf Vorlagen erzielen und hatte damit einen erheblichen Anteil am Leverkusener Aufschwung der vergangenen Wochen. Doch davon nicht genug, denn der 26-Jährige konnte in dieser Spielzeit auch vermehrt seine Führungsqualitäten unter Beweis stellen. So führte er sein Team beim 4:1-Auswärtssieg in Augsburg bereits zum 13. Mal in dieser Spielzeit als Mannschaftskapitän aufs Spielfeld – wenn auch nur als Ersatz für den derzeit verletzten Lars Bender. Dennoch zeigt sich Kevin Volland besonders in der Rückrunde in blendender Verfassung. Fehlt eigentlich nur noch die lang ersehnte Rückkehr in die Nationalmannschaft. Bei seinen derzeitigen Leistungen scheint diese allerdings nur eine Frage der Zeit zu sein.

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