Von einer Trendwende mochte Oliver Glasner noch nicht sprechen, nachdem Eintracht Frankfurt nach der Kür in der UEFA Champions League am Dienstag nun am Samstagnachmittag auch die Pflichterfüllung in der Bundesliga gelang. Auf eines legte der Cheftrainer auf der Pressekonferenz dennoch wert.
Geschichte des Spiels: Muster abgelegt
„Ich habe den Spielern vorher gesagt: Wir entscheiden, wie das Spiel ausgeht. Das geht nur mit Glaube und Mentalität. Wenn du anfängst zu jammern wegen des 0:1, Müdigkeit und der intensiven Spielweise des Gegners, verlierst du. Doch die Jungs haben sich entschieden, dagegenzuhalten, nach vorne zu spielen, weiter Druck zu machen und wenn nötig, mit allem, was sie haben zu verteidigen.
Dafür stehe ich im Rückraum. Dann gibt’s nur eines: Volle Kanne!
Ansgar Knauff
In dieselbe Kerbe schlug Ansgar Knauff, der nach mehrwöchiger Verletzungspause der siegbringenden Vorlage in Lissabon den Siegtreffer in der Fuggerstadt folgen ließ. „Es war unser Ziel, unser Spiel auf den Platz zu bringen und uns nicht zu sehr auf die Spielweise des Gegners einzulassen“, betonte der Flügelspieler nach seinem ersten Saisontor.
Bemerkenswert sind beide Feststellungen nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt, dass die Hessen seit dem 2:1 gegen den VfL Bochum am 13. März in der Liga keinen Rückstand drehen konnten und bis dahin elf Partien, in denen sie ins Hintertreffen geraten waren, nicht gewannen.
Zahl des Spiels: 58,8
Dass es dafür neben aller Ideen auch mal Intuition bedarf, verdeutlichte Knauff bei EintrachtTV bei der Schilderung seiner Direktabnahme: „Es war keine direkte Eckballvariante. Aber dafür stehe ich im Rückraum. Dann gibt’s nur eines: Volle Kanne!“
Eine andere Besonderheit darf bei der Einordnung ebenfalls nicht zu kurz kommen: Die 58,8 Prozent Ballbesitz, die die Gäste in der WWK ARENA verbuchten. Soweit nicht ungewöhnlich, im Verhältnis zum Resultat aber außerhalb der Reihe 2022/23. Denn bis zum 13. Spieltag ging Frankfurt in keiner Begegnung als Sieger vom Platz, in dem die Eintracht mehr Spielanteile als der Kontrahent hatte. Mehr noch: Alle bisherigen sechs Dreier gelangen mit weniger Ballbesitz.
Das schreiben die Medien
- Frankfurter Rundschau: „Eintracht Frankfurt setzt nach dem Gala-Auftritt von Lissabon beim 2:1-Sieg in Augsburg noch einen obendrauf.“
- hessenschau: „Selbst beim FC Augsburg ignorieren die Hessen das typische "Diva"-Muster vergangener Tage.“
- Wiesbadener Kurier: „Hut ab, Eintracht Frankfurt. Drei Tage nach dem Champions-League-Triumph in Lissabon bestanden die Frankfurter auch die Bundesliga-Probe.“
Das sagt das Netz
- „Gienkiwicz im Interview: "Man darf nicht vergessen, wir hatten heute ein Spiel gegen eine Champions League Mannschaft." Man hört sich das verdammt geil an.“ (@mabagus)
- „Puuuuuh! Ganz wichtiger und umkämpfter Sieg, aber unter dem Strich verdient. Diva-Fluch getrotzt und Spiel gedreht, stark!“ (@Kosticinho10)
- „Auch noch gegen Augsburg gewinnen. So langsam wirds unheimlich“ (@SportslandAlice)
Ausblick: Blicke nach Nyon, Fokus auf Hoffenheim
Wie sich die Verhältnisse am Mittwochabend, wenn die TSG Hoffenheim zum letzten Heimspiel des Kalenderjahres im Deutsche Bank Park gastiert, entwickeln werden, ist den Beteiligten indessen einerlei. „Hoffenheim wird schwer. Wir werden so gut wie möglich regenerieren, analysieren und schauen, was Hoffenheim macht. Aber das ist eigentlich zweitrangig. Wenn wir unser Spiel auf den Platz bringen, haben wir gegen jeden gute Chancen zu gewinnen“, untermauert Knauff das eigene Selbstverständnis.
„Wir möchten das letzte Heimspiel vor der Winterpause mit einem Sieg abschließen und wissen, was wir brauchen. Hoffenheim wird sehr spielstark und gut eingestellt sein, wir freuen uns darauf“, ergänzt Kevin Trapp.
Mit Blick auf die Auslosung des Champions-League-Achtelfinales am Montag, 12 Uhr, in Nyon meint der Keeper: „Wer immer kommt, es wird ein Großer sein. Es gibt keinen Wunschgegner. Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, gegen große Mannschaften zu bestehen und haben es uns verdient, unter den besten 16 in Europa zu stehen.“ Mit Glaube, Mentalität und auch mal weniger Ballbesitz.