06.02.2018
DFB-Pokal

Reinhold trifft (gegen) Moppes

Reinhold Jessl erzielte im Oktober 1986 jenes Tor für die Eintracht, das das bis heute einzige Pokalduell beider Teams entschied. Im Tor der Mainzer damals: Moppes Petz, heute in Diensten der Adler.

Fast unglaublich, aber wahr: der Sieg in der zweiten Runde des DFB-Pokals 1986/87 war das bis dato letzte Mal, dass die Eintracht ein Pflichtspiel beim 1. FSV Mainz 05 gewann. Verantwortlich war dafür einer, der vor der Saison aus der viertklassigen Landesliga zur Eintracht gekommen war. „Lässt Jessl die Post abgehen?“, fragte man sich in unserer Stadionzeitung im Sommer 1986, als der Postbeamte Reinhold Jessl mit 24 Jahren seinen Beruf zumindest befristet aufgeben wollte, um Fußballprofi zu werden. Der Stürmer hatte in der Vorsaison für den FSV Bad Orb in der Landesliga Süd 36 Tore geschossen und traf auch in der Vorbereitung wie am Fließband, unter Dietrich Weise und später Timo Zahnleiter schaffte er jedoch den Durchbruch nicht. Nur 119 Minuten stand er in fünf Pflichtspielen auf dem Platz, 40 davon nach seiner Einwechslung in Mainz. Dabei schoss der stets als Joker eingesetzte Jessl aber immerhin zwei Tore und rechtfertigte zumindest, dass ihn der Boulevard aufgrund der niedrigen Ablösesumme und seiner vielen Tore in Freundschaftsspielen den „Billig-Bomber“ genannt hatte. Beim morgigen DFB-Pokalviertelfinale ist Reinhold Jessl erst auf der Wald-, und dann auf der Zuschauertribüne zu Gast.

Moppes Petz stand am 26. Oktober 1986 im Mainzer Tor – wie in weiteren acht DFB-Pokalspielen, 42 Zweitliga-Partien und weit über 100 Begegnungen in der Oberliga. Zweimal stieg der gebürtige Mainzer in seinen 18 Dienstjahren beim 1. FSV auf, jeweils aus der damals dritthöchsten Spielklasse. Nach seiner aktiven Karriere war der heute 56-Jährige überwiegend als Torwarttrainer tätig, seit 2011 arbeitet Petz wieder bei Eintracht Frankfurt. Schon in der legendären Saison 1998/99 war er am Riederwald tätig. Bei der SGE ist er heutige bekannt für seinen harten Schuss und lockere Sprüche. Nach dem damaligen Pokalspiel hatte er gesagt: „Es ist schon ärgerlich, wenn man durch so ein saudummes Gegentor rausfliegt.“

Moppes und Reinhold, wie sind eure Erinnerungen an die Begegnung vom 26. Oktober 1986?

Reinhold Jessl: "Ich erinnere mich noch sehr gut an das Spiel. Über 16.000 Zuschauer waren im alten Stadion am Bruchweg, es war ein regnerischer Tag. Mainz hat es uns nicht leicht gemacht, es war eine zerfahrene Partie. Wir haben sehr glücklich gewonnen, der FSV war gleichwertig."

Moppes Petz: "Auch für mich ist die Partie noch sehr präsent. Für uns war das ein großes Spiel, es waren Zusatztribünen aufgebaut. Wir haben eine gute Leistung gezeigt. Leider hat’s nicht gereicht."

Das Tor des Tages fiel in der 98. Minute.

Jessl: "Im Vorjahr hatte ich noch Landesliga gespielt. Ich hatte daher kaum Einsatzzeit erhalten und wurde erst in der 80. Minute eingewechselt. Trainer Dietrich Weise sagte zu mir: „Gehen Sie rein und schießen Sie das Tor“. Die Ecke kam von Smolarek, der Ball wurde leicht abgefälscht und ging über Moppes. Ich habe den Ball mit dem Oberschenkel angenommen und aus kurzer Distanz über die Linie gedrückt."

Petz: "Reinhold hat den Riecher gehabt, wie immer. Ich habe mich richtig geärgert, das Gegentor war vermeidbar. Das war das einzige DFB-Pokalspiel zwischen beiden Teams bisher, und ich stand im Tor. Wahnsinn."

Was hat sich in den 30 Jahren in Mainz verändert?

Petz: "Wir haben damals Oberliga gespielt und sind erst 1988 nach über zehn Jahren in den Amateurklassen wieder in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Danach haben die Mainzer gegenüber der Eintracht durch die Klopp-Ära aufgeholt, haben heute ein modernes Stadion. Zu Stephan Kuhnert, den Mainzer Torwarttrainer, habe ich heute noch ein besonderes Verhältnis. Ich denke immer gerne an die Zeit dort zurück."

Reinhold, Sie kamen damals aus der Landesliga zur Eintracht. Das ist heute fast nicht mehr vorstellbar.

Jessl: "Ich bin mit der Empfehlung von 36 Toren in der damals vierthöchsten Spielklasse zur Eintracht gekommen. Der Sprung war schon sehr groß, klar. Ich habe in der Vorbereitung die meisten Tore geschossen, aber Dietrich Weise hat mir zunächst die Kulisse bei einem Bundesliga-Spiel nicht ganz zugetraut. Ich habe dann zwar ab und zu meine Einsätze bekommen und finde auch, dass ich mich an das Tempo gewöhnt hatte. Aber nachdem Weise gehen musste, wurde es noch schwieriger. Ich habe keine Perspektive mehr für mich gesehen und habe mich dann trotz eines Angebots aus der Bundesliga für mein normales Berufsleben entschieden."

Haben Sie beide später nochmal Kontakt gehabt?

Jessl: "Ja, als ich beim Oberligisten SV Bernbach in der Nähe meiner Heimat Trainer war. Wir hatten einen Torwart gesucht, ich hätte Moppes gerne genommen. Die Klasse hatte er. Aber die Verantwortlichen haben sich für einen Jüngeren entschieden. Ich freue mich, dass Moppes schon so lange bei der Eintracht ist und hier sehr gute Arbeit leistet."

Wie geht’s am Mittwoch aus?

Petz: "Wir wollen das schöne Gefühl vom DFB-Pokalfinale 2017 wieder erleben. Hauptsache, wir gewinnen.

Jessl: Der Pokal ist der schnellste Weg nach Europa. Wir haben eine gute Mannschaft zusammen, ich schaue mir wann immer es geht die Heimspiele im Stadion an. 2:1 für unsere Eintracht."