18.09.2022
Bundesliga

Rocky Ndicka, Doppelkopf Rode, Knipser Kamada

Der Kapitän übertrumpft sich selbst, der Verteidiger zeigt in seinem 150. Pflichtspiel Nehmerqualitäten und der Japaner kratzt nach sieben Spieltagen an einem persönlichen Saisonrekord.

Der Samstagnachmittag verlief am Ende ganz nach dem Geschmack von Oliver Glasner, dem das Auftreten seiner Mannen beim VfB Stuttgart als ideales Anschauungsmaterial diente, um seinen Anspruch an sich, das Team und Eintracht Frankfurt zu beschreiben. „Es geht darum, aus Situationen zu lernen, nicht darum, immer das perfekte Spiel zu machen. Das war es auch heute nicht. Aber es geht um Energie und Leidenschaft“, referierte der Fußballlehrer nach dem 3:1-Sieg beim VfB Stuttgart. Beispiele und Gesichter für die viel zitierte „Art und Weise“ fanden sich in Bad Cannstatt zur Genüge.

Geschichte des Spiels: Standards nur die letzte Konsequenz

Dass alle drei Treffer nach ruhenden Bällen fielen, wodurch die Hessen mit nun sechs Standardtoren das Bundesligaranking anführen, war etwa im Vergleich zum 0:1 gegen Wolfsburg eine Woche zuvor, als unzählige Hereingaben nichts einbrachten, nicht allein wegen des Resultats Balsam für den Gemütszustand am Main. Darauf angesprochen sah Cheftrainer Glasner im Detail ein Abbild des großen Ganzen: „Die Jungs haben immer wieder nach vorne und auf Sieg gespielt. Erst dadurch sind die Standards zustande gekommen.“

Meister der ruhenden Bälle: Daichi Kamada ist in Stuttgart an allen drei Standardtreffern direkt oder indirekt beteiligt.

Beispiele gefällig: „Vor dem zweiten Tor geht Ansgar Knauff ins Gegenpressing und erzwingt den Freistoß. Vor dem 3:1 geht Ansgar in die Tiefe, danach gibt es die Ecke.“ Insgesamt hätten „die Jungs in einer Woche sehr schnell gelernt und vieles verinnerlicht“, so der Österreicher, der auch in einer Auswechslung in der Schlussphase den K.-o.-Charakter der Adler zu personifizieren wusste.

Von einer intensiven Woche gezeichnet: Evan Ndicka.

Weil bei Evan Ndicka eine Platzwunde vom Spiel in Marseille am Dienstag während seines 150. SGE-Pflichtspiels wieder angefangen hatte zu bluten, ersetzte Hrvoje Smolcic den linken Innenverteidiger, dessen Erscheinungsbild Glasner mit „Rocky Balboa zu seinen besten Zeiten“ verglich. Neuzugang Smolcic habe sofort „zwei ganz wichtige Duelle im Strafraum gewonnen. Das war wichtig in der Partie, als das Spiel auf des Messers Schneide stand.“

Zahl des Spiels: Rode hoch zwei

In dieser Hinsicht ging auch Sebastian Rode bis zu seiner Auswechslung in der 69. Minute voran. Der Kapitän, spontan für den erkälteten Jesper Lindström in die Startelf beordert, durfte zu diesem Zeitpunkt behaupten, als einziger Frankfurter über die Hälfte seiner Zweikämpfe für sich entschieden zu haben. Während diese Kernkompetenz beim Spielführer bekannt ist, wusste der 31-Jährige mit einem nicht zuletzt für ihn selbst neuen Phänomen zu überraschen. Es war nicht sein Führungstreffer an sich, sondern das doppelte Novum, das Rode damit erreichte.

Ein Kopfballtor in der Bundesliga war der Nummer 17 bis dato einzig im Mai 2011 gelungen, zwei Treffer in zwei Bundesligaspielen in Serie zuvor überhaupt noch nie. Gegen Leipzig hatte Rode das 2:0 besorgt, gegen Wolfsburg danach fehlte er verletzt. Zugleich hat er damit sein Torkonto im Vergleich zur Vorsaison bereits verdoppelt. Daichi Kamada fehlt nach seinem vierten Tor am siebten Spieltag wiederum noch eine Bude, um seinen persönlichen Bestwert aus 2020/21 einzustellen. Die Marke aus dem vergangenen Spieljahr hat er jetzt schon erreicht.

Das schreiben die Medien

  • Frankfurter Rundschau: „Kamada macht den Unterschied“
  • hessenschau: „Eintracht Frankfurt zeigt gegen den VfB Stuttgart eine abgeklärte Leistung und stellt selbst Trainer Oliver Glasner zufrieden“
  • Stuttgarter Zeitung: „Frankfurt nimmt Tempo des VfB aus dem Spiel“

Das sagt das Netz

  • „Wenn alle fit sind, sehe ich keine Veränderung. Für die defensivere Variante könnte Rode neben Sow rücken und man Kamada für Jesper/Götze nach vorne ziehen. Falls Jakic nicht fit ist, mit Ebimbe auf rechts. Eure Takes und Tipps für heute? Mein Tipp: 1:3 Sieg“ (@Kosticinho10)
  • „Eintracht Frankfurt mit drei Toren nach Standards. In einem Spiel. Das ist der Tweet.“ (@paetrisha)
  • „Daichi Kamada hat das Abo auf Man-of-the-Match. Die Wechsel auf den Außen, jeder geht die weiten Wege mit, Zweikämpfe angenommen: heute hat es gepasst.“ (@HansThalhoffer)

Ausblick: „Dann wird es richtig heavy“

Darauf ausruhen möchte sich im Herzen von Europa freilich niemand, auch wenn in der kommenden Woche erstmal Entlastung im Vordergrund steht. In Abwesenheit von bis zu zwölf Nationalspielern folgen zwei Trainingseinheiten am Dienstag- und Mittwochnachmittag vier freie Tage bis einschließlich Sonntag. Kein Wunder, allein im Oktober stehen neun Pflichtspiele ins Haus, das gab’s in der Eintracht-Historie noch nie!

„Es ist nicht einfach, alle drei Tage mit vielen Verletzen so ein hohes Tempo zu gehen. Dennoch: Unser Kader ist sehr gut, das haben wir heute auch wieder gezeigt“, ist sich Kevin Trapp der Hürden gleichermaßen bewusst wie den eigenen Aussichten. Und Rode vergegenwärtigt: „Es war enorm wichtig, die drei Punkte einzufahren, um mit einer guten Ausgangsposition aus der Länderspielpause zu starten. Dann wird es richtig heavy, wenn wir bis Mitte November alle drei Tage spielen. Jeder Punkt ist wichtig.“