21.04.1999
Aktuelles

"Rolf Heller will den Team-Kern halten und plant ""drei, vier Verstärkungen"""

Von Rainer Jourdan

Frankfurt. ""Herr Heller ist noch nicht da, wird aber jeden Moment erwartet"", tönte es am gestrigen Vormittag aus der thüringischen AOK-Geschäftsstelle in Weimar. Doch die Sekretärin sollte sich irren. AOK-Direktor Rolf Heller kam nicht und überhaupt wird sich der Präsident von Eintracht Frankfurt in nächster Zeit im Osten der Republik wieder rar machen. ""Ich habe ein paar Termine abgesagt"", teilte Heller in der Eintracht-Zentrale am Riederwald mit, ""ich werde hier nötiger gebraucht."" In der Tat.

Ob es mit den Turbulenzen der letzten Tage nun ein Ende hat? Nach der Entlassung am späten Sonntagabend von Trainer Reinhold Fanz waren am frühen Dienstagabend auch die Tage des zweiten großen Mißverständnisses, die Tage von Manager Gernot Rohr, gezählt. Eine nach der Fanz-Demission allzu logische und wünschenswerte Konsequenz, weil nach all den Ungereimtheiten um den vermeintlichen Weltmann aus Bordeaux eine Weiterbeschäftigung Rohrs vermutlich auch künftig Unruhe in den Verein getragen hätte.

Jetzt muß Heller, der die Art der finanziellen ""Bereinigung"" des Rohr-Engagements offen ließ, verstärkt die Ärmel aufkrempeln. Dazu ist er auch gewillt, obwohl die in seine Richtung zielenden Attacken der letzten Wochen ""meine Leidensfähigkeit arg strapaziert haben. Eigentlich hätte ich auch gehen müssen, denn einige Angriffe haben mich betroffen gemacht und vor allem Bernd Hölzenbeins Kritik hat mich menschlich schwer enttäuscht. Aber den Verein, an dem mein Herz hängt, jetzt im Stich zu lassen, wäre unverantwortlich gewesen."" Bei seiner Vorwärts-Verteidigung erinnerte Heller auch daran, daß Rohrs Verpflichtung seinerzeit ""überall als genialer Schachzug gefeiert wurde"".

Beim Blick voraus genießen zwei Aspekte für Heller, der nun als sportlicher Leiter wieder das Sagen hat (""die Einstellung eines neuen Managers ist derzeit kein Thema""), Priorität: ""Wir wollen und werden, ungeachtet welcher Klassenzugehörigkeit ab Ende Mai, den Kern der Mannschaft halten. Aber wir wollen uns auch auf drei, vier Positionen gezielt verstärken."" Wobei Heller von einem ""finanziellen Spagat"" spricht, denn auch er rechnet nicht mehr damit,

daß Bayer Leverkusen in den letzten sieben Spielen vom zweiten Platz und damit der automatischen Champions-League-Qualifikation verdrängt wird, womit die Eintracht bei ihren Planungen nicht mehr als zwei Millionen Mark für den Transfer von Bernd Schneider zu Bayer veranschlagen kann.

Deshalb liebäugelt Heller mit einem baldigen Verkauf der Vermarktungsrechte des Vereins an eine Agentur, ""wenigstens in Teilbereichen, um an liquide Mittel heranzukommen"". Auch wenn er von Spritzen wie den 50 Millionen Mark, die Ufa Sports dieser Tage Borussia Dortmund zukommen ließ, ""nur träumen kann"".

Heller legt auch Wert auf die Feststellung, daß es nach Rohrs Abgang ""keine

dramatisch-negative Änderung im Bereich unserer Jugendarbeit geben wird. Das

Jugend-Internat bleibt auf jeden Fall Bestandteil unseres Konzepts.""

Vorrangig ist jedoch nur eines: ""Ein Sieg am Samstag gegen Rostock. Das wäre der Schub, den wir unbedingt brauchen."" Um Konzentration und Ruhe zu tanken, ist die Mannschaft mit ihrem neuen Trainer Jörg Berger gestern ins dreitägige Trainingslager nach Hofheim/ Taunus gefahren. Neben Chen Yang könnte auch Ralf Weber nach seiner Rekonvaleszenz wegen einer Knieoperation wieder zum Einsatz kommen: ""Es geht besser als ich gedacht habe. Warten wir mal ab.""

© Frankfurter Neue Presse 1999