21.05.2007
Aktuelles

Rückblick: Erst im Halbfinale gestoppt

Zum zweiten Mal in Folge sorgte unsere Eintracht im DFB-Pokal für Furore. Nach dem Erreichen des Endspiels im Vorjahr, wurde die Mannschaft von Friedhelm Funkel erst im Halbfinale gestoppt.

Zum zweiten Mal in Folge sorgte unsere Eintracht im DFB-Pokal für Furore. Nach dem Erreichen des Endspiels im Vorjahr, wurde die Mannschaft von Friedhelm Funkel erst im Halbfinale gestoppt.

Rund viereinhalb Monate nach dem verlorenen Finale gegen den FC Bayern München, begann für die Eintracht das Unternehmen „Berlin, Berlin…wir fahren wieder nach Berlin“ Auftaktgegner war Zweitliga-Absteiger Sportfreunde Siegen. Vor 15.490 Zuschauern im Leimbachstadion – darunter gut und gerne 8000 SGE-Anhänger, setzten sich die Adlerträger pflichtgemäß mit 2:0 durch.

Nach einer halben Stunde feierte Naohiro Takahara seine Torpremiere im Adler-Dress. Nach Vorarbeit von Ioannis Amanatidis stand der japanische WM-Teilnehmer goldrichtig und brauchte nur noch den Fuß aus einem Meter Entfernung hinzuhalten. Nach der Pause zog die Eintracht das Tempo etwas an. Nachdem Takahara seinen zweiten Treffer knapp verpasst hatte (58.), beruhigte Albert Streit 120 Sekunden später die Nerven der Fans. Wieder hatte Amanatidis, der in der 67. Minute Pech mit einem Pfostentreffer hatte, die Vorarbeit geleistet.

Vermochten der Regionalligist aus dem Siegerland in der Anfangsviertelstunde mitzuhalten, übernahm die Eintracht fünf Tage vor dem UEFA-Cup-Heimspiel gegen Bröndby IF nach und nach das Kommando und kam so am Ende zu einem insgesamt ungefährdeten Erfolg.

In Runde zwei musste die Eintracht dann zu Zweitligist Rot-Weiss Essen. 18.090 Besucher an der berüchtigten Hafenstraße sahen die frühe Führung für den Pokalfinalisten des Vorjahres. Nach schönem Zuspiel von Amanatidis war Mittelfeldspieler Markus Weissenberger mit einem Schuss aus sieben Metern zur Stelle und erzielte das 1:0. Nur 17 Minuten später fiel die Vorentscheidung. Einen von Weissenberger klug eingeleiteten Angriff schloss Amanatidis nach Zuspiel von Michael Fink aus kurzer Distanz zur beruhigenden 2:0-Führung ab.

Die Gegenwehr der Gastgeber hielt sich zunächst in Grenzen. Obwohl RWE-Trainer Neuhaus mit dem Ex-Eintrachtprofi Arie van Lent eine zweite Sturmspitze in die Startelf beordert hatte, warteten die heimischen Fans bis zur Pause vergeblich auf eine Torchance.

Erst nach dem Wiederbeginn fand Essen mit Hilfe der Saison-Rekordkulisse, die ihre Mannschaft lautstark unterstützte, zurück ins Spiel. Eine Abwehr von Oka Nikolov drückte Torjäger Löbe über die Linie zum 1:2. Danach geriet die Eintracht stärker unter Druck, brachte die knappe Führung jedoch über die Zeit und erreichte so das Achtelfinale.

Hier bescherte das Los Trainer Friedhelm Funkel ein Wiedersehen mit seinem Ex-Verein, dem 1.FC Köln. Fünf Tage vor Heiligabend platzte die Commerzbank-Arena beim Duell gegen die von Christoph Daum gecoachten Domstädter mit 50.700 Besuchern aus allen Nähten.

Gerade mal 65 Sekunden gespielt, da passte Weissenberger in die Spitze auf Alexander Meier – und der zog aus elf Metern ab zur frühen 1:0 Führung. Doch wer an ein Schützenfest geglaubt hatte, der wurde getäuscht. Köln wehrte sich mit Haut und Haaren und antwortete in der 18. Minute mit dem Ausgleich. Madsen erzielte per Seitfallzieher das 1:1.

Im zweiten Durchgang passierte nicht mehr allzu viel. Beiden Teams war der Kraftverschleiß aus der Vorrunde anzumerken. So ging es in die Verlängerung, in der die Eintracht bereits nach fünf Minuten zurück auf die Siegerstraße kehren konnte. Takahara nickte aus drei Metern eine Flanke von Benjamin Köhler ein zum 2:1. In der 112.. Minute sorgte Sotirios Kyrgiakos mit dem 3:1 für die endgültige Entscheidung.

„Das war der krönende Abschluss des Jahres 2006“, freute sich Friedhelm Funkel über den erneuten Einzug ins Viertelfinale. Wir wussten, dass es schwierig wird. Aber dass wir nach den vielen Spielen die größere Kondition hatten, hat mich schon gewundert. Das zeigt, was die Mannschaft für einen Charakter hat.“

Das neue Fußballjahr 2007 begann dann mit einem Paukenschlag. Friedhelm Funkel und seine Schützlinge weilten im Trainingslager in Portugal, als sie die frohe Kunde von der Auslosung für das Pokal-Viertelfinale erreichte: Es ging auf den Bieberer Berg zum Erzrivalen nach Offenbach. OFC gegen SGE – ein Traumlos für die ganze Region!

Wochenlang beherrschte das Derby die Schlagzeilen. Die Medien überschlugen sich, die Vorberichterstattung nahm fast schon Ausmaße an, wie während der Fußball-WM im vergangenen Sommer. Hochkonjunktur hatten in dieser Zeit ganz klar die Statistiker, die alle vorangegangenen Derbys analysieren, auswerten und in ihre Einzelteile zerlegen mussten. Im Nu waren alle 24.000 zur Verfügung stehenden Eintrittskarten für die „Mutter aller Derbys“ vergriffen. Zum Glück ließ sich das ZDF diesen Hit nicht entgehen und übertrug den lokalen Leckerbissen live und in voller Länge in die privaten Wohnzimmerstuben der Nation.

So knapp es vor dem Spiel in den Vorhersagen der Experten auch zugegangen war, als die Partie am Dienstag, den 27. Februar, gegen 22:15 Uhr, von Schiedsrichter Knut Kircher aus Rottenburg abgepfiffen wurde gab es einen klaren Sieger: nämlich unsere Eintracht! Dabei wurden die Gastgeber regelrecht deklassiert, hatten während der gesamten 90 Minuten so gut wie keine einzige ernstzunehmende Torchance.

Schon nach elf Minuten gingen die Adlerträger mit in Führung. Nach einer Ecke von Weissenberger kam Michael Fink völlig frei zum Kopfball und erzielte das 1:0. Der Zweitligist war danach geschockt und hatte Glück, dass die Eintracht ihre Konterchancen nicht konsequent nutzte, denn sonst hätte es zur Pause bereits 3:0 oder 4:0 stehen können.

„Wir müssen aggressiver werden und leidenschaftlicher spielen“, forderte OFC-Trainer Wolfgang Frank zur Pause. Doch der Coach wurde nicht erhört. Erneut war es die Eintracht, die den Ton angab und die schnelle Entscheidung suchte. Naohiro Takahara war es dann, der nach gut einer Stunde zum 2:0 traf. Eine weite Flanke von Patrick Ochs nahm der Japaner mit einem spektakulären Seitfallzieher und traf ins lange Toreck. Ein wunderschönes Tor!

Jetzt hatte die Eintracht leichtes Spiel und hätte das Ergebnis durchaus weiter in die Höhe schrauben können. Doch die Schützlinge von Friedhelm Funkel begnügten sich mit dem 3:0 durch Takahara, der nach einem mustergültigen Zuspiel von Alexander Meier in der 72. Minute nur noch einschieben musste.

Im Anschluss an den endgültigen k.o. für die Kickers hörte man auf dem Bieberer Berg nur noch die gut 5000 Eintracht-Fans. Die letzten 20 Minuten glichen einem Triumphzug und als die Partie abgepfiffen wurde, feierten die Eintracht-Profis mit ihren Fans auf der Stahlrohrtribüne, als hätten sie gerade den DFB-Pokal gewonnen. Dies war natürlich nicht der Fall, aber mit dem klaren Derbysieg waren sie nur noch einen Sieg von Berlin entfernt.

„Der Sieg ist für uns sehr, sehr wichtig“, freute sich Friedhelm Funkel hinterher. „Wenn man acht Spiele in der Bundesliga nicht gewonnen hat, freut man sich über jedes Erfolgserlebnis. Wir haben die Gelegenheit, zum zweiten Mal in Folge ins Endspiel einzuziehen. Das schaffen normalerweise nur Bayern München oder Werder Bremen.“

Sein Offenbacher Kollege gratulierte fair und gab zu: „Die Eintracht hat ein sehr gutes Spiel gemacht, und das frühe Tor hat ihnen in die Karten gespielt. Nach so einem frühen Rückstand kommst du gegen eine Klassetruppe wie Frankfurt nur ganz schwer ins Spiel.“

Zwei kuriose Derby-Geschichten am Rande: Nach dem Spiel musste der VIP-Raum evakuiert werden. Grund war ein verdächtiges Paket, in dem eine Bombe vermutet wurde. Es stellte sich jedoch heraus, dass es sich glücklicherweise um ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für OFC-Ehrenpräsident Waldemar Klein gehandelt hatte. Inhalt: Dosenwurst.

Ebenso originell war die Wette der beiden Oberbürgermeister Frankfurts und Offenbachs, Petra Roth (CDU) und Horst Schneider (SPD), im Vorfeld gewesen. Am Tag nach der Niederlage erfüllte der Unterlegene seinen Einsatz und reinigte die Treppenstufen des Frankfurter Römers – im Eintracht-Schal! Das Stadtoberhaupt witzelte: „ich war natürlich vorher im Trainingslager.“ Seine Amtskollegin gab sich Staatsmännisch (bzw. frauisch): „Es gibt heute weder Verlierer noch Sieger. Wir sind ja quasi eine Stadt und müssen die Region gemeinsam entwickeln, dann sind wir unschlagbar.“ Übrigens: Hätte die Eintracht verloren, wollte Frau Roth einen Tag im Offenbach-Schal regieren.

Sei’s drum. Das Derby war Geschichte und es galt, den Blick nach vorne auf das Halbfinale zu richten. Und im Gegensatz zum vergangenen Jahr, wo es vor eigener Kulisse gegen Arminia Bielefeld ging, musste die Eintracht in der Runde der letzten Vier diesmal auswärts – beim 1.FC Nürnberg – antreten.

Innerhalb von wenigen Tagen war das Duell bei den Franken ausverkauft. Berlin, Berlin…wer fährt nach Berlin: Der letztjährige Pokalfinalist oder die Überraschungself der laufenden Bundesliga-Saison?

Die Entscheidung sollte im easyCredit-Stadion relativ unspektakulär und vor allem vorzeitig fallen. Vor 47.000 Zuschauern war die Partie bereits nach 54 Minuten zu Gunsten der Gastgeber entschieden. Schon nach 180 Sekunden brachte Engelhardt den „Club“ mit einem Gewaltschuss in den Winkel in Front. Zwar hatte die Eintracht durch Benjamin Huggel (10.), Marcel Heller und Benjamin Köhler danach drei sehr gute Torgelegenheiten, doch als sie dem Ausgleich nahe zu sein schien, erhöhte Saenko bei einem schnellen Konter auf 2:0.

Die Partie war gelaufen und der FCN spielte sich nach der Pause in einen regelrechten Rausch. Mit dem 3:0 in der 54. Minute durch Galasek waren auch die letzten Hoffnungen der Eintracht schnell über den Haufen geworfen gewesen und Pagenburgs 4:0 eine Minute vor dem Abpfiff fiel am Ende auch nicht mehr sonderlich ins Gewicht.

Nürnberg stand im Finale, die Eintracht hatte den erneuten Einzug ins Endspiel verpasst. „Der Club war uns heute einfach überlegen“, musste Friedhelm Funkel anerkennen. „Es tut weh, nicht wieder nach Berlin fahren zu können“, war Christoph Spycher traurig über das Pokal-k.o.

Dennoch: Letztes Jahr im Endspiel, dieses Jahr im Halbfinale – so erfolgreich war die Eintracht in diesem Wettbewerb seit Jahrzehnten nicht mehr. Man kann ja nicht jedes Jahr nach Berlin fahren. Und der Pokal ist halt Glückssache, denn das Los entscheidet über Heim- oder Auswärtsspiel. Am ersten August-Wochenende werden 64 Mannschaften einen neuen Anlauf unternehmen – mal sehen, wie weit die Adlerträger diesmal kommen.