07.06.2009
Aktuelles

Saisonrückblick 2008/09

Viele Anhänger und Spieler möchten die abgelaufene Saison möglichst schnell aus dem Kopf bekommen und nur noch nach vorne schauen. Die Chronistenpflicht gebietet jedoch die Aufarbeitung im gewohnten Rückblick. Auch wenn der Verlauf des Spieljahres letztlich unbefriedigend war, bietet der Rückblick Gelegenheit, sich einzelne interessante Details noch einmal in Erinnerung zu rufen.

Sommerpause

In der Sommerpause nahm die Eintracht nach Steinhöfer und Krük weitere Spieler unter Vertrag. Kurz vor dem Beginn der EM verpflichteten die Hessen den neuen Shootingstar von Gastgeber Österreich, Korkmaz von Rapid Wien, der links offensiv manchem gestandenen Akteur der Polen oder Kroaten Knoten in die Beine spielte. Nach dem Ausscheiden seines Heimatlandes stieg er voller Tatendrang bereits früher als gewohnt ins Frankfurter Mannschaftstraining ein, nur um sich unmittelbar den Mittelfuß zu brechen und Monate auszufallen. Im Herbst kam er kurz zurück und zeigte ordentliche Ansätze, verletzte sich allerdings umgehend erneut. Auch eine weitere Verpflichtung war ständig verletzt, dies war allerdings voraussehbar. Denn die Eintracht entschied sich dafür, den vertragslosen Bajramovic (vormals Schalke 04) unter Vertrag zu nehmen, obwohl man wusste, dass der verletzte Spieler in diesem Kalenderjahr kaum mehr würde eingreifen können. Von Racing Straßburg kam Bellaid, ein Innenverteidiger der französischen U 21. Als Reaktion auf die bereits vor dem Saisonauftakt beunruhigende Verletzungsmisere holte die Eintracht mal wieder einen Griechen: Liberopoulos von AEK Athen, mehrfacher Torschützenkönig in Griechenland und der erste wirklich erfahrene und betagte Neuzugang seit Mahdavikia im Vorjahr. Mit Heller wurde dafür Ende August noch ein Angreifer leihweise an den MSV Duisburg abgegeben.

Weitere Randnotizen der Sommerpause waren das Freundschaftsspiel gegen Real Madrid, das einige Zeit wegen der Trikotwerbung der Gäste für einen Sportwettenanbieter auf der Kippe gestanden hatte, am Ende aber allen Beteiligten einen angenehmen Sommerabend mit einem ansehnlichen 1:1 gegen den spanischen Meister bescherte (Tor durch Bellaid). Es war eine Erinnerung an das größte Spiel aller Zeiten, das 3:7 im Finale des Europapokals der Landesmeister in Glasgow 1960. Außerdem wurde das neue Frankfurter Auswärtstrikot, von einem Fan entworfen und von den Fans gewählt (wobei das eigentlich in der Abstimmung siegreiche Trikot wegen eines Kreuzes aus Gründen politisch-religiöser Korrektheit im Nachhinein ausgeschlossen wurde), von Designern zum schönsten Trikot der Bundesliga gewählt. Beides nette Meldungen, für die man sich aber im harten Bundesligaalltag nichts kaufen konnte, wie alle Beteiligten schnell feststellen sollten.

Saisonstart im August

Die erste Hürde im Pokal wurde mit Pfullendorf souverän gemeistert. Auch in Unterzahl nach Platzverweis für Russ kurz vor der Pause konnte die Eintracht durch Treffer von Chris (2) und Liberopoulos ein 3:0 herausschießen. Aber in der Bundesliga waren Anspruch und Wirklichkeit anfangs weit voneinander entfernt. Einem trägen 0:2 gegen Berlin folgten immerhin zwei Auswärtsunentschieden in Köln (nach ganz schwacher Leistung des Teams nutzte Fenin die einzige Chance zum späten 1:1) und Wolfsburg (Amanatidis und Toski trafen bei der besten Saisonleistung der ersten 10 Pflichtspiele der Saison).

Inzwischen hatte das Verletzungspech bereits heftig zugeschlagen. Zu den bereits seit Saisonbeginn dauerverletzten Preuß, Pröll, Zimmermann, Bajramovic, Vasoski, Krük und Korkmaz gesellten sich bald weitere Spieler, die für den Rest der Hinrunde ausfallen würden, etwa Chris und Meier. Später sollten noch Spycher, Amanatidis und Nikolov folgen. Kleinere Verletzungen wie Muskelfaserrisse bei Inamoto oder Bellaid seien schon gar nicht mehr erwähnt.

September

Im September setzte die Talfahrt erst so richtig ein. Das Heimspiel gegen Karlsruhe, das den ersten Saisonsieg bringen sollte, wurde verlegt, weil Popstar Madonna wenige Tage zuvor den Rasen im Stadion mit einem Konzert derart malträtiert hatte, dass der Platz unbespielbar war. Auf Schalke war dann angesichts der Verletzungsmisere und eines Platzverweises für Chris vielleicht einfach nicht mehr drin als die 0:1-Niederlage.

Negative Ergebnisse gab es zunächst einige. Das „Glückslos“, im DFB-Pokal zuhause gegen Hansa Rostock antreten zu dürfen, konnte die Eintracht nicht nutzen. Die Führung durch Fenin wurde vergeben, weil man Kern den Ausgleich und in der Verlängerung sogar noch den Siegtreffer gestattete. Zuvor hatten sich die Hessen gleich zweimal selbst um den Siegtreffer gebracht. Caio war allein Richtung gegnerisches Tor unterwegs, als Fenin aus dem bis dahin passiven Abseits heraus seinen Weg kreuzte, ihm den Ball vom Fuß nahm und folgerichtig zurückgepfiffen wurde. In der Schlussminute verschoss der Brasilianer dann noch einen Elfmeter. Gegen Bielefeld reichte es im folgenden Heimspiel erneut nicht zum ersten Sieg. Das 1:1 musste hart erkämpft werden, denn der Ausgleich durch Köhler fiel erst in der Schlussphase.

Oktober

Beim Überraschungsteam aus Hoffenheim (das Spiel wurde in Mannheim ausgetragen) war dann fast erwartungsgemäß nichts zu holen. Die Eintracht konnte den beiden Treffern durch Ba zwar zunächst den Ausgleich durch Steinhöfer entgegensetzen und am Ende durch Fenin fast noch ausgleichen. Aber der Sieg der Gastgeber war aufgrund ihrer spielerischen Überlegenheit verdient. Der Gegner sollte in dieser Hinrunde den größten Reizpunkt der Liga darstellen. Es fehlte von Anfang an nicht an Fans, denen die Idee, dass ein Club ohne ruhmreiche Vergangenheit aufgrund der Investitionen eines Privatmannes von heute auf morgen die komplette Fußballszene aufmischt, suspekt war. Einzelne Fans schlugen dabei auch über die Stränge und zeigten das Konterfei des Mäzens Hopp hinter einem Fadenkreuz, woraufhin jener vom DFB besonderen Schutz seiner Ehre verlangte und etwas überraschend auch erhielt. Die Eintracht nahm sich in der folgenden Länderspielpause viel vor, konnte aber beim 0:2 gegen Leverkusen im vielleicht schlechtesten Spiel des Jahres nicht ansatzweise überzeugen. Bezeichnend für den ungefährdeten Sieg der Gäste war, dass jene später selbst von ihrer bis dato schlechtesten Saisonleistung sprachen.

Es folgte das Spiel gegen Karlsruhe, vor dem die Gastgeber ein Kurztrainingslager bezogen. Wohl selten hat ein Bundesligaspiel mitten in der Saison im Nachhinein einen derartigen Stellenwert beigemessen bekommen. Als einzelnes Spiel dürfte es seit dem 5:1 von 1999 und dem 6:3 von 2003 gemeinsam mit dem 3:0 gegen Burghausen 2005, dem 1:0 im Pokalhalbfinale gegen Bielefeld 2006 und dem 4:0 gegen Aachen 2007 den höchsten Stellenwert der letzten Jahre haben. Dabei war die Partie höchst unansehnlich. Beide Teams mühten sich mehr als 80 Minuten vergeblich um eine klare Spielanlage, vom Erspielen von Torchancen war man weit entfernt. Dann köpfte Reizspieler Franz eine Ecke ins Frankfurter Tor, es drohte die Niederlage in diesem so wichtigen Spiel. In der Livetabelle war die Eintracht mit 3 Punkten aus 8 Spielen das Schlusslicht, der KSC mit 12 Punkten meilenweit entfernt. Doch die Adlerträger konnten das Spiel drehen. Wie gegen Bielefeld sorgte Köhler für den späten Ausgleich. In der Nachspielzeit stocherte dann Amanatidis den Ball an zwei Gegenspielern und Keeper Miller vorbei zum erlösenden 2:1. Mit diesem Spiel verbanden sich mehrere Besonderheiten. Der KSC als direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt geriet nachhaltig in die Krise und rangierte zum Jahresende 6 Punkte hinter der Eintracht. Amanatidis hatte sich nämlich trotz Verletzung einwechseln lassen und getroffen. Schnell war der Mythos geboren, der Kapitän habe sich für sein Team geopfert. Zumindest stimmt daran, dass er an diesem Abend bereit war, seine persönlichen Leiden zurückzustellen. Das Spiel wurde von der Eintracht im Internet per Liveradio derart emotional übertragen, dass sogar die ARD-Sportschau anfragte und die Sendung am folgenden Samstag mit dem Schock und dem Jubel der Eintracht-Reporter einleitete.

Die Eintracht nahm den Schwung mit und sorgte in Cottbus (Foto oben) erneut für Aufsehen. Wieder gelang es, einen Rückstand noch zu drehen. Den zwei Treffern von Rangelov konnte Fink noch vor der Pause ein Traumtor entgegensetzen. In der zweiten Hälfte schlugen Fenin und Liberopoulos zu. Erst 7 Spiele sieglos, dann zwei Siege in Folge! Die Euphorie hielt an, als im Spiel gegen die Klinsmann-Bayern dem Argentinier Demichelis ein Eigentor unterlief, das die Adlerträger in Führung brachte. Doch Geniestreiche des Franzosen Ribéry brachten die Frankfurter um den verdienten Lohn, so dass der Monat endete, wie er begann: mit einer Niederlage. Fast waren die Zeiten so turbulent, dass ein anderes wichtiges Ereignis in den Hintergrund geriet. Doch im Rückblick darf es natürlich nicht fehlen. Vor dem Abriss und Neubau am Riederwald wurde die Sportstätte nach 56 Jahren von den Fans mit einer Party verabschiedet.

November

Die kuriose Entwicklung der Frankfurter Bundesligaspiele hielt auch in Mönchengladbach an. Denn Fenin und Fink trafen für die Hessen und drehten das Spiel, in dem die Eintracht durch ein frühes Eigentor von Russ in Rückstand geraten war. Im Spielbericht auf eintracht.de hieß es später wie folgt: „Man könnte fast meinen, das sei Absicht gewesen, denn jedenfalls statistisch verbesserten sich damit die Chancen unserer Eintracht auf einen Erfolg. Aus acht 0:1-Rückständen hatten sie in dieser Saison bisher 8 Punkte geholt - aus zwei 1:0-Führungen (Wolfsburg, Bayern) dagegen nur einen Punkt, eine Quote von 0,5 Punkten/Spiel. Für 0:1-Rückstände ist die Quote nun nach dem Spiel in Mönchengladbach beachtlich: 1,22 Punkte/Spiel. Das wäre hochgerechnet der sichere Klassenerhalt!“ Gegen den VFB Stuttgart hielt sich die Mannschaft allerdings nicht an die neue Mathematik und ging unvorsichtigerweise mit 2:0 (beide Treffer durch Liberopoulos) in Führung. Lanig und Gomez egalisierten den Spielstand in den letzten 20 Minuten. Dabei sorgte Schiedsrichter Rafati für Aufsehen, der den Treffer von Gomez zunächst wegen eines Aufstützens auf den von nun an (wegen der Verletzungen von Spycher und Krük) als Linksverteidiger eingesetzten Köhler aberkannte, sich dann aber von den Stuttgarter Spielern und vom Assistenten an der Linie umstimmen ließ.

Dann kam die Eintracht in Dortmund unter die Räder wie lange nicht mehr. Beim 0:4 resultierten 3 Gegentreffer aus Standardsituationen, stets war der Gegenspieler von Galindo zur Stelle. Der Mexikaner, der an seiner sehr umsichtigen und soliden Leistungen der Vorsaison nicht anknüpfen konnte, konnte beim folgenden Spiel gegen Hannover nicht berücksichtigt werden, weil er bei einem Länderspiel in Mexiko „verschollen“ war, wie eine Zeitung schrieb. Tatsächlich waren wohl Probleme mit einem Verkehrsstau ursächlich für die verspätete Rückkehr. Die Eintracht schlug Hannover auch ohne Galindo mit 4:0 durch Treffer von Liberopoulos (2), Fenin und Russ. Kuriosität am Rande: auch hier nahm der Schiedrichter in dem Schlussminuten nach Beratung mit dem Assistenten eine Entscheidung zurück, diesmal zugunsten der Eintracht. Hannover hatte beim Stande von 2:0 einen unberechtigten Elfmeter zugesprochen bekommen und hätte das Spiel noch einmal spannend gestalten können. Doch nach der Rücknahme der Entscheidung schlug die Eintracht noch zweimal zu.

Das Auf und Ab nahm kein Ende, denn schon das nächste Spiel brachte eine 0:5-Klatsche in Bremen. Außer wegen des unerfreulichen Spielverlaufs wird die Partie vielen Fans wegen eines umstrittenen Polizeieinsatzes in Erinnerung bleiben.

Dezember

Das nächste Heimspiel brachte dann wieder einen klaren Sieg. Fenin holte mit feinem Einsatz sowohl einen Foulelfmeter als auch die rote Karte für den Bochumer Schlussmann heraus. Liberopoulos kam so im dritten Heimspiel hintereinander zu einem Doppelpack. Die weiteren Treffer beim 4:0 erzielten Steinhöfer und Russ. Auch wenn das letzte Hinrundenspiel durchaus unglücklich mit 0:1 in Hamburg verloren ging, hatten sich die Hessen damit nach katastrophalem Beginn doch noch auf Platz 12 der Tabelle etabliert und die gröbste Abstiegsgefahr gebannt. Erfreulich war in dieser Hinrunde die Entwicklung der von Leicht und Assistent Schur gecoachten U23, die als Tabellenführer der Regionalliga überwintern konnte. Personell legte die Eintracht noch vor Weihnachten nach. Als Reaktion auf die Verletzung insbesondere von Amanatidis wurde für den Angriff der junge Kameruner Kweuke vom slowakischen Club Dunajska Streda verpflichtet.

Januar

Nach einer wie immer erfreulichen Hallensaison mit Turniersiegen in Halle und Mannheim sowie einem dritten Platz beim Heimturnier in Frankfurt gab es personelle Veränderungen im Kader. Aaron Galindo kehrte in seine mexikanische Heimat zurück. Als Alternative für die Position des linken Verteidigers wurde Nikola Petkovic von Roter Stern Belgrad verpflichtet. Der erste Transfer für die neue Saison wurde bereits unter Dach und Fach gebracht. Als neuer Schlussmann unterschrieb die Nummer 2 der U21-Nationalmannschaft Ralf Fährmann, der bei Schalke hinter Neuer zu einigen Einsäten gekommen war, nach Bekanntgabe des Wechsels in der ersten Schalker Mannschaft jedoch keine Rolle mehr spielen sollte. Weniger schnell und unkompliziert als im Vorjahr gestaltete sich die Vertragsverlängerung mit Trainer Friedhelm Funkel. Der eigentlich normale Vorgang, dass Vertragsgespräche auch einmal einige Wochen andauern können, fand vor allem deshalb große Beachtung, weil die Vertragsverlängerung im Vorjahr reine Formsache gewesen war und nur wenige Sekunden in Anspruch genommen hatte. In diesem Winter sollte es bis in den Februar hinein dauern, bis der für die Saison 2009/10 gültige Kontrakt unterzeichnet werden konnte. Die Rückrunde, von der sich alle Beteiligten angesichts der Rückkehr zahlreicher Leistungsträger eine Steigerung versprochen hatten, begann mit einer hoffnungsvollen Leistung in Berlin, die sich allerdings im Resultat nicht widerspiegelte. Trotz eines Anschlusstreffers des ehemaligen Hertha-Spielers Köhler und einer stürmischen Schlussphase gelang es nicht, einen Punkt aus dem Olympiastadion mitzunehmen.

Februar

Auch im Februar musste die Eintracht trotz zweier Heimspiele in Folge zunächst eine Weile auf den ersten Rückrundensieg warten. Gegen Köln reichte es letztlich nur zu einem unbefriedigenden 2:2. Die zweimalige Führung durch Russ und Fenin reichte unter anderem deshalb nicht zum Sieg, weil Chris nach einem Foul im Strafraum des Feldes verwiesen wurde und die Eintracht nach dem verwandelten Strafstoß in Unterzahl nicht noch ein drittes mal in Führung gehen konnte. Die Fans gedachten dem verstorbenen Alfred Pfaff mit einer Choreographie, bei deren Abbau ein Fan vom Zaun in den Innenraum stürzte und mit schweren Kopfverletzungen in die Universitätsklinik gebracht werden musste. Gegen den späteren Meister Wolfsburg war die Eintracht im folgenden Heimspiel leider auch wegen eines merkwürdigen Elfmeters nach Schutzhand vom in der Freistoßmauer stehenden Kweuke unterlegen, konnte sich aber an der bis zum 33. Spieltag gültigen Statistik aufrichten, dass man gegen die „großen“ Teams der Liga zwar nicht gewinnt, gegen die „kleinen“ dafür aber auch nicht verliert. Folgerichtig konnten die Adlerträger das kommende Auswärtsspiel in Karlsruhe mit viel Glück und dank eines sehenswerten Treffers von Caio (technisch anspruchsvolle Bogenlampe in den Winkel) für sich entscheiden und kassierten dabei das erste Mal in der Saison auswärts keinen Gegentreffer. (Dieses Kunststück konnten sie lediglich noch beim folgenden Auswärtsspiel in Bielefeld wiederholen.)

Negative Begleitumstände des ersten Pflichtspielsieges im Jahr 2009 waren die schlimmsten pyrotechnischen Ausschreitungen seit dem Heimspiel gegen Oberhausen im Jahr 2002. Beinahe wäre das Spiel abgebrochen und die Mannschaft um den Lohn ihrer Arbeit gebracht worden. Die Eintracht musste eine saftige Geldstrafe zahlen und reagierte mit einer Mitteilung, in der es unter anderem hieß: „Es werden Eintrittskarten zu Auswärtsspielen mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres nur personalisiert abgegeben. Die Mitnahme von Fanutensilien wie Bannern, Zaunfahnen, Doppelhaltern, Großfahnen aber auch Megaphonen zu Auswärtsspielen ist aufgrund wiederholten Missbrauchs ebenfalls bis auf weiteres nicht mehr gestattet.“ Sportlich gelang auch gegen Schalke kein Sieg gegen einen der ’Großen’ der Liga. Trotz eines späten Ausgleichstreffers von Fink konnte die Eintracht nicht punkten und unterlag den Knappen mit 1:2.

März

Der März begann mit einer weiteren schlechten Nachricht für die Frankfurter. Vasoski, der sich nach mehreren schweren Verletzungen gerade wieder herangekämpft hatte, fiel wegen eines Knorpelschadens erneut für Monate verletzt aus. Inzwischen summierte sich die Verletzungshäufigkeit und –Intensität derart, dass es manchen Betrachtern immer schwerer fiel, einfach von „Pech“ zu reden. Vom engeren Stamm kamen eigentlich nur Steinhöfer, Russ, Bellaid und Fink einigermaßen ohne größere oder zahlreiche kleinere Verletzungen über die Runden. Die Zahl der Spieler, die mindestens die Hälfte der Saison verletzungsbedingt verpassten, ist mit Amanatidis, Spycher, Preuß, Vasoski und Bajramovic größer! Bajramovic etwa arbeitete neun Monate auf sein Comeback hin, erzielte dann für Bosnien ein wichtiges und schönes Tor in der WM-Qualifikation und kam zu wenigen Teilzeiteinsätzen für die Eintracht. Anschließend musste er sich erneut operieren lassen.

Sportlich war der März ein Monat mit drei Unentschieden bei durchaus positiver Entwicklung der Mannschaftsleistung. Dem mageren 0:0 in Bielefeld folgte immerhin eine gute zweite Halbzeit gegen Hoffenheim mit dem Treffer zum 1:1 durch Fink. Fink blühte in dieser Phase der Saison aus und wurde wohl so interessant für andere Vereine, dass er sich entschloss, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Es folgte eine der besten Saisonleistungen in Düsseldorf gegen Leverkusen. Endlich einmal wieder durch eine Vielzahl mitgereister Fans enthusiastisch unterstützt, kamen die Hessen durch einen Treffer von Meier zu einem hochverdienten 1:1. Der dort eingewechselte Kweuke verletzte sich kurz nach seiner Einwechslung. Es sollte der letzte Einsatz der Winterverpflichtung sein, da der Angreifer die hohen Erwartungen insgesamt nicht erfüllen konnte.

April

Auch im April konnte die Eintracht mit zwei Siegen und zwei Niederlagen eine ausgeglichene Bilanz vorweisen. Die Pflichtsiege zu Hause gegen Cottbus (2:1, Treffer durch Liberopoulos und Steinhöfer) und Mönchengladbach (4:1, Treffer durch Meier, Liberopoulos, Russ und Fink) brachten letztlich die Sicherheit, dass man die Klasse würde halten können. Gleichwohl konnte man keinesfalls von einer komfortablen Situation sprechen. Einige Fans brachten sich nun wegen der Person des Trainers gegeneinander auf. Vor (!) dem Spiel gegen Mönchengladbach hallten „Funkel raus“-Sprechchöre durch das Stadion, die von anderen Stadionbesuchern ihrerseits mit Pfiffen bedacht wurden. Die Frankfurter Rundschau kommentierte beispielsweise: „Die momentan vergiftete Atmosphäre im Frankfurter Stadion freilich ist auch Ausdruck mangelnden Respekts gegenüber der Mannschaft und Trainer Funkel. Man muss ihn nicht mögen, aber eines anerkennen: Er hat in einer extrem schwierigen Lage das Maximum herausgeholt.“ Keinen Beitrag zu einer Verbesserung des Binnenklimas leistete die Mannschaft dann bei den beiden klaren Auswärtsniederlagen in München (0:4) und Stuttgart (0:2). Immerhin konnte die Eintracht wenige Wochen nach dem Abgang von Michael Fink eine erfreuliche Personalie verkünden. Eigengewächs Patrick Ochs verlängerte seinen Vertrag trotz der Begehrlichkeiten anderer Vereine vorzeitig bis 2012. Um lediglich jeweils ein Jahr wurden gegen Ende der Saison dann auch die Verträge der Urgesteine Nikolov und Preuß verlängert. Preuß erhielt damit die Gelegenheit, nach seiner langen Verletzungspause in der Saison 2009/10 noch einmal anzugreifen und hoffentlich auf die Bühne Bundesliga zurückzukehren.

Mai

Im Mai sollte der de facto bereits geretteten Eintracht nicht mehr viel gelingen. Einerseits gab es das 1:1 in Hannover mit dem ersten Treffer des Österreichers Korkmaz sowie das 2:3 im turbulenten Saisonfinale gegen Hamburg, als ein 0:2 durch Treffer von Meier und Caio noch aufgeholt werden konnte, ehe sich der Gegner durch einen Abseitstreffer in der Schlussminute noch in den UEFA-Cup schoss. Andererseits mussten die Anhänger die Niederlagen gegen Dortmund (0:2), Bremen (0:5) und Bochum (0:2) erdulden, bei denen es mitunter schwer fiel, bei allen Akteuren tatsächlich Siegeswillen und Kampfgeist zu erkennen.

Vor dem letzten Saisonspiel gegen den HSV verkündete Trainer Friedhelm Funkel, seinen im Februar unterzeichneten Vertrag für die Saison 2009/10 im gegenseitigen Einvernehmen mit der Eintracht aufgelöst zu haben. Der gebürtige Neusser ist damit gemeinsam mit Erich Ribbeck aufgrund fünfjähriger Verweildauer Rekordtrainer bei den Hessen. Er hinterlässt das Team deutlich besser aufgestellt als bei seiner Amtsübernahme 2004 und kann mit dem Aufstieg, dem DFB-Pokalfinale, den UEFA-Cup-Partien sowie Platz 9 in der Vorsaison auf zahlreiche Erfolge zurückblicken.

Die letzte Saison war gleichwohl jedenfalls statistisch eine der schlechtesten in der Bundesliga-Geschichte der Eintracht. Die Ausbeute von 33 Punkten war außerordentlich mager und hätte in einem normalen Spieljahr den Abstieg (und nicht Platz 13) bedeutet. Zum Vergleich: 2001 stieg die Eintracht mit 35 Punkten auf Platz 17 liegend ab. Es gab folgerichtig diverse negative Statistiken, wie etwa diese, dass die Eintracht-Defensive sage und schreibe 11 (!) Strafstöße in 34 Spielen verursachte. In der gesamten Liga wurden lediglich 77 Strafstöße verhängt, „normal“ wären also etwa 4 Strafstöße pro Verein gewesen. Zudem kassierte die Eintracht die meisten gelben Karten der Liga (77). Allein Chris sah bei seinen Einsätzen alle 181 Minuten eine (gelbe oder rote) Karte.

Es gab aber auch positive Aspekte einzelner Akteure. Die Neuverpflichtungen Steinhöfer und Liberopoulos erwiesen sich als effektive Scorer. Der griechische Angreifer erzielte in 14 Bundesliga-Heimspielen 8 Treffer! Dass die Ausbeute auswärts (jeweils ein Treffer in Bundesliga und Pokal) nicht Schritt halten konnte, ist angesichts der Spielweise von Liberopoulos leicht nachzuvollziehen. Er konnte sich weniger als typischer Konterspieler, denn als Strafraumstürmer in Szene setzen und erzielte die 8.-meisten Kopfballtreffer der Liga. Dem jungen Steinhöfer gelangen in seiner ersten Bundesliga-Saison immerhin 15 Scorerpunkte in Pokal und Liga. Gar auf 17 Scorerpunkte in Liga und Pokal brachte es im Übrigen der ebenfalls noch junge Fenin in seiner ersten kompletten Bundesliga-Saison. Er hätte leicht noch einige Punkte mehr erzielen können, wäre er nicht häufiger als jeder andere Spieler (7-mal!) am Aluminium gescheitert. Positiv ist noch anzumerken, dass die Eintracht sich ein ausgeglichenes Eckenverhältnis erspielen konnte, als einziges Team der Liga ohne Freistoß-Gegentreffer blieb und hinter den Bayern die meisten Spiele (4) nach einem Rückstand noch drehen und gewinnen konnte.

Letztlich war es dennoch beileibe keine positive Saison, was größtenteils den fortwährenden Ausfällen wichtiger Leistungsträger (z. B. Spycher, Korkmaz, Amanatidis) zugeschrieben werden musste. Dadurch wurde dem Kader die Möglichkeit genommen, sich richtig einzuspielen. Erreicht wurde das Ziel, sich in der Bundesliga zu etablieren letztlich aber doch. Und so geht unsere Eintracht im fünften Jahr in Serie in Deutschlands Fußball-Beletage an den Start – und das, obwohl in der abgeschlossenen Spielzeit einfach alles schief lief, was schief laufen konnte.

Was den Unterbau der Eintracht anbetrifft, wechselten in der Saison 2008/09 Licht und Schatten. Als hervorragend ist sicherlich die Leistung der U 23 in der neu eingeführten Regionalliga Süd einzustufen. Die U17 und U19-Bundesligajunioren unserer Eintracht konnten die in sie gesetzten Erwartungen dagegen nur teilweise erfüllen, mussten bis zuletzt um den Klassenerhalt zittern. Mit dem nun begonnen Bau des modernen Jugend-Leistungszentrums am Riederwald steht die Eintracht vor einem wichtigen Meilenstein ihrer Geschichte und wird den Abstand zu den Topklubs der Bundesliga auf lange Sicht verkürzen können.