In der Sommerpause stellte sich die Eintracht personell neu auf. Christoph Daum, Roland Koch und Andreas Menger standen nicht mehr zur Verfügung. Die sportliche Verantwortung ging über auf Armin Veh, Rainer Geyer, Christian Kolodziej und „Moppes“ Petz. Reha-Trainer blieb MIchael Fabacher. Zudem wurde mit Bruno Hübner, der vom MSV Duisburg zurück in heimische Gefilde kam, ein Sportdirektor verpflichtet. Alle Beteiligten mussten mit Hochdruck daran arbeiten, ein neues Team zusammenzustellen. Angesichts zahlreicher Abgänge (unter anderem Patrick Ochs, Marco Russ und Chris nach Wolfsburg, Maik Franz zu Hertha BSC Berlin, Ralf Fährmann nach Schalke, Halil Altintop zu Trabzonspor, Nikola Petkovic zu Roter Stern Belgrad und Martin Fenin nach Cottbus - der Vertrag mit Ioannis Amanatidis wurde aufgelöst) und wegen des vorgezogenen Saisonstarts der zweiten Liga blieben nur wenige Wochen Zeit, neue Spieler zu verpflichten. Hübner konzentrierte sich darauf, Spieler auszuleihen und Frankfurt dabei möglichst eine Kaufoption zu sichern. Dieses Modell wurde bei Thomas Kessler, Stefan Bell, „Jimmy“ Hoffer, Bamba Anderson und Rob Friend angewandt. Übrige Neuzugänge waren unter anderem Constant Djakpa, Gordon Schildenfeld, Dominik Schmidt, Matthias Lehmann, Karim Matmour und Mo Idrissou. Im ersten Trainingslager im österreichischen Leogang waren freilich nicht alle diese Spieler bereits dabei, denn teilweise zogen sich die Verhandlungen bis Ende August hin und konnten erst Stunden vor dem Schließen der Transferliste am 31.08. zum Abschluss gebracht werden.
Der Saisonauftakt im Juli verlief spektakulär. Die Eintracht lag beim Mitfavoriten Greuther Fürth schnell mit 0:2 zurück und musste mit diesem Rückstand in die Pause gehen (Foto oben: Nöthe trifft gegen Kessler und Schildenfeld). Dort fand Trainer Veh im ersten Pflichtspiel offenbar gleich die richtigen Worte, denn die Gäste drehten die Partie durch 2 Treffer von Alexander Meier und das Jokertor des Neuzugangs Matmour. Der Algerier entwickelte sich im Verlauf der Hinrunde zu einem der ligaweit besten Joker, wie 3 Tore und 2 Vorlagen nach 14 Einwechslungen zeigen. Insgesamt gelangen dem Flügelflitzer in dieser Saison 9 Scorerpunkte. Das folgende Heimspiel gegen Mitabsteiger St. Pauli fand aufgrund von Sanktionen wegen des Platzsturms gegen Köln im letzten Heimspiel der Vorsaison vor lediglich 19.000 Besuchern statt. Meiers Ausgleichstreffer reichte nach der Führung der Gäste zum Remis.
Meier war der wichtigste Offensivspieler im ersten Saisondrittel. Bis einschließlich Oktober gelangen ihm in 11 Einsätze 8 Tore und 3 Assists. Danach lief es nicht mehr so hervorragend, doch konnte „der Lange“ in weiteren 7 Einsätzen immerhin noch 3 Treffer auflegen, ehe er in der Rückrunde auch wieder regelmäßig traf. Am Ende standen für ihn 17 Treffer und 7 Vorlagen zu Buche, er gab ligaweit die meisten Torschüsse (120) ab und war der erste Frankfurter Torschützenkönig seit Anthony Yeboah vor fast 20 Jahren. Im DFB-Pokal konnte Frankfurt die erste Hürde beim ambitionierten Regionalligisten Halle mit etwas Mühe dank zweier später Treffer von Theofanis Gekas überspringen. Im Tor kam es zu einer frühen Wachablösung, da Oka Nikolov anstelle von Kessler erstmals eingesetzt wurde, fortan wieder Stammtorhüter war und am Saisonende sein 150. Zweitligaspiel absolvierte. Lange hatte es wegen Sicherheitsbedenken Diskussionen um den Spielort gegeben. Letztlich spielte man doch in Halle. Sage und schreibe 300 Frankfurter Anhänger durften das Stadion betreten.
Das erste Pflichtspiel im August war eine der besten Leistungen des Jahres. Bei Eintracht Braunschweig - der Aufsteiger war mit 6 Punkten und 5:1 Toren gestartet - gewann unsere Eintracht souverän mit 3:0 durch Tore von Benjamin Köhler und Meier (2). 62 % Ballbesitz und 19:5 Torschüsse dokumentieren in etwa die spielerische Leichtigkeit und Zielstrebigkeit des Teams auf fremdem Platz. Hier war erstmals wirklich zu sehen, dass in dieser Saison einiges drin war (Foto oben: Jubel nach dem Spiel). Dies galt auch, obwohl man sich im folgenden Spiel gegen eine starke Fortuna aus Düsseldorf wieder mit nur einem Punkt begnügen musste. Den Treffer erzielte Sebastian Jung, der neben Schildenfeld einer der lediglich 10 Feldspieler war, die keine Sekunde der ersten 19 Ligaspiele verpassten. Jung, der im Saisonverlauf nur eine gelbe Karte sah, brachte ligaweit die zweitmeisten Flanken (31) zum Mitspieler. Schildenfeld wiederum hatte ligaweit die meisten klärenden Aktionen (348) und die zweitbeste Passquote (88 %).
Das nächste „Auswärtsspiel“ im eigenen Stadion gegen den FSV Frankfurt im ersten Derby seit 1962 war dann wieder eine klare Sache. Sebastian Rode, Gekas und Köhler (2) schossen ein 4:0 heraus. Es war der sechste Zweitligaauswärtssieg in Folge bei 21:2 Treffern (von denen Meier allein 8 erzielte, und zwar jeweils 4 in den Jahren 2005 und 2011). Köhler erreichte in seinen 32 Spielen dieser Saison immerhin 20 Scorerpunkte, verteilt auf 9 Treffer und 11 Assists. Wie bei Meier konzentrierten sich seine Erfolge allerdings zunächst auf das erste Saisondrittel, wo er in 10 Spielen 9 Torbeteiligungen verbuchte, welchen er in weiteren 8 Einsätzen lediglich noch eine hinzufügen konnte. Anfang 2012 legte dann auch er wieder los. Mit einem 0:0 gegen Paderborn ging es in die erste Länderspielpause. Das an Höhepunkten arme Spiel (nur 4:1 Schüsse auf das Tor) sorgte zunächst trotz 68 % Ballbesitz für einige Enttäuschung, doch stellte sich im weiteren Saisonverlauf heraus, dass die Eintracht gegen eines der Top-Teams der Liga gespielt hatte. Vom FSV Frankfurt abgesehen, holten die anderen 5 Startgegner der Adlerträger in den ersten 19 Spielen 55 Siege sowie 24 Remis und mussten sich lediglich 16 Mal geschlagen geben. So gesehen war es positiv zu bewerten, dass man noch immer ungeschlagen geblieben war und einen Schnitt von 2 Punkten pro Spiel verbuchen konnte.
In die September-Partien gingen die Hessen gleichwohl mit neuen Spielern, denn kurz vor dem Ende der Transferperiode hatte man noch einmal doppelt zugeschlagen und Idrissou sowie Friend verpflichtet. Am selben Tag wurden Petkovic und Fenin abgegeben. Fenin konnte für seinen neuen Arbeitgeber Energie Cottbus nur wenige Einsätze absolvieren, da er wegen einer Hirnblutung und der Erkrankung an einer Depression für den Rest der Hinrunde ausfiel. Glücklicherweise konnte der Tscheche nach seiner Genesung im Frühjahr 2012 bereits wieder einige Einsätze für Cottbus absolvieren!
Beim Auswärtsspiel in Cottbus traf Fenin gleich auf seinen Ex-Club. Dort machten sich aus Frankfurter Sicht die neuen Angreifer gleich bezahlt. Denn wie schon in Fürth lag die Eintracht früh mit 2:0 zurück. Doppeltorschütze Rangelov traf zum 7. Mal in bis dahin 4 Spielen gegen Frankfurt, konnte aber mit Energie kurioserweise keines dieser 4 Spiele gewinnen. Dabei sollte es auch an diesem Tag bleiben. Zwar folgte dem Anschlusstreffer durch Friend (dem der Kanadier in dieser Saison in recht wenigen kurzen Einsätzen kein weiteres Tor mehr folgen lassen konnte) prompt das 3:1 für Cottbus, doch konnten Ümit Korkmaz und Idrissou noch ein Unentschieden herausschießen.
Alle 3 Gästetreffer wurden durch Kopfbälle erzielt, die Eintracht hatte sich durch die Transfers offenbar in der Luft verstärkt. Insgesamt standen bis Jahresende 13 Kopfballtreffer in 19 Spielen zu Buche, ein Spitzenwert. Am Saisonende hatten die Adlerträger gar 22 Mal ins gegnerische Tor geköpft! Die „Ostwochen“ gingen weiter und brachten mit dem 4:1 gegen Rostock (Tore durch Idrissou (2), Meier und Djakpa - Foto oben: Saltojubel Djakpa, der ligaweit die meisten Flanken (161) schlug und die meisten Torschussvorlagen (37) gab - jedoch auch zweimal wegen überharten Einsteigens gesperrt wurde) den ersten „echten“ Heimsieg der Saison - erst den zweiten Heimsieg des gesamten Kalenderjahres. Der „Heimkomplex“ war damit erledigt - die Adlerträger blieben sogar als einziges Team der zweiten Liga bis zum Jahresende zu Hause ungeschlagen - und verloren darüber hinaus auch im weiteren Saisonverlauf (bis auf das bedeutungslose letzte Spiel gegen 1860 München) kein einziges Heimspiel.
Durch Doppelpacks von Gekas und Idrissou konnte der nächste Gegner aus Dresden auswärts mit dem gleichen Resultat bezwungen werden. Auch hier unterstreicht ein Blick in die Statistik (24:9 Schüsse) die Frankfurter Überlegenheit. Nachdem im folgenden Heimspiel auch Union Berlin durch Treffer von Gekas, Meier und Hoffer 3:1 geschlagen werden konnte, gingen die Frankfurter mit einem guten Gefühl in die zweite Länderspielpause.
Im Oktober bewältigte die Eintracht die schwere Aufgabe in Bochum ebenfalls souverän. Nach einem Eigentor sowie einem Treffer von Köhler (der auf dem Foto oben mit Meier jubelt - beide spielen seit nunmehr 8 Jahren zusammen) siegten die Hessen mit 2:0. Den gar fünften Sieg in Folge feierte Frankfurt dann im Heimspiel gegen Duisburg. Tore von Hoffer (2) und Meier ermöglichten einen 3:0-Sieg. Die Eintracht war einfach in Fahrt und profitierte offenbar davon, dass man den wirklich starken Gegnern bereits zu Saisonbeginn begegnet war. Was sollte jetzt noch passieren? Ein Knick ergab sich durch das Pokalspiel gegen Kaiserslautern. In dem über 120 Minuten „intensiven und guten“ (Trainer Veh) Pokalfight zogen die Gastgeber letztlich mit Pech den Kürzeren, weil Sukuta-Pasu eine Minute vor Abpfiff der Verlängerung der entscheidende einzige Treffer des Tages gelang. Dieses Ausscheiden hätte nicht sein müssen, wie der Blick auf die Lauterer Auswärtsbilanz in der 1. Liga verdeutlicht: den „Roten Teufeln“ gelang lediglich ein Auswärtssieg bei nur 8 erzielten Toren. Nach dieser kräftezehrenden Partie, welche zudem schlecht für die Moral war - bisher hatte nur die Eintracht, die in der Schlussviertelstunde noch ohne Gegentreffer war, späte und glückliche Treffer erzielt -, musste Frankfurt zum Schlusslicht nach Ingolstadt fahren. Dort konnte man nicht annähernd an die bisher gezeigten Leistungen anknüpfen und musste froh sein, durch den späten Treffer von Matmour (96.) zum 1:1 wenigstens die erste Saisonniederlage verhindert zu haben (Foto unten: Rode kontrolliert den Ball in der Luft stehend; der 21-jährige ragte sowohl defensiv als auch offensiv heraus, hatte mit die meisten (121) abgefangenen Pässe und mit die meisten Assists (10)).
Der goldene Herbst war vorbei, im November begannen die Mühen der Ebene. Man muss den Hessen allerdings zugute halten, dass im zweiten Auswärtsspiel in Folge auch eine mäßige Leistung zum Sieg reichte. Mit viel Glück gelang nach Treffern von Hoffer und Idrissou ein 2:1-Erfolg in Aue. Beim nächsten Spiel gegen Aachen trugen sich außer diesen beiden Angreifern auch Köhler und Matmour in die Torschützenliste ein. Es war eine kuriose Begegnung, welche die Eintracht schon früh für sich entschieden zu haben schien. Nach 12 Minuten lagen die Gastgeber bereits mit 2:0 in Führung und verwalteten diesen Vorsprung bis zum Beginn der Schlussviertelstunde. Vom Pokal abgesehen, war diese Zeit mit 12:0 Toren im bisherigen Saisonverlauf der beste Spielabschnitt der Adlerträger. Man war also in dieser späten Phase noch ohne Gegentor, Aachen wiederum hatte in den bisherigen 13 Spielen überhaupt erst 8 Mal getroffen - davon nur kümmerliche 2 Mal in 7 Partien auf gegnerischem Platz. Dennoch gelangen den Gästen in den letzten 12 Minuten gleich 3 Treffer, so dass die Eintracht erneut Glück und Matmour (Foto unten) benötigte, um fast mit der Schlussminute den Sieg gegen das zu dieser Zeit von Friedhelm Funkel betreute Team zu erzwingen. Der ehemalige Frankfurter Coach, den der VfL Bochum schon nach wenigen Spieltagen geschafft hatte, wurde später auch bei der Alemannia noch vor dem Saisonende entlassen.
Durch diesen späten Erfolg konnten sich die Spieler in die Geschichtsbücher eintragen, denn die Serie von saisonübergreifend nunmehr 17 ungeschlagenen Zweitligaspielen bedeutete die Einstellung des Rekords aus der Saison 1997/98. Darüber hinaus spielte die Eintracht, die nun Spitzenreiter war, die beste Saison ihrer Zweitligageschichte mit - zu diesem Zeitpunkt - bereits 16 Punkten mehr als in der letzten Aufstiegssaison 2004/05. Nur 2 Teams schossen in der eingleisigen 2. Liga in den ersten 15 Ligaspielen mehr Tore als die Eintracht (38). Nach so vielen Erfolgen waren die Hessen nun wohl einmal fällig und verloren bei 1860 München mit 2:1. Ein Treffer von Gekas in der Schlussminute kam zu spät. Im November wurde außerdem bekannt, dass der Vorstand der Eintracht ab der kommenden Saison ein anderes Gesicht erhalten würde. Anstelle von Dr. Thomas Pröckl und Klaus Lötzbeier rückt Axel Hellmann in den Vorstand auf.
Im Dezember gab es fußballerische Magerkost, es fielen nur noch 4 Treffer in den abschließenden 3 Spielen. Zunächst gelang Frankfurt durch zwei weitere Gekas-Treffer ein ungefährdetes 2:0 gegen Karlsruhe (Foto oben: Jubel Gekas mit den Mitspielern). 8 Scorerpunkte für Gekas, 7 für Hoffer und gar deren 10 in nur 11 Spielen für Idrissou - mit der Torgefährlichkeit der Angreifer konnte man in der Hinrunde sicherlich zufrieden sein, zumal - wie oben bereits ausgeführt - auch Meier und Köhler einige Erfolgserlebnisse hatten. Da auch die defensiver eingesetzten Rode und Kapitän Pirmin Schwegler zusammen bis dahin auf weitere 9 Scorerpunkte kamen, war das Mittelfeld, das seit dem Cottbus-Spiel zumeist mit einer Raute hinter 2 Angreifern agierte, offensiv schwer auszurechnen. Gleichwohl gelang ausgerechnet in den beiden folgenden Spitzenspielen kein einziger Treffer mehr. Während man zuvor vom Verletzungspech weitgehend verschont geblieben war - was auch über dies gesamte Saison hinweg so bleiben sollte, eine in Frankfurt ungewohnte Entwicklung -, mussten nun mit Anderson und Idrissou wichtige Stützen des Teams angeschlagen in die Begegnungen gehen und unmittelbar nach dem letzten Spiel des Jahres sogar operiert werden.
Gegen Fürth reichte es dennoch zu einem 0:0, vor allem, weil der gegnerische Angreifer Prib den Ball in einer denkwürdigen Szene 10 Meter vor dem leeren Tor nur an den Pfosten drückte. Beim FC St. Pauli hingegen setzte es mit 0:2 die zweite Saisonniederlage, zugleich die zweite Auswärtspleite hintereinander. Es war eine bittere Begegnung mit unverdientem Ausgang. Während Pauli eine Standardsituation und einen Konter nutzte, konnte die Eintracht trotz 9:4 Schüssen auf das Tor sowie trotz 37:14 Flanken, 62 % Ballbesitz, 56 % gelungener Zweikämpfe und 69 % gelungener Pässe in der gegnerischen Hälfte keinen Treffer erzielen. Es war erst das dritte Mal im 19. Ligaspiel, doch bereits das zweite Mal in Folge. Erstmals seit 16 Zweitligaspielen blieb die Eintracht auswärts ohne Treffer (zuletzt am 30.01.2005 in Karlsruhe). Überragend war die Leistung von Kapitän Schwegler (Foto unten: Schwegler behält in Dresden die Übersicht), der 117 Ballkontakte hatte und zudem sportlich fair weiterspielte, nachdem er von einer Kassenrolle aus dem Block der Heimfans am Kopf getroffen worden war. (Etwa einen Monat zuvor hatte er in einem Zeitungsinterview übrigens noch den metaphorisch gemeinten Satz gesagt: „Ich weiß ja, wie schnell man wieder eins auf den Kopf kriegt.“) Der Kapitän setzte dann Anfang April ein deutliches Zeichen in Richtung Aufstieg, als er seinen Vertrag bereits 6 Spieltage vor dem Ende - bei 7 Punkten Vorsprung auf Rang 3 - bis 2015 verlängerte. Er hatte nicht nur ligaweit die meisten Ballkontakte pro Spiel (92), sondern auch unter den Mittelfeldspielern mit die geringste Fehlpassquote (15 %).
So ging die Eintracht zwar mit einem Misserfolgserlebnis in die Winterpause. Dafür war aber bei einigen der früheren Spiele (Fürth, Cottbus, Ingolstadt, Aue) reichlich Glück im Spiel war, so dass die Eintracht dort stand, wo sie nach den gezeigten Leistungen auch hingehörte: auf Platz 3 mitten im Aufstiegskampf, ohne großen Rückstand nach oben und ohne großes Polster nach unten. Man hatte die meisten Schüsse abgegeben und dabei am genauesten gezielt. Die Adlerträger schlugen auch die meisten Flanken und spielten die meisten (rund 15 % mehr als die in dieser Statistik folgenden Teams) und genauesten Pässe. Als positive Nachricht ließ sich nach einem für alle Beteiligten insgesamt schweren und harten Jahr immerhin festhalten, dass sich das Team vom Abstieg nicht nachhaltig hatte traumatisieren lassen. Dies war angesichts des ungeheuerlichen Absturzes in der ersten Jahreshälfte keine Selbstverständlichkeit.
In der Winterpause wurden erneut umfangreiche personelle Veränderungen vorgenommen. Die Eintracht gab Gekas an den türkischen Club Samsunspor ab, wo der Grieche vor allem anfangs regelmäßig traf, mit seinem neuen Verein allerdings dauerhaft gegen den Abstieg spielte. Auch Georgios Tzavellas - in der Hinrunde nach längerer Verletzungspause nur mit 2 Einsätzen, wobei ihm bei der Pleite in München direkt nach dem Anstoß ein schlimmer Schnitzer unterlaufen war - suchte sein Glück in der Fremde und wechselte auf Leihbasis zum französischen Zweitligisten AS Monaco. Stefan Bell kehrte zu Mainz 05 zurück. Auf der anderen Seite gab es aus dem in Katar absolvierten Trainingslager (Foto unten) auch stets Gerüchte über Neuverpflichtungen. Während eine Verpflichtung des in Wolfsburg aussortierten Patrick Helmes nicht zu realisieren war - woraufhin Felix Magath den Angreifer begnadigte und der in der Rückrunde ein Tor nach dem anderen schoss -, konnten die Hessen 3 andere Spieler verpflichten. Mohammad Abu wurde im Rahmen einer neuen Kooperation mit Manchester City ausgeliehen. Der Ghanaer absolvierte jedoch zunächst den Afrika-Cup und konnte sich anschließend nicht auf Anhieb ins Team spielen, so dass das Leihgeschäft bereits Ende März vorerst wieder beendet wurde. Als Führungsspieler für die Defensive wurden Heiko Butscher aus Freiburg und Martin Amedick aus Kaiserslautern verpflichtet.
Das wichtige erste Spiel im Februar konnte trotz frühzeitigen Rückstandes gegen Eintracht Braunschweig dank zweier Kopfballtreffer von Meier mit 2:1 gewonnen werden. Kuriose Randnotiz: der für die Startelf vorgesehene Sonny Kittel durfte nicht auflaufen, weil man vergessen hatte, eine Spielberechtigung für ihn zu beantragen. Sodann stand schon das nächste Topspiel an. Die Adlerträger reisten zur Fortuna nach Düsseldorf. Vor dem Spiel sprach Trainer Armin Veh an, was viele in der Liga dachten: Die Truppe um Sascha Rösler hatte gewisse schauspielerische Qualitäten und bekam in jedem zweiten Spiel einen - oft fragwürdigen - Strafstoß zugesprochen. Das mediale Echo auf diese nüchterne Feststellung war enorm, die Stimmung vor dem Spitzenspiel heizte sich täglich stärker auf. Am Ende beeindruckten die Frankfurter auf dem Platz mit einer reifen Leistung. Nach einem von Meier herrlich herausgespielten Köhler-Treffer versäumten es die Gäste aber nachzulegen und mussten in der Schlussminute prompt den Ausgleich durch einen unberechtigten Elfmeter hinnehmen. Rösler wollte es sich beim Jubel nicht nehmen lassen, völlig unkontrolliert auf Veh zuzulaufen und ihn mit Häme zu übergießen, woraufhin er mit gelb-rot vom Platz gestellt wurde. Ihren Ärger reagierte die Eintracht dann im Stadtderby am bedauernswerten FSV ab, der zum zweiten Mal klar unterlag, diesmal mit 6:1. Außer Meier, Kittel (Foto unten: Jubel über das erste Bundesligator von insgesamt dreien in dieser Saison) und Hoffer konnte Matmour mit 3 Treffern besonders zu diesem Erfolg beitragen. Die Eintracht war mit 10:1 „Stadtmeister“ geworden. Leider folgte direkt ein Rückschlag, als in Paderborn ein 0:2-Rückstand durch Treffer von Köhler und Meier zunächst egalisiert worden war, die Hessen dann aber doch mit 2:4 unterlagen.
Im März erreichten die Adlerträger jedoch eine optimale Ausbeute mit 5 Siegen aus 5 Spielen gegen Cottbus (1:0, Tor durch Hoffer), in Rostock (5:1, Tore durch Köhler, Schildenfeld, Kittel, Rode und Idrissou), Dresden (3:0, Tore durch Meier und Idrissou sowie ein Eigentor), Union Berlin (4:0, Tore durch Idrissou, Hoffer und zwei Mal Meier) sowie Bochum (3:0, Tore durch Idrissou, Meier und Hoffer). Wie sich an den Torschützen bereits erkennen lässt, entwickelte sich in der Offensive eine Stammbesetzung, welche die Fachpresse bereits an das „magische Dreieck“ des VfB Stuttgart aus den 90er Jahren erinnerte. Hoffer, Idrissou und Meier hatten nicht nur insgesamt bereits 36 Saisontreffer erzielt, sondern vor allem in den 5 Märzbegegnungen zusammen 11 Mal getroffen (bei insgesamt 16:1 Toren). Rostock gab damit wie schon in der Hinrunde den Serienbrecher. Im Herbst war gegen Rostock der erste Heimsieg nach längerer Durststrecke gelungen - dieses Mal war es der erste Auswärtssieg nach 4 sieglosen Spielen in der Fremde.
Doch auch abseits des Spielfelds gab es viel zu schreiben und zu diskutieren. So bemühte sich die Eintracht auf einem neuen Weg, ihre Anhänger vom Abbrennen verbotener „Pyrotechnik“ anzuhalten. In einer Pressemitteilung hieß es: „Wir möchten gemeinsam mit Euch eine sinnvolle Alternative schaffen, für die wir zukünftig die Beträge verwenden könnten und sollten, die wir in der Vergangenheit in der Regel jährlich als Strafe haben zahlen müssen. Und kaum etwas verdeutlicht auf so klare und plastische Weise, wie wirkungsvoll man schon kleine Beträge einsetzen kann, wie eine Knochenmarks-Typisierung. 50 Euro kostet eine Typisierung. Mit jeder Typisierung erhöhen sich schon rein rechnerisch die Heilungschancen für Leukämie.“ Es wurde ein „Topf“ mit 50.000,- Euro geschaffen, aus dem die künftigen Strafen bis Saisonende abgezogen werden sollten. Diese Aktion wurde von den Fans äußerst kontrovers diskutiert, von den Ultras etwa als „komplett zynisch“ bezeichnet.
Beim Spiel der Hessen in Berlin waren insbesondere wegen pyrotechnischer Vorkommnisse in Düsseldorf (Foto oben) keine Gästefans zugelassen. Ebenso wie es hunderten von Dresden-Anhängern trotz eines entsprechenden Verbotes am vorherigen Spieltag gelungen war, ins Frankfurter Stadion zu gelangen, jubelten jedoch am Ende über tausend Frankfurt-Fans im Gästeblock über den Auswärtssieg in Berlin, was die Zeitschrift 11freunde so schilderte und kommentierte: „Nach fünf Minuten geht es los. Ein – jedenfalls für uns – unsichtbares Signal sorgt dafür, dass Dutzende Frankfurter am Tor zum Gästeblock rütteln, die ersten steigen einfach drüber. Schnell kapiert der Rest des Stadions, was hier passiert: Etwas Verbotenes, das niemandem schadet. »Macht das Tor auf«, brüllen die Menschen in Sektor 1 bis 3. Und: »Die Mauer muss weg!« Ein Klassiker. (...) So blöd es sich anhört: Die Strafe des DFB hat für einen der schönsten Fußballabende in dieser Saison gesorgt. So friedlich muss es zuletzt in Woodstock gewesen sein. Vielleicht, so denkt man kurz, hat der DFB ja genau das mit seinem Verbot bezwecken wollen. Ein schöner Gedanke. Aber leider absolut utopisch.“ Der DFB kündigte an, auf die Strafe des Aussperrens von Gästefans künftig zu verzichten. Im Rahmen des Berlin-Auftritts gründete sich auch ein außergewöhnlicher neuer Eintracht-Fanclub: Die „Bundes-Adler“ bestehen aus Abgeordneten und Mitarbeitern des Bundestags, die sich parteiübergreifend zu einem rot-schwarz-weißen Bündnis zusammengeschlossen haben. Kein anderer Verein hat einen derartigen Fanclub im Bundestag.
Der April brachte nur eine kurze Irritation in Form zweier siegloser Spiele in Duisburg (0:2) und gegen Ingolstadt (1:1, Tor Idrissou). Dann bog die Eintracht wieder auf die Erfolgsspur ein und fertigte Aue mit 4:0 ab. Bemerkenswert an diesem Spiel, in welchem die Adlerträger 71 % Ballbesitz hatten und 21:6 Torschüsse verzeichneten, waren die Torschützen: Meier, Kittel, Jung und Köhler sind allesamt Urgesteine und seit mindestens acht Jahren in Frankfurt. So gesehen hätte nur noch ein Treffer von Nikolov zum perfekten Spiel gefehlt.
Das nächste Auswärtsspiel brachte dann mit dem 100. Zweitligasieg der Vereinsgeschichte den Aufstieg. Vor rund 8.000 mitgereisten Fans schlug man die Alemannia aus Aachen mit 3:0 (Eigentor durch Olajengbesi und zwei Idrissou-Treffer - der erste davon, das Tor zum Aufstieg, auf dem obigen Foto zu sehen) und feierte anschließend ausgiebig (Foto unten: Hoffer, Korkmaz, Schwegler und Kittel). Aachen bleibt damit die Stadt der bedeutenden Spiele in der jüngeren Eintracht-Geschichte: In Aachen hatte die Eintracht am ersten Spieltag der Saison 2004/05 mit dem ersten Pflichtspiel in der Ära Funkel den Grundstein für den Aufstieg 2005 gelegt. Hier endete auch der erfolgreiche Weg durch die 1. Liga, als man im Pokalachtelfinale 2010/11 überraschend im Elfmeterschießen bei der Alemannia unterlag - und in der folgenden Bundesliga-Rückrunde einbrach. Dass die Aufstiegsparty im folgenden Heimspiel gegen 1860 München durch eine 0:2-Heimpleite (die erste in dieser Saison nach 16 ungeschlagenen Spielen zu Hause) eingeleitet wurde, stellte sich demgegenüber als Randnotiz dar. Erwähnenswert hingegen war der Platzverweis gegen Djakpa, der nach einer Sperre wegen einer Tätlichkeit im Duisburg-Spiel gerade erst wieder mitmachen durfte und prompt erneut für vier Spiele gesperrt wurde. Verabschiedet wurden vor dem Spiel die Einkäufe aus dem Jahr 2008, Caio, Korkmaz und Bellaid. Der vierte im Bunde der millionenschweren Zugänge, der Tscheche Fenin, war ja bereits im vergangenen Sommer verkauft worden.
Nur ein Spiel gab es im Mai. In Karlsruhe verlor die Eintracht in einem an Höhepunkten armen Spiel mit 1:0 und machte sich danach schleunigst auf den Weg zurück nach Frankfurt, wo am Römer die nächste Aufstiegsparty stieg (Foto unten). Die Eintracht konnte dabei zurückblicken auf eine Rekordsaison mit 68 erreichten Punkten, in der man bundesweit trotz Zweitligazugehörigkeit die 13.-meisten Zuschauer ins eigene Stadion locken konnte. Den Fans wurde auch einiges geboten: in 16 Spielen gelangen den Adlerträgern 3 oder mehr eigene Tore - Ligaspitze! Ebenfalls Ligabestwert war die Anzahl der Heimniederlagen (nur eine) und der erzielten Tore (76), insbesondere Auswärtstore (38 - also im Schnitt mehr als 2 pro Spiel; kein anderes Team erreichte auch nur 30 Treffer). Frankfurt hatte die meisten Schüsse, Flanken und Pässe zu verzeichnen. Bei durchschnittlich 498 Pässen pro Spiel (zum Vergleich: der deutsche Meister Borussia Dortmund schaffte - eine Liga höher - durchschnittlich 470 Pässe, wohingegen beim FC Barcelona mehr als 800 Pässe keine Seltenheit sind) und einer Passquote von 81 % (ebenfalls Ligaspitze) kamen in jedem Spiel rund 400 Pässe beim Mitspieler an.
Dann begann auch schon die Plaung für die neue Saison. Da das Team hinsichtlich der eingesetzten Spieler das zweitälteste der Liga war (27,14 Jahre im Durchschnitt) lag ein Augenmerk bei Neuverpflichtungen auf Entwicklungsfähigkeit und Perspektive. Mit dem Lauterer Keeper Kevin Trapp (21), dem Stuttgarter Außenverteidiger Stefano Celozzi (23) und dem offensiven Mittelfeldspieler von 1860 München Stefan Aigner (24) wurde diese Vorgabe bereits unmittelbar nach Saisonende umgesetzt. Doch auch die eigenen Jugendteams konnten die Erwartungen erfüllen. Während die U23 in der Regionalliga die beste zweite Mannschaft stellte (u.a. vor den Teams aus Nürnberg und Hoffenheim), kam die U19 vor allem zum Ende der Saison im Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga in Fahrt. Die U17 spielte in der Bundesliga bis zum Schluss sogar oben mit.