31.05.2024
Eintracht

Saisonrückblick: Frankfurter Debütantenball

Die Eintracht kam 2023/24 so jung her wie lange nicht. Gleich fünf Adler empfahlen sich über die NLZ-Teams für höhere Aufgaben und feierten ihr Profidebüt.

Die Eintracht ist Ligaspitze – gemessen an den eingesetzten Spielern, die in der abgelaufenen Saison 2023/24 im deutschen Oberhaus ran durften. 34 in der Bundesliga, 35 wettbewerbsübergreifend. Dass es sich dabei um zahlreiche Neulinge handelt, lässt allein der Altersschnitt vermuten. 25,2 Jahre betrug der Altersdurchschnitt aller in der abgelaufenen Spielzeit eingesetzten Spieler. Am fünften Spieltag gegen den SC Freiburg schickte Cheftrainer Dino Toppmöller die mit 24,7 Jahren klubübergreifend drittjüngste Startelf der Saison auf den Rasen.

Insgesamt schnupperte im vergangenen Spieljahr eine komplette Elf erstmals Bundesligaluft. Sieben davon waren bei ihrer Premiere unter 21 Jahren, einige empfahlen sich dabei über die NLZ-Teams für höhere Aufgaben.

Der Erste: Nacho Ferri

2021 wechselte Ignacio Ferri Julià aus Alzira ins Nachwuchsleistungszentrum. Im Oktober 2022 erhielt Nacho Ferri den ersten Profivertrag, schoss währenddessen die U21 mit 26 Toren von der Hessen- in die Regionalliga und behauptete sich auch eine Spielklasse höher. Der frühe Lohn: Die vorzeitige Vertragsverlängerung im August 2023 bis 2026 und regelmäßige Trainingssessions im Deutsche Bank Park.

Weitere Empfehlungsschreiben ließen nicht lange auf sich warten. Bundesligadebüt am eingangs aufgegriffenen fünften Spieltag gegen Freiburg, Europapokalpremiere Anfang Oktober bei PAOK Saloniki und schließlich einen Monat darauf das erste Profitor zum 3:0-Endstand bei Union Berlin. Am Ende stehen trotz Sprunggelenkproblemen im Frühjahr wettbewerbsübergreifend 13 Profieinsätze mit dem Adler auf der Brust und zehn Treffer für die U21. Der Beste aus beiden Welten.

Am längsten da: Elias Baum

Elias Baum ist gewissermaßen der Prototyp eines waschechten Eigengewächses. 2015 kam der flexible Außenbahnakteur im Alter von neun Jahren vom FC 1957 Marxheim im Taunus an den Riederwald, seine erste Eintracht-Mannschaft war die U11. Seither durchlief der heutige U19-Nationalspieler alle Nachwuchs- und Leistungsteams, durfte bereits mit 16 Jahren im November 2022 mit den Lizenzspielern zur Japan Tour.

Obwohl er 2023/24 eigentlich noch für die U19 spielberechtigt gewesen wäre, galt er als fest eingeplanter Leistungsträger der U21 – und gern gesehener Trainingsgast im Stadtwald. Dino Toppmöller fand schnell Gefallen an den frühreifen Darbietungen des Youngsters und schickte ihn erstmals beim 1:0-Sieg in Helsinki ins Rennen – wohlgemerkt in einer Spielphase, in der ein Sieg alles andere als gesichert war. Mit etwas Matchglück hätte Baum beinahe nach einem Konter den Torabschluss auf dem Fuß gehabt.

Elias Baum und Nacho Ferri.

In der UEFA Europa Conference League feierte Baum im Dezember noch dazu sein Startelfdebüt bei den Männern und wirkte in Aberdeen 90 Minuten mit. In Deutschlands Beletage durfte die Nummer 47 erstmals gegen den Branchenprimus ran und stand beim 5:1 gegen Bayern München bei Abpfiff auf dem Rasen. Drei weitere Ligaspiele folgten, in der Regionalliga stehen am Ende 26 im Arbeitsprotokoll.

Sofort zur Stelle: Nnamdi Collins

Nnamdi Collins wechselte im Sommer von der Zweitvertretung Borussia Dortmunds nach Hessen. Auch der 20-jährige Abwehrmann tastete sich zunächst über die U21 an den Männerbereich heran und ist darüber hinaus regelmäßig in der deutschen U20-Nationalmannschaft gefragt. Insgesamt 16 Partien bestritt Collins für die Eintracht U21 in der Regionalliga Südwest, 15 davon über die volle Spielzeit. Mit dem Bundesadler auf der Brust stand der gelernte Innenverteidiger in der vergangenen Runde in fünf Partien für die U20-Auswahl auf dem Rasen.

Nnamdi Collins.

Spätestens nach dem Jahreswechsel war der gebürtige Düsseldorfer auch aus der Trainingsgruppe des Bundesligisten nicht mehr wegzudenken. Als es die Situation erforderte, erhielt Collins das zuvor erarbeitete Vertrauen. Vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen Anfang April entstand ein Engpass im defensiven Mittelfeld. Tuta übernahm die Rolle des Abräumers und Collins über eine Stunde die Position des Brasilianers. Auch in der Folgewoche in Stuttgart setzte das Trainerteam in der letzten halben Stunde auf die Fähigkeiten des dynamischen und vorwärtsverteidigenden 1,88-Meter-Mannes.

Geht einen weiteren Schritt: Noel Futkeu

Im Sommer 2023 stieß auch Noel Futkeu zu den Adlerträgern, der 21-Jährige wechselte von Schwarz-Weiß Essen nach Hessen. Empfohlen hatte sich der Deutsch-Kameruner in der Spielzeit 2022/23 mit 32 Buden in 34 Pflichtspielen in der Oberliga Niederrhein sowie dem Niederrheinpokal.

Noel Futkeu.

Im Dezember gab Futkeu sein – zugegeben – unglückliches Profidebüt, als er an seinem 21. Geburtstag im DFB-Pokal zum Kader gehörte, in Saarbrücken eingewechselt wurde, dann aber Rot sah. Aber: 16 Tore und acht Vorlagen in 27 Regionalligaspielen für die U21 der Adlerträger machten Zweitligist Greuther Fürth auf den Angreifer aufmerksam – und dem Stürmer das Tor zum Profifußball ein Stück weiter auf.

Unterm Radar

Das portraitierte Quartett dient freilich nur als offensichtlichster Beleg der noch engeren Verzahnung, die vor allem die 2022 wieder eingeführte U21 zwischen Profis und Nachwuchs ermöglicht, sowie die frühere Förderung, was Wettkampfpraxis im Erwachsenenbereich angeht.

Beispielsweise zählten 2023/24 auch die Torwarttalente Kauã Santos, 21, Simon Simoni und der am Dienstag bei der U23 von Mainz 05 vorgestellte Luke Gauer, beide 19, sowie Nils Ramming, 17, zum Spieltagskader. 

Marko Mladenovic stand nicht nur während vieler Profitrainingseinheiten in der Rückrunde, sondern auch im April beim Auswärtsspiel gegen Vizemeister VfB Stuttgart bei seinem Profidebüt auf dem Rasen. Mladenovic kam 2022 vom SV Stuttgarter Kickers nach Frankfurt, und in der abgelaufenen Saison ballerte er sich mit 17 Toren in 24 Spielen zum Torschützenkönig der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Hinzu kamen zehn Vorlagen.