Das Spieljahr 2023/24 endete, wie es begann. Mit einem Schützenfest in der Region. 13:1 am vergangenen Mittwoch gegen Germania Frankfurt in Dreieich. 15:1 am 15. Juli 2023 beim FSV Braunfels. Ganz so lockerflockig wie im Rahmen von „Eintracht in der Region“ ging es in den vergangenen Monaten sportlich beileibe nicht zu. Unterm Strich aber auch nicht unerfolgreich. Ein letzter Blick in den Rückspiegel.
Heiße Ware …
… war das Stichwort im Sommer. Neben dem Trainerteam wechselten auch je gut ein Dutzend Profis zu der oder von der Eintracht weg. Ein Umbruch, wie er im Buche steht. Mit dem Rekordtransfer von Randal Kolo Muani am Deadline Day.
Zu jenem Zeitpunkt …
… war das Team um den neuen Chefcoach Dino Toppmöller mehr als manierlich in die Saison gestartet. Saisoneröffnung gegen Nottingham Forest (0:0), zwei Rhein-Main-Duelle in der Bundesliga gegen Darmstadt (1:0) und Mainz (1:1) sowie die erfolgreichen Anläufe im DFB-Pokal bei Lok Leipzig (7:0) und im Play-off um die UEFA Europa Conference League gegen PFC Levski Sofia (1:1, 2:0) – alles ungeschlagen.
Dann kam der Herbst
Dass das zu weiten Teilen runderneute SGEbilde längst nicht formvollendet sein konnte, zeigte sich nach vier weiteren ungeschlagenen Pflichtspielen ab Ende September, als der ersten Saisonniederlage, dem 0:2 in Wolfsburg, auch in der Gruppenphase der Europa Conference League ein kleiner Dämpfer folgte – 1:2 beim PAOK FC in buchstäblich letzter Sekunde.
Aufgerafft
Toppmöllers Mannen ließen sich von ihrem Weg nicht beirren, erkämpften gegen den 1. FC Heidenheim ein 2:0 und blieben insgesamt wieder acht Partien unbesiegt. Nach der ersten Länderspielpause gelangen in drei Spielen binnen neun Tagen zwölf Buden: 3:1 bei der TSG Hoffenheim, 6:0 gegen Helsinki, 3:3 gegen Borussia Dortmund.
Der erste größere Rückschlag
Den Tortriumphen folgte bis in den Dezember hinein die erste Phase der, zumindest ergebnismäßigen, Tristesse. Angefangen beim 2:2 in Bremen ließen die Adler fünfmal in Folge zwei Gegentore zu und verloren bis zum Nikolaustag viermal am Stück. Sie sicherten zwar mittlerweile die internationale K.-o.-Runde in 2024, verloren aber auch Platz eins an Saloniki. Das DFB-Pokalaus beim Drittligisten und späteren Halbfinalisten Saarbrücken tat sein Übriges.
Lichtblick am Rande: Seit Ende November fasst der Deutsche Bank Park 58.000 Zuschauer.
Die Reaktion …
… ließ nur drei Tage auf sich warten. Eine K.-o.-Niederlage lässt sich natürlich faktisch nicht vergessen machen, auf emotionaler Ebene hätte das 5:1 gegen Rekordmeister Bayern München nicht passender kommen können. Balsam auf die geschundene Pokalseele, aber freilich kein Allheilmittel.
Sprung auf Platz sechs
Jenes Duell, das kurz vor Weihnachten die Gemüter lächeln ließ, sollte Monate nach dem Sprung auf Platz sechs indirekt eine der größten Diskussionsgrundlagen bilden. Aber der Reihe nach: In einer spielerisch nicht berauschenden, aber kämpferisch tadellosen Darbietung erzwingt die SGE zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach in Überzahl in der Nachspielzeit zwei Tore zum 2:1-Sieg. Oberes Drittel erreicht. Schluss. Aus. Frohes Fest.
Knackiger Winter
Zum einen tat sich nochmal etwas mehr personeller Natur. Sechs Spieler gingen, fünf davon zunächst leihweise, vier kamen – und einer davon, Hugo Ekitiké, auf der Zielgeraden richtig in Fahrt. Zudem verpflichtete Frankfurt Robin Koch, zuvor vom Leeds United FC ausgeliehen, fest bist 2029. Auf dem Platz präsentierten sich die Adlerträger achtsam, krallten sich in Leipzig ein 1:0, auch daheim gegen Mainz gelang dieses Ergebnis. Weniger erfreulich stimmte alle Beteiligten das 2:2 in Darmstadt nach 2:0-Führung.
Fragiler Februar
Mit dem Monat wechselte auch der Trend. Aus im Europapokal gegen Union Saint-Gilloise – 2:2 nach 2:0-Führung und 1:2 im Rückspiel – dicke Tränen beim die längste Zeit der Saison verletzten Kapitän Sebastian Rode, der wusste, dass seine letzte Europapokalreise an jenem Abend ein Ende gefunden hatte, und insgesamt kein Sieg in sechs Spielen. Die Aussicht, höher anzugreifen, wich immer konkreter dem Bewusstsein, Platz sechs zu verteidigen.
Schneckenrennen um Europa
Entsprechend ging es ins letzte Quartal. In Heidenheim gelang mit Wille und Maulwurfshügel ein 2:1, danach bezwang Frankfurt Hoffenheim – am Ende der erste Verfolger – mit 3:1. Eintracht Frankfurt International im nächsten Jahr schien einzig eine Frage der Form, der Zeit oder beidem. Was in der Folge schlicht fehlte, waren Siege.
Für Holz
Einen gab es in den verbleibenden neun Ligaduellen zugegeben noch. Und der war in doppelter Hinsicht von Bedeutung. Zum einen den damaligen ersten Konkurrenten FC Augsburg mit 3:1 distanziert, zum anderen hat so der am 15. April 2024 verstorbene Bernd Hölzenbein seinen ersten Eintracht-Sieg aus dem Fußballhimmel verfolgen dürfen.
Vorstandsmeldungen
Auf operativer Ebene hatte im März der langjährige Finanzvorstand Oliver Frankenbach bekanntgegeben, zum 30. Juni 2025 von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen. Im April verlängerte Sportvorstand Markus Krösche seinen Vertrag vorzeitig bis 2028.
Was bleibt
47 Punkte, Platz sechs nach der Hinrunde, Platz elf in der Rückrundentabelle und trotzdem Rang sechs in der Endabrechnung. Neben den Moment der Gewissheit, wieder mindestens der UEFA Europa League anzugehören, trat nach dem Schlusspfiff gegen Leipzig am letzten Spieltag gleichermaßen der Moment der Gewissheit, dass Sebastian Rode und Makoto Hasebe endgültig die Fußballschuhe an den Nagel gehängt haben. Die Gefühlwelten – seien wir ehrlich – mit Worten nicht zu beschreiben.
Also nochmal zum theoretischen Teil: In den zwölf Spielzeiten zuvor haben einmal 2014/15 46 Punkte fürs internationale Geschäft gereicht, ansonsten waren im Schnitt 50 nötig. Die Hälfte davon, 25,0, bildet das Durchschnittsalter der eingesetzten Eintracht-Akteure im vergangenen Spieljahr; zweitjüngster Schnitt ligaweit. Gut, 14 Remis gab’s innerhalb von 34 Spieltagen für die Eintracht bisher das einzige Mal 1985/86.
Vergebene Matchbälle hin, verlorene Leistungsträger her – was unverändert bleibt, war am 18. Mai in fetten Lettern in der NWK zu lesen: „Für immer Frankfurts Stolz“.
Natürlich ist das Buch damit nicht geschlossen, einzig ein weiteres Kapitel in nun 125 Jahren Eintracht Frankfurt durch. Weiter im Takt.
Das schreiben die anderen
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zieht das Zwischenfazit: „Kurs gehalten – Fragen bleiben“. Und: „Am Ende reichte es tatsächlich für die Rückkehr nach Europa. Doch gänzlich überzeugt hat die Truppe nicht“.
Die Hessenschau meint derweil: „Die Diva macht ihrem Namen einmal mehr alle Ehre“ und hat die Auffassung: „Eine schwierige, teils schwer verdauliche Eintracht-Saison mit einigen Tiefpunkten und nur manchen Höhepunkten ist zu Ende.“ Gleichzeitig hält sie fest: „Eintracht Frankfurt sichert Rang sechs und erreicht damit das eigene Saisonziel. Nach dem Spiel wird es beim Abschied von Makoto Hasebe und Sebastian Rode emotional, rosarot ist bei den Hessen dennoch nicht alles.“
Das sagt das Netz
- „Jetzt haben die jungen Fans dank #SGERBL auch ihren Hauch von Drama erlebt. Unsre drehten sich um Auf- oder Nichtabstieg (6:3, 5:1), heute geht es um Europa. Die @Eintracht hat eine tolle Entwicklung durchgemacht. Weiter so. Euch allen eine schöne Sommerpause 🦅 I‘ll be back“ (@Vorwahl069)
- „Bin milde froh und am 01.06. stark mit und für meine Dortmunder Nachbarn. Bin aber auch auffahrend entsetzt, wie sehr auf Glatteis man in die CL kommen könnte“ (@WarnenUndMahnen)
- „Fazit der Saison: mehr Glück als Verstand! 😜“ (@YasmineSchritt)
- „Hinrunde 6., Rückrunde 11. - am Ende? Platz 6 😂🙈 Wahnsinn.“ (@rasenballspott)
Die Frankfurter Rundschau ist der Meinung: „Die Saison hat für Eintracht Frankfurt ein versöhnliches Ende genommen. Trotz aller Höhen und Tiefen verbuchen die Hessen den sechsten Tabellenplatz und damit einen Startplatz in der Europa League.“
Dagegen hat die Bild folgenden Eindruck: „Die entscheidenden Duelle gegen die Verfolger Hoffenheim und Augsburg gewann Eintracht. Und in den letzten Partien kontrollierte die Mannschaft das Spiel, hatte nur das Pech, dass der Gegner mit einem Schuss zum Tor kam. Eintracht holte Rückstände in Gladbach (1:1) und gegen Leipzig auf. Vorstand Markus Krösche (43) lobt die ‚Widerstandsfähigkeit‘ des Teams. Toppmöller dazu: ‚Uns wurde in dieser Saison nix geschenkt.‘“
Wie man sieht: Alles nicht so einfach. Forza SGE!