16.08.2024
Team

„Sehe mich immer als Teamplayer“

Stefan Buck beschreibt seine zwei Hauptaufgaben als Co-Trainer, begründet sein aktives Coaching und sieht die Mannschaft „auf einem richtig guten Weg“.

Stefan, 2023 haben wir dich quasi mit Beginn der Sommervorbereitung vorgestellt. Siehst du einen Unterschied zu vor einem Jahr?
Tatsächlich war es damals relativ kurzfristig und vor allem war alles neu für mich: Trainerteam, Mannschaft und Abläufe. Mittlerweile alle Leute im Staff und Umfeld zu kennen, ist ein großer Vorteil und fühlt sich sehr gut an.

Wie blickst du auf dein erstes Jahr unterm Adlerdach zurück?
Es war ein sehr spannendes Jahr mit insgesamt tollen Erfahrungen. Es gab Ups und Downs, die einen prägen, am Ende haben wir vom Abschneiden her das übergeordnete Ziel erreicht. Natürlich sehen wir Verbesserungspotential und auch ich habe Dinge, dich ich persönlich verbessern möchte. Grundsätzlich sehe ich aktuell einen großen Vorteil darin, dass fast alle Spieler, die geblieben sind, unsere Spielidee mittlerweile kennen und wir als Team ein Jahr weiter sind. Das merken wir während der Vorbereitung deutlich, gewisse Abläufe sind viel harmonischer.

Gerne mitspielender Co-Trainer: Stefan Buck bearbeitet Oscar Højlund.

Wer dich im Training beobachtet, könnte dich manchmal mit einem Spieler im Trainer-Outfit verwechseln. Wie viel Fußballer steckt noch in dir?
Ich habe meine Karriere zwar vor etwa zehn Jahren beendet, die Zeit seitdem ist ziemlich schnell verflogen. Ich habe immer versucht, mich einigermaßen fit zu halten. Wenn es die Situation erfordert und der Mannschaft im Training hilft, greife ich auch mal aktiv ins Geschehen ein. Das macht Riesenspaß. Ich bin lieber aktiver als passiv, das liegt in meinem Naturell.

Dino Toppmöller gewinnt lieber 5:4 als 1:0. Wie sieht es bei dir als ehemaligem Verteidiger aus?
Fußball ist neben dem Ergebnis auch immer ein Stück weit Unterhaltung. Dafür kommen die Menschen ins Stadion. Wir möchten viel dafür tun, dass unsere Spiele Erlebnisse sind, an die sich die Besucher gerne zurückerinnern. Für die Nerven ist ein 1:0 oder 2:0 manchmal vielleicht besser (lacht). Am Ende wäre es schön, wenn wir in der kommenden Saison noch häufiger unsere Torhymne hören.

Oft geben Details den Ausschlag.

Stefan Buck, Co-Trainer Eintracht Frankfurt

Während der Vorsaison entstand das Bild, ihr wärt nach Standards zu ungefährlich. Wie geht ihr intern damit um?
Keine Frage, das ist einer von vielen Aspekten, mit denen wir uns auseinandersetzen. Entsprechend intensiv habe ich das analysiert. Zur Wahrheit gehören auch wichtige Tore im Europapokal oder Treffer nach seitlichen Freistößen, die nicht immer in die Bewertung einfließen. Ich habe viele Szenen gesehen, in denen die Jungs genau das umgesetzt haben, was wir vorher im Training einstudiert hatten. Oft geben Details den Ausschlag: Timing, falscher Block, das Quäntchen Glück im Abschluss. Das heißt nicht, dass wir uns nicht kritisch hinterfragen und einfach sagen: weiter so. Wir haben unsere Schlüsse gezogen, setzen hier und da andere Akzente.

Mit Aurèle Amenda, Rasmus Kristensen oder Igor Matanovic kamen physisch starke Spieler hinzu. Ist das ein Trumpf oder die Rechnung Größe gleich Torgefahr zu einfach?
Das kann ein Faktor sein. Größe und Wucht tun uns auf jeden Fall gut. Daraus würde ich aber keine Garantie ableiten. Es geht vor allem immer um zwei Dinge: Wie bringt der Schütze den Ball rein und wie ist das Timing beim Einlaufen. Wenn jeder seine Rolle erfüllt, erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit für Tore. Letztlich geht es immer um die Gier und den Willen, das Tor machen zu wollen. Das gilt umgekehrt genauso bei Defensivstandards. Dahingehend muss ich den Jungs, seit ich sie kenne, ein Kompliment machen. Dass wir nach gegnerischen Ecken so wenige Gegentreffer kassieren, hat in erster Linie mit großer Disziplin zu tun.

Daran anknüpfend: wie würdest du deine Aufgabengebiete als Co-Trainer beschreiben?
Standards sind nur ein separater Aspekt, der im Spiel vorkommt, wenn es unterbrochen ist. Deshalb kann man sich dafür mehr Zeit außerhalb des Mannschaftstrainings nehmen. Das erfordert viel Zeit in der Vor- und Nachbereitung und geschieht im engen Austausch mit dem Analyseteam. Mein Hauptaugenmerk gilt generell dem Defensivverhalten. Das geht schon in der Offensive los. In Ballbesitz möchten wir uns so strukturieren, dass wir in der Lage sind, bei Ballverlust sofort ins Gegenpressing zu kommen und eine funktionierende Restverteidigung zu haben.

Die drittwenigsten Kontergegentore sprechen für sich.
Da muss ich einhaken. Denn genauso wenig, wie ich mir ein Standardtor auf die Fahne schreiben würde, ist die gute Absicherung Resultat der Gesamtorganisation. Ich sehe mich immer als Teamplayer.

Welche Erkenntnisse hast du aus dem Trainingslager in den USA gezogen?
Im Vergleich zu vor einem Jahr stand dieses Trainingslager unter einem anderen Stern, denn wir haben in Amerika auch ein Stück weit die Bundesliga vertreten. Wir wissen, wofür wir die Reisen auf uns nehmen. Nichtsdestotrotz gehen die Spieler Tag für Tag an ihre Grenzen. Es ist nicht selbstverständlich, dass in einer so großen Gruppe über einen längeren Zeitraum mit hoher Belastung eine derart positive Energie herrscht. Hier beziehe ich mich auf alle, die dabei waren: Spieler, Staff, auch die außersportlichen Arbeitsbereiche. Ein solches Arbeitsklima hilft, um unser Ziel zu erreichen, das im Trainingslager lautete: Inhalte erarbeiten und athletisch noch besser werden. Da sind wir auf einem richtig guten Weg.