Unter Jupp Heynckes zeigt der FC Bayern München der Konkurrenz die lange Nase. Seit der 72-Jährige als zum vierten Mal das Ruder beim Rekordmeister übernommen hat, eilt München von Sieg zu Sieg. Die Spieler schätzen die empathische, aber gleichwohl akribische Art des Bundesliga-Urgesteins und Triple-Trainers von 2013 und zahlen das Vertrauen mit guten Leistungen derzeit wie ein Metronom zurück. Ende September war Carlo Ancelotti bei den Bayern entlassen worden. Seitdem verwandelte der FCB einen Rückstand zur Tabellenspitze in einen komfortablen Vorsprung auf die Verfolger um.
Gerade das vergangene Wochenende war wieder so eines ganz nach dem Geschmack des FC Bayern München: Selbst gewann man mehr oder weniger souverän mit 3:1 gegen Hannover, während die Konkurrenten wie der FC Schalke oder RB Leipzig teilweise überraschende Punkte liegen ließen. Ein Sieg bei der Eintracht, und die siebte Herbstmeisterschaft in Folge (nur 2011/12 konnte Dortmund die Münchner noch überflügeln) wäre so gut wie klar.
Jupp Heynckes, einmal mehr von seinem Spezi Uli Hoeneß aus dem Ruhestand geholt, hat den Bayern wieder das Erfolgs-Gen eingeimpft. Die Fans träumen gar schon wieder vor einer Wiederholung des Triple-Jahres 2013, wobei selbst die sechste Meisterschaft in Folge, die mittlerweile wieder sehr wahrscheinlich ist, bereits eine fantastische Marke wäre. Seit Heynckes Ende September Carlo Ancelotti nachgefolgt war, haben die Münchner zehn von elf Spielen gewonnen - lediglich im vergangenen Auswärtsspiel bei Heynckes' Ex-Club Borussia Mönchengladbach gab es ein 1:2. Und das, obwohl mit Franck Ribéry, Thomas Müller, Manuel Neuer und Jerome Boateng mehrere Weltklassespieler weite Teile dieser Saison wegen Verletzungen verpasst haben. Ein gutes Zeichen für die Bayern, eine maue Aussicht dagegen für die Kontrahenten um die Tabellenspitze.
Starkgemacht hat Heynckes vor allem Arturo Vidal und Joshua Kimmich, die unter Ancelotti unzufrieden waren. Vidal, der "Krieger aus Chile", der schon einmal in Leverkusen unter Heynckes gespielt hat, traf zuletzt in drei Bundesligaspielen in Serie. Kimmich ist ein Laufwunder und bereitet dieser Tage gefühlt jeden Treffer der Rot-Weißen vor. Dazu hat der Trainer Neuer-Ersatz Sven Ulreich immer wieder den Rücken gestärkt. Mit Erfolg: In dieser Spielzeit hielt Ulreich wettbewerbsübergreifend vier Elfmeter, zuletzt am vergangenen Wochenende gegen Hannovers Niclas Füllkrug.
Bei der Eintracht haben es die Münchner allerdings traditionell schwer, in der Vorsaison erkämpfte sich Frankfurt in Unterzahl noch ein 2:2.
Drei im Fokus
Jupp Heynckes - Ewiges Kind der Bundesliga
Schon bevor der 72-jährige Coach bei den Bayern mal wieder eingesprungen ist, war Jupp Heynckes ein Mann der Rekorde. Mit 1018 Bundesligaspielen als Spieler und Trainer (davon 649 als Coach) hat Heynckes die zweitmeisten Spiele aller Bundesliga-Akteure erlebt. Die Marke von Otto Rehhagel (1033) wird der Altmeister, der nun zum vierten Mal beim FCB angeheuert hat (ebenfalls Rekord!), aller Voraussicht nach packen. 501 Siege als Spieler und Trainer sind schon jetzt Liga-Bestwert.
Joshua Kimmich - Besser als der weltmeisterliche Vorgänger
Unter Carlo Ancelotti nicht immer eingesetzt, blüht der legitime Nachfolger von Philipp Lahm nun auf: Joshua Kimmich stand als einziger Münchner in allen 22 Pflichtspielen dieser Saison auf dem Platz, davon 20-mal von Beginn an. Dabei legte er im Schnitt 11,9 Kilometer zurück - Bestwert beim FCB. Der 22-Jährige bereitete in dieser Spielzeit die meisten Torschüsse (46) und Tore (6) vor. Das hat der Ex-Leipziger seinem weltmeisterlichen Vorgänger auf der rechten Abwehrseite sogar voraus.
Niklas Süle - Viele Hochs, aber ein dickes Tief
Den kantigen Innenverteidiger, der auf dem besten Wege zur WM in Russland ist, erwartet die Rückkehr zu seinem Jugendverein (2006 bis 2009). Einst war er aus seiner Heimat Mörfelden-Walldorf als Elfjähriger an den Riederwald gewechselt. Sein Bundesliga-Debüt gab er übrigens an der Seite von David Abraham in der Hoffenheimer Innenverteidigung im Abstiegskampf der Saison 2012/13 (Relegations-Happyend gegen Kaiserslautern). Vor fast genau drei Jahren riss sich Süle beim 3:2-Erfolg der TSG in Frankfurt das Kreuzband.