Man kennt und erkennt die Eintracht in Philadelphia. Das wird auf dem Spaziergang am frühen Mittwochabend durch Downtown schnell klar. Selfies mit Paxten Aaronson und Timothy Chandler, beide Adlerträger trugen und tragen das Trikot der US-Nationalmannschaft. „Oh, Eintracht Frankfurt“-Getuschel in kleinen Gruppen im Park. Ein Fan, der sich ein gelbes Jersey der Auswahl Schwedens von Hugo Larsson signieren lässt. Die große Gruppe fällt nicht in die Kategorie Undercover, klar, auch nicht in der Millionenstadt an der Ostküste, etwa 100 Meilen südlich von New York City gelegen. Der Besuch der Eintracht hat sich angekündigt. Angekommen an den berühmten Rocky Steps, 72 Treppenstufen vor dem Philadelphia Museum of Art, greifen Spieler, Trainerteam, Staff, der gesamte Tross dann auch zur (Smartphone-)Kamera: Ein Erinnerungsfoto vor der Rocky Statue – ein Muss.
„Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, bin ich sie mit meinem Vater hochgelaufen. Wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel Energie und mein Dad wollte meine Fitness testen – vielleicht wollte er mich aber einfach nur müde machen, damit ich abends schneller einschlafe“, erzählt Paxten Aaronson und muss lachen. „Ich kann nur allen raten, sich die Rocky-Balboa-Filme vorab anzuschauen“, ergänzt der Eintracht-Mittelfeldspieler mit Blick auf die legendären Box-Leinwandstreifen mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle – verewigt in der Stadt, in der die Filme spielen, durch eine Statue. Die angrenzenden Treppenstufen dienten Rocky im Film als Trainingsparcours, rauf und runter.
Aaronson kennt die Metropole. Zwischen Sommer 2020 und Winter 2022 spielte er für die Philadelphia Union Academy, die Zweitvertretung sowie das MLS-Team des Klubs aus dem Bundesstaat Pennsylvania. Im Mai 2021 gab er als 17-Jähriger sein Debüt in der Major League Soccer.
Vergleich zu Frankfurt
„Unsere Fans erwartet eine großartige Stadt, eine Stadt mit Arbeitermentalität. Ich bin mir sicher, dass sie die Zeit in Philadelphia genießen werden. Es gibt viele tolle Bars und Restaurants, dort kann man eine gute Zeit haben. Philadelphia ist eine tolle Sportstadt, es erinnert mich tatsächlich etwas an Frankfurt. Die Fans sind sehr leidenschaftlich und stehen immer hinter dir, egal was auch passiert“, sagt der 21-Jährige, der etwa 45 Autominuten entfernt in New Jersey aufgewachsen ist. Seit 2010 spielt Union in der höchsten US-amerikanischen Liga, eingebettet in eine sportverrückte Stadt – mit 1,6 Millionen Einwohnern die größte im Bundesstaat Pennsylvania.
Ich bin mir sicher, dass unsere Fans die Zeit in Philadelphia genießen werden.
Paxten Aaronson
„Fußball wächst in Philadelphia, es ist eine der besten Fanbases in der MLS. Die Weltmeisterschaft 2026 [Philadelphia ist eine der Gastgeberstädte; Anm. d. Red.] wird definitiv dazu beitragen, die Begeisterung für Fußball noch einmal zu steigern. Für Philadelphia und die Fußball-Community ist das eine riesengroße Sache, die Fans haben sich das verdient und die Stimmung wird richtig gut sein“ so Aaronson. Neben der kickenden Union genießen unter anderem die Eagles, amtierender Super-Bowl-Champion, die Basketballer der 76ers, das Baseballteam Phillies sowie die Kufencracks der Flyers den leidenschaftlichen Support der Community.
Eine Stadt, die vollgepackt ist mit Geschichte – „Philadelphia is where America began. It’s where the Founding Fathers made history“. So steht es bei „Visit Philadelphia“. In der Independence Hall wurden 1776 die Unabhängigkeitserklärung sowie 1787 die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika unterzeichnet, ein Schnappschuss vor der direkt benachbarten Liberty Bell ist Pflicht. So auch vor der berühmten LOVE Skulptur. Ebenfalls auf der To-do-Liste: die lebhafte Waterfront nahe der Benjamin Franklin Bridge, die Philadelphia mit New Jersey verbindet. Aaronsons Heimat. Ebenfalls einen Ausflug wert, wenn man noch etwas Zeit mitgebracht hat. „Am Jersey Shore kann man einen entspannten Strandtag bei schönem Wetter verbringen und wunderbar relaxen. Wenn ich meine Familie besuche, mache ich das den ganzen Tag“, erzählt Frankfurts Nummer 31.
Kleiner Ausflug, zurück nach Philadelphia. Kulinarisch in der Pole-Position liegt unangefochten das Philly Cheesesteak. Wo gibt es das Beste? „Pat’s oder Gino’s – die einen sagen so, die anderen so. Ich bin eher auf der Gino’s-Seite, aber ich habe das Gefühl, dass es 50:50 ist – so oder so kann man nichts falsch machen, es schmeckt auf jeden Fall fantastisch“, berichtet Aaronson. Ebenfalls lecker: Cold-cut-Sandwiches aus kleinen lokalen Läden an der Ecke. Wer sich die große Auswahl wünscht, ist am Reading Terminal Market goldrichtig.
Goldrichtig ist die Eintracht in Philadelphia. In diesem Jahr feiert die Städtepartnerschaft mit Frankfurt ihr zehnjähriges Bestehen – das Spiel zwischen den Adlerträgern und Union am Samstag, 2. August, ist sozusagen ein Jubiläumsmatch. „Wir haben viel mit unserer Schwesterstadt gemeinsam, zwei internationale und vielfältige Städte. In Frankfurt gibt es eine Sache, die fast alle zusammenbringt: Eintracht Frankfurt. Es ist großartig zu sehen, wie eine Freundschaft zwischen der Eintracht und Philadelphia Union entsteht, denn ein wichtiger Punkt unserer Städtepartnerschaft ist es, den Austausch zu fördern“, sagte Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef während eines früheren Besuchs der Stadt im Frühjahr.
Welcome to Philly!