24.10.2024
Eintracht

Steubings Vermächtnis

Eintracht Frankfurt gratuliert dem Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrats zum 75. Geburtstag. Der Zustand der Gegenwart trägt nicht zuletzt auch die Handschrift von Wolfgang Steubing.

Es ist nicht lange her, als Wolfgang Steubing in einem Interview konstatierte: „20 Millionen können wir sicher nicht ausgeben“. Der Ausspruch als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Eintracht Frankfurt Fußball AG war im Sommer nach dem rasanten Ritt bis ins Halbfinale der Europa League ebenso wenig Understatement wie der Umstand, dass vergleichbare Dimensionen fünf Jahre später kein Ding der Unmöglichkeit mehr darstellen. Die Saat, die Wolfgang Steubing über zwei Jahrzehnte säte und pflegte, blüht in voller Pracht.

Als der Aufsichtsrat der Fußball AG den damals 65-jährigen Steubing am 8. Juni 2015 einstimmig zum neuen Oberhaupt wählt, bekundet der Gründer der Wolfgang Steubing AG: „Gemeinsam mit meinen Kollegen möchte ich versuchen, für Eintracht Frankfurt auch weiterhin eine nachhaltige und tragfähige Geschäftspolitik zu entwickeln. Unser Ziel ist es, den Wettbewerb in der Bundesliga in allen Bereichen anzunehmen.“

Das Finanzfachwissen als Wertpapierhändler, das Herzblut des gebürtigen Bockenheimers, der als in Praunheim aufgewachsenes Kind Bekanntschaft mit Alfred Pfaff gemacht hat, und das Gespür, die jeweiligen Schalthebel in die Hände der begabtesten Personen zu geben, tragen früh Früchte. Im ersten Jahr springt die SGE dem Abstieg zwar erst in der Relegation von der Schippe, doch die sportlichen Weichen haben Steubing und seine Mitstreiter wenige Monate vorher gerade rechtzeitig (um-)gestellt.

Einer der „Kandidaten der ersten Stunde“: Anfang Juni 2016 präsentiert Wolfgang Steubing Fredi Bobic als neuen Sportvorstand.

Mit Niko Kovac erhält ein, was Trainererfahrung in der Bundesliga angeht, im März eher unbeschriebenes Blatt das Vertrauen für den Abstiegskampf. Fredi Bobic folgt im Juni. Teil eins des sportlichen Aufschwungs beginnt. DFB-Pokalfinale 2017, Pokalsieg 2018, Europa-League-Halbfinale 2019, DFB-Pokalhalbfinale 2020.

Trainer und Spieler kommen und gehen, doch ein gefestigtes Fundament und immer professionellere Strukturen gewährleisten, dass das organische Wachstum unterm Adlerdach unverändert weitergeht; von nicht zu vermeidenden Dellen während der Coronapandemie abgesehen. Doch selbst hier profitierte die SGE vom erwirtschafteten Puffer. Die meisten Monate leerer Stadien und schmelzender Kontostände erlebt Steubing seit Ende Juli 2020 als Ehrenvorsitzender und geschätzter Ratgeber des Aufsichtsrats. Die entsprechende Satzungsänderung auf der Mitgliederversammlung: reine Formsache.

Tiefe Verbundenheit: Wolfgang Steubing und Eintracht-Legende Karl-Heinz Körbel.

Im Gegensatz zum Ansinnen, sich unter den Top Sechs zu etablieren – bei allen Herausforderungen eine der schwierigsten und vielleicht am wenigsten planbaren Manöver in der Ära Steubing. Hängt das Ziel doch Jahr für Jahr auch davon ab, inwiefern die Konkurrenz ihre Möglichkeiten ausreizt. Oder eben nicht. 2021 wirkte Rang fünf in der Endabrechnung fast wie ein Misserfolg, der wiederum erst den Weg zum Europapokalsieg 2022 ebnete. In der vergangenen wie in der aktuellen Saison steht die Sechs in der Tabelle. Eine Entwicklung, die Genussmensch Steubing mit Zufriedenheit registriert, auch wenn in den vergangenen Jahren gesundheitliche Probleme ein sorgloses Leben im Ruhestand nicht möglich machten.

Umso erfreuter war die Eintracht-Familie Ende November vergangenen Jahres, als der Namensgeber der Wolfgang Steubing Halle am Riederwald wieder einen Fuß in den Deutsche Bank Park setzen konnte.

Heute feiert Wolfgang Steubing seinen 75. Geburtstag. Eintracht Frankfurt gratuliert von ganzem Herzen und wünscht seinem Ehrenaufsichtsratsvorsitzenden weiter viel Glück und Gesundheit.

Wegbegleiter erinnern sich

Mathias Beck: „Wolfgang Steubing ist Eintrachtler durch und durch. Er hat nicht nur in guten, sondern insbesondere auch in schlechten Zeiten immer uneingeschränkt zu unserem Verein gestanden. Dabei hat er nicht nur große Expertise und Interesse am Profifußball, sondern sich insbesondere auch immer intensiv im Verein eingebracht. Ihn zeichnet ein großes Verständnis für alle Mitglieder, Abteilungen sowie Sportlerinnen und Sportler aus. Wolfgang und ich pflegen ein sehr inniges Verhältnis und stehen im regelmäßigen Austausch miteinander. Dabei ist er mir ein wichtiger Ratgeber. Es freut mich ganz besonders, dass er gesundheitlich wieder so fit ist, dass wir uns regelmäßig begegnen und uns austauschen können.“

Peter Fischer: „Wolfgang Steubing war und ist ein großer Förderer und Unterstützer von Eintracht Frankfurt, ob als Funktionär im Amt oder als Privatperson. Früh hatte er die Passion für den Profifußball entdeckt und zog mit der Mannschaft durch das Land. Bis heute begleitet und unterstützt er auch die 59er-Meistermannschaft. Für Wolfgang war es immer wichtig, im Verein den Breitensportlerinnen und -sportlern nicht nur ein Gehör zu verschaffen und Interesse zu zeigen, sondern die Sportabteilungen auch außerhalb des Fußballs zu unterstützen. Die Wolfgang Steubing Halle spricht für sich. Als Mensch hat er immer ein offenes Ohr, ist Helfer bei Ängsten und Nöten, gibt Zuspruch. Deshalb kann man ihn bis heute, absolut zurecht, als Kümmerer bezeichnen. Gut, dass es einen Menschen wie ihn bei der Eintracht gibt, der den Verein sein Leben lang begleitet hat und weiter begleiten wird.“

Karl-Heinz Körbel: „Ich wünsche Wolfgang alles Gute zu seinem 75. Geburtstag. Er ist ein ganz, ganz großer Eintrachtler! Die Eintracht hat ihm unglaublich viel zu verdanken! Wolfgang ist ein toller Mensch, der immer für die Eintracht da war und sein Herz am richtigen Fleck hat. Alles, alles Gute und vor allem Gesundheit! Dein Freund Charly Körbel. Pass‘ auf dich auf und Gottes Segen.“

Alexander Schur: „Die Zeit unter Wolfgang bei Rot-Weiss Frankfurt [Steubing war Präsident; Anm. d. Red.] war eine der schönsten Phasen meiner Karriere. Hier bekam es mit einigen Ex-Profis zu tun, was sehr prägend für mich war. Wolfgang hat Rot-Weiss zum Spitzenverein der Oberliga geformt und besonders auch den Jugendbereich und junge Spieler gefördert. Ohne ihn und seine Rot-Weißen wäre ich nicht dort, wo ich heute bin. Auch der Spaß kam selten zu kurz (lacht). Umso schöner, dass sich später unsere Wege bei der Eintracht wieder gekreuzt haben. Wolfgang hat mir unbezahlbare Momente beschert – nicht nur auf dem Platz. Ich wünsche ihm zum 75. Geburtstag vor allem, dass seine Genesung weiter voranschreitet – und dass wir vielleicht nochmal zusammen feiern können wie früher.“

Uli Stein: „Meine Vertragsverlängerung damals war per Handschlag. Wir brauchten keine Unterschrift, nichts. Aus dieser Beziehung ist eine lange, lange Freundschaft geworden. All das, was die Eintracht heute darstellt, hat Wolfgang aufgebaut. Er ist der Vater des Erfolges, der Drahtzieher im Hintergrund. Alles Gute zum 75. Geburtstag!“