30.07.2021
Team

Stürmischer Familienadler

Rafael Santos Borré geht ab sofort für die Eintracht auf Torejagd. Unterstützung hat der Kolumbianer aus der Heimat mitgebracht.

Es ist sicher nicht alltäglich, dass ein Spieler von der Familie zur Vorstellungspressekonferenz begleitet wird, zeigt aber sofort eine persönliche Seite von Rafael Santos Borré. „Meine Familie spielt eine ganz wichtige Rolle in meinem Leben. Sie gibt mir Kraft und unterstützt mich wie meine Karriere bei jedem Schritt“, so der Sommerneuzugang. Der Stürmer wurde neben seiner Partnerin und der gemeinsamen Tochter auch von seiner Schwägerin, seinem Berater und der Babysitter, die seit der Geburt der Tochter quasi zur Familie gehört, nach Frankfurt begleitet. „Eintracht Frankfurt ist ein Traditionsverein mit einer unglaublichen Historie, einem schönen Stadion und einzigartigen Fans. Der Klub vermittelt ein sehr familiäres Gefühl, man wird sehr schnell aufgenommen“, schwärmt der erste Kolumbianer in der Vereinsgeschichte von Eintracht Frankfurt.

Ein Familienmensch, wie er im Buche steht: Rafael Santos Borré.

Borré stand zuletzt vier Jahre in Argentinien beim Club Atlético River Plate unter Vertrag und schloss sich Anfang Juli ablösefrei der Eintracht an. Der Vertrag des 25-Jährigen im Herzen von Europa läuft bis Juni 2025. Die Mainmetropole ist derweil die dritte europäische Station in der Karriere Borrés. Von 2015 bis 2017 stand der 1,74-Meter-Mann in Diensten von Atlético de Madrid, das ihn zwischenzeitlich an dessen Heimatverein Deportivo Cali und den Villarreal CF verlieh. Den Schritt von seinem kolumbianischen Jugendklub in die spanische LaLiga ist Borré gegangen, als er noch sehr jung war. Nach eigenem Empfinden vielleicht zu jung. „Ich glaube, dass mir damals noch die Reife gefehlt hat, um meine Qualitäten auf den Platz zu bringen und mich durchzusetzen“, resümiert der Stürmer. 2017 zog es ihn nach Argentinien, wo dem Offensivmann der endgültige Durchbruch gelang. In 149 Pflichtspielen erzielte Borré 56 Tore und bereitete 18 Treffer vor. „Bei River Plate bin ich zuletzt zu einem deutlich besseren Spieler gereift, ich konnte mich in den vergangenen Saisons entwickeln. Jetzt komme ich mit einem ganz anderen und viel besseren Gefühl zur Eintracht“, zeigt sich der Kolumbianer selbstbewusst.

Auch in der Nationalmannschaft gefragt

Borré ist zu Beginn der letzten Juliwoche als letzter der bisherigen Sommerneuzugänge ins Mannschaftstraining eingestiegen – und das, obwohl er knapp zwei Wochen zuvor noch für sein Heimatland bei der Copa América im Einsatz war. Sein Debüt für die A-Auswahl gab der elffache U20-Nationalspieler im September 2019 in einem Freundschaftsspiel gegen Brasilien. Es folgten ein weiteres Freundschaftsspiel und eine Partie in der WM-Qualifikation im Juni 2021. Bei der Südamerikameisterschaft stand Borré wiederum in fünf der sieben Begegnungen auf dem Feld. Im Halbfinale scheiterte Kolumbien erst nach Elfmeterschießen mit 3:4 am späteren Titelträger Argentinien. Das Spiel um Platz drei entschied das Heimatland des neuen Adlerträgers mit 3:2 gegen Peru für sich.

Kennt keine Trainingspause: Arbeitstier Rafael Santos Borré.

Trotz der langen Saison und dem kurzen Urlaub muss sich in Frankfurt laut eigenen Aussagen niemand um die Physis des Vielspielers sorgen: „Ich habe mich in der fußballfreien Zeit fit gehalten, zudem hat mich die große Vorfreude auf die Aufgabe in Frankfurt motiviert. Ich habe nur eine kurze Pause gemacht, die dem geschuldet war, dass ich einige Papiere besorgen musste. Ich bin heiß darauf, mit der Mannschaft zu trainieren. Abhängig von der Einschätzung des Trainers werden wir sehen, wann ich das erste Mal auf dem Platz stehe.“

Mittelstürmer mit Torinstinkt

Sich und seinen Spielstil beschreibt Borré als „anpassungsfähig und taktisch variabel. Ich kann auf dem Flügel spielen, ebenso aber auch in der Mitte. Ich bin sehr offensiv ausgerichtet und fühle mich in der Nähe des gegnerischen Tores am wohlsten.“ Der Offensivmann, der bei River Plate fast ausschließlich als Mittelstürmer auflief, gilt als klassischer Torjäger, der in Tornähe konsequent den Abschluss sucht, gerne schon mit dem ersten Ballkontakt. Darüber hinaus verfügt der Nationalspieler über ein hohes Spielverständnis und einen kraftvollen Antritt. Ein Gesamtprofil, von dem sich Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche schon bei der Verkündung des Wechsels angetan zeigte: „Er wird uns mit seinem Torinstinkt und seiner Treffsicherheit helfen. Wir sind froh, einen Spieler mit internationalem Format gewonnen zu haben.“

„Ich bin mir sicher, dass die Eintracht genau die richtige Adresse für mich ist, um mich weiterzuentwickeln und mein Potential abzurufen.

Rafael Santos Borré

Der Einstieg ins Team ist Borré alles andere als schwergefallen, bereits bei seiner Vorstellung schwärmte er von seinen Mannschaftskollegen: „Der Kader ist sehr bunt, hier sind viele Nationalitäten vertreten. Jeder kann von jedem lernen, das ist sehr bereichernd. Mir war von Anfang an klar, dass ich mich hier sehr wohlfühlen werde.“ Der Wechsel in die Mainmetropole und der damit verbundene zweite Anlauf in Europa kommt anscheinend zur richtigen Zeit. „Ich bin mir sicher, dass die Eintracht genau die richtige Adresse für mich ist, um mich weiterzuentwickeln und mein Potential abzurufen“, ist Borré überzeugt. Seine Familie wird ihn dabei bestmöglich unterstützen. Die genetische – und die der Eintracht nicht weniger.