02.11.2023
DFB-Pokal

Tenor des Spiels: „Gut gemacht, weiter geht’s!“

Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Stimmen und Stimmungen, Weiße Westen und endlos Englisch. Das Weiterkommen in Köln in der Nachbetrachtung.

Die Eintracht-Fans, an diesem Abend beheimatet auf der komplett mit Stehplätzen ausgestatteten Gegengerade im Stadion am Höhenberg, taten auch nach Schlusspfiff das, was sie während der 90 Minuten lautstark getan hatten – sie feuerten und feierten ihre Mannschaft (an) und verwandelten das traditionsreiche Sportgelände von Viktoria Köln zur Heimspielstätte. Rund die Hälfte der etwas über 8000 Besucherinnen und Besucher waren dem Frankfurter Lager zuzuordnen. Aus den Boxen dröhnte „Erbarme, zu spät, die Hesse komme“, während in der Mixed Zone und kurz danach auf der Pressekonferenz beide Trainer Komplimente verteilten – an den jeweils anderen Trainer, den jeweils anderen Klub.

Man war sich einig: Der gastgebende Drittligist hatte sich sehr gut verkauft und die Eintracht vor Aufgaben gestellt, die Adlerträger setzten sich aber verdient durch und stehen erneut im Achtelfinale des DFB-Pokals. 0:2 hieß es auf der Anzeigetafel, nach Treffern von Ellyes Skhiri (14.) und Ansgar Knauff (90.).

Das zählt im DFB-Pokal.

Cheftrainer Dino Toppmöller

Naturgemäß stand nach diesem glanzlosen Erfolg der zwei Klassen höher angesiedelten Gäste bei den Beteiligten verschiedene Aspekte im Vordergrund. Janßen, der seine Bewunderung über die Entwicklung seines Ex-Klubs bereits im Vorfeld kundgetan hatte, sprach davon, dass man „das Aus schnell abhake“, aber mit der gezeigten Darbietung „Selbstvertrauen geholt habe“. Für Dino Toppmöller überwog die Freude über die Tatsache, dass „wir die nächste Runde erreicht haben. Das zählt im DFB-Pokal.“

Dass dies nicht mit Glanz und Gloria geschah, sondern ähnlich wie vor fast genau einem Jahr in derselben Pokalrunde in sehr ähnlicher Konstellation (unterklassiger, aber in seiner Liga vorne platzierter Gegner, kleines Stadion, tolle Atmosphäre) bei den Stuttgarter Kickers mit demselben Ergebnis, hatte Gründe. „Insgesamt waren wir fußballerisch nicht so gut wie in den vergangenen Wochen, wollten zu schnell in die Tiefe spielen und hatten zu wenig Ruhe am Ball. Wir sind mit einer guten Leistung im Kollektiv mit unserem super Spirit weitergekommen“, fasste Dino Toppmöller zusammen, der wie eingangs erwähnt aber auch lobend hervorhob, dass die Viktoria „fußballerische Lösungen gesucht“ und es damit den Hessen phasenweise schwer gemacht habe.

Die Medien sahen dies ähnlich. Die Frankfurter Rundschau mutmaßte in den Gesichtern der Eintracht-Spieler „Erleichterung. Nicht mehr und nicht weniger. Nur Erleichterung“. „Wenig Aufwand, großer Ertrag“, fasste die Bild zusammen, während die FAZ von einem Sieg sprach, „an den nicht lange erinnert werden wird“.

Rotationsmaschine

Personell gesehen hatte Toppmöller in der zweiten von drei aufeinanderfolgenden Englischen Wochen kräftig rotiert und damit auch dafür gesorgt, dass es zu ungewohnten Konstellationen kam. Chaibi und Hauge als Flügelstürmer etwas hinter der einzigen Spitze Jessic Ngankam – das hatte es noch nie gegeben. Chaibi und auch Niels Nkounkou debütierten im DFB-Pokal, der Algerier war damit auch im dritten Wettbewerb an einem Frankfurter Tor beteiligt – wenn auch nicht in der Statistik sichtbar, denn den Assist vor dem 1:0 holte sich nach Chaibis Ecke der mit dem Kopf verlängernde Koch. In drei Wettbewerben auf dem Platz stand nun auch Jens Grahl, erstmals bei der Eintracht im DFB-Pokal Vertreter des in Frankfurt gebliebenen Kevin Trapps.

DFB-Pokaldebüt für Eintracht Frankfurt: Jens Grahl.

Grahl hatte mit einigen Paraden seinen Anteil daran, dass die Eintracht zum siebten Mal in dieser Saison ohne Gegentor blieb. Kein Bundesligist kann das toppen, kein Bundesligist hat aber auch schon 16 Pflichtspiele absolviert. Die vergangenen fünf hat die Eintracht nun nicht verloren. Ungeschlagen sind die Adlerträger seit über 15 Jahren im DFB-Pokal, wenn es mit einer Führung in die Halbzeitpause ging: 21 Spiele. Zum vierten Mal in Folge nach Hoffenheim, Helsinki und Dortmund hatte der letztjährige Pokalfinalist in der ersten Viertelstunde getroffen.

Ausblick: Frei und dreimal auswärts

Mit vielen Partien geht’s nun weiter, durch den Verbleib im nationalen Pokalwettbewerb ist auch nach der nächsten Länderspielpause Mitte des Monats jede Woche Englisch. Bis dahin sowieso, mit drei weiteren Auswärtsspielen. Union Berlin am Samstag, HJK Helsinki am 9. November und Werder Bremen am 12. November heißen die nächsten Aufgaben, die getreu dem Motto aus Dino Toppmöllers Schlusswort auf der Pressekonferenz in Köln am Mittwoch angegangen werden: „Gut gemacht, alles wegverteidigt, zu null gewonnen, weiter geht’s!“ Erstmal mit einem freien Tag, ehe die Mannschaft am Freitag nach dem Abschlusstraining Richtung Berlin reist.