03.04.2019
Historie

Thomas Rohrbach wird 70

Thomas Rohrbach, zweifacher DFB-Pokalsieger mit der Eintracht, feiert am heutigen Donnerstag einen runden Geburtstag.

Als die Eintracht vor wenigen Tagen anrief, stand Thomas Rohrbach vor seinem Haus in Griechenland und blickte übers Mittelmeer. Dass er am heutigen Donnerstag seinen 70. Geburtstag feiern würde, war ihm nicht bewusst. Rohrbach versicherte im Gespräch: "Ich bereite das Osterfest vor, da kommt meine Familie."

Der gebürtige Bad Hersfelder, der zwischen 1970 und 1975 für die Frankfurter Eintracht spielte, verbringt große Teile des Jahres im Süden Europas, ist aber gut informiert, was seinen alten Verein betrifft. So hatte er sich am Sonntag auch das 3:0 über den VfB Stuttgart im TV angesehen: "Es war mir klar, dass es am Anfang zäh werden würde. Insgesamt bin ich begeistert, was die Mannschaft in dieser Saison leistet." Rohrbach hatte in den Siebzigern auch zwei Jahre europäisch gespielt, war aber nicht über die zweite Runde hinausgekommen.

"Ich habe den Manni plattgelaufen"

Der Osthesse, der in 134 Bundesligaspielen 16 Tore für die Adlerträger erzielt hatte, erinnert sich noch gut an diese Zeit. Meist auf der linken Seite sorgte er für Druck nach vorne, wurde aber von Trainer Erich Ribbeck. auch manchmal als Verteidiger eingesetzt: "Das musst du auch lernen", hatte "Sir Erich" zu ihm gesagt. Gute Technik und Schnelligkeit waren seine Pluspunkte, das Pokalfinale 1974 einer der Höhepunkte. Beim 3:1 in Düsseldorf gegen den Hamburger SV sollte er eine Defensivaufgabe erfüllen und Manfred Kaltz, den Erfinder der gefürchteten Bananenflanke, aus dem Spiel nehmen: "Ich glaube, ich habe den Manni plattgelaufen." In einem anderen Spiel gelang es ihm, den "Kaiser", also Franz Beckenbauer, zu tunneln. Auch ein sehr besonderes Erfolgserlebnis.

Thomas Rohrbach war ein beliebter und unkonventioneller Spieler, auch außerhalb des Platzes. Er passte nicht wirklich in das Schema der damaligen Zeit, traf sich mit Künstlern und sprach außergewöhnliche Themen an. Als er einmal einem Journalisten einen Einblick in einen Teil seines Sexuallebens gab, war die Aufregung groß. Dass er auch mal gerne mit seinem besten Freund, dem leider bereits verstorbenen Gert Trinklein, um die Häuser zog, führte einmal zur Suspendierung durch Erich Ribbeck: "Trotzdem bin ich menschlich mit ihm sehr gut ausgekommen."

Dass über die Jahrzehnte ein Bild von ihm als Lebemann aufgebaut wurde, findet er übertrieben: "Auch wir haben uns auf den Fußball konzentriert, sonst wären die Leistungen nicht möglich gewesen." Ob Rohrbach jedoch auch heute gerne Fußballprofi wäre, bezweifelt er: "Wir waren quasi Exoten, die Profis heute werden viel genauer beobachtet."

Zweimal Pokalsieger, dann ins Ausland

Während seiner vier ersten Frankfurter Jahre war Thomas Rohrbach Stammspieler, in der Saison 1974/75 fand er sich häufiger auf der Bank wieder. Was ihn dazu brachte, ins Ausland zu wechseln. Drei Jahre spielte er für Ethnikos Piräus, anschließend ging er zu Olympiakos Piräus, wurde mit diesem Verein 1980 Griechischer Meister. Danach ging es wieder nach Deutschland zurück, zum SSV Ulm in der Zweite Bundesliga, ehe er noch vier Jahre für Hessen Bad Hersfeld spielte.

Dort wird er im Mai wieder mal für ein paar Wochen sein. Doch Griechenland, genauer der Südzipfel des Peleponnes, ist längst sein eigentlicher Lebensmittelpunkt. Wenn es geht, trifft sich hier die ganze Familie mit Frau, Kindern und Enkelkindern: "Ich fühle mich in Griechenland sehr wohl." Rohrbach ist Herr über rund 7.000 Quadratmeter Grund, auf dem viele Olivenbäume stehen: "Im Spätherbst mache ich mein eigenes Öl", sagt der Ex-Profi, der längst perfekt griechisch spricht.

In der Commerzbank-Arena war er schon lange nicht mehr: "Dafür bin ich zu selten in Deutschland." Der Eintracht drückt er trotzdem die Daumen. Seine Saisonprognose: "Die Eintracht wird den vierten Tabellenplatz halten, und wir werden noch viele schöne Spiele sehen." Auch in der UEFA Europa League gegen Lissabon? "Ich traue es der Mannschaft zu, dass sie weiterkommt." Dann hätten alle etwas zu feiern, nicht nur Thomas Rohrbach seinen 70. Geburtstag. Später, wenn die Familie da ist.