18.04.2004

Tolle Fans machen Hoffnung auf ein neues Wunder

Totenstille in der Eintrachtkabine. Während sich Vorstandschef Heribert Bruchhagen draußen auf dem Rasen und Trainer Willi Reimann in den Katakomben des Gottlieb-Daimler-Stadions den Fragen der TV-Sender und Zeitungsjournalisten stellten, saßen die Spieler mit versteinerten Mienen auf ihren Bänken. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so sprachlos waren Kapitän Alexander Schur und Co.

Obwohl die Niederlage beim Vizemeister von 2003 als "normal" einzuordnen gewesen war, hatten sich die Adlerträger insgeheim doch mehr ausgerechnet. Zur Niedergeschlagenheit über das 1:3 gesellte sich jedoch auch Entsetzen über die Ergebnisse der Mitkonkurrenten: Lautern gewonnen, je einen Punkt für Hertha und Gladbach, Wolfsburg gewonnen - es war nicht der Tag der Eintracht, gestern in Stuttgart.

Da halfen auch die Aufmunterungsversuche der VfB-Akteure nicht, die ihren Kollegen vom Main Mut zu sprachen und viel Erfolg für den Saisonendspurt wünschten. Ob Jens Rasiejewski, Dirk Heinen oder Michael Mutzel - sie alle gaben zu verstehen, dass sie ihren ehemaligen Kollegen die Daumen fürs Finale drücken würden.

"Bis zum 0:1 haben wir in der Defensive gut gestanden und kaum eine richtige Tormöglichkeit des VfB zugelassen", analysierte Alexander Schur, als er die Sprache wieder gefunden hatte. "Dann haben wir zwei dicke Chancen in Führung zu gehen, aber was passiert? Wir kassieren kurz vor der Pause das 0:1." Als dann unmittelbar nach Wiederanpfiff das 0:2 fiel, war Frankfurt endgültig aus dem Spiel.

Aber ohne Ingo Hertzsch und Ioannis Amanatidis war bei den bärenstarken Schwaben einfach nichts zu holen. Es gibt halt doch einen Unterschied zwischen einem Champions League-Teilnehmer und einem Aufsteiger. Welchen, dass zeigte alleine VfB-Regisseur Alexander Hleb, der eine überragenden Leistung bot am gestrigen Nachmittag.

So sahen es auch die über 3000 mitgereisten Eintrachtanhänger, die aber das nötige Feingefühl mit an den Neckar gebracht hatten und die Schützlinge von Willi Reimann nicht auspfiffen. Vielmehr feuerten sie das Team mal wieder unermüdlich an - standen bis zur allerletzten Sekunde bedingungslos hinter ihrer Mannschaft. "Zweite Liga tut so weh, sch... egal, SGE" skandierte die schwarz-rote Wand auf der Untertürkheimer Kurve.

"Ich muss unseren Fans wirklich mal danken. Wir verlieren, aber sie pfeifen nicht", lobte Spielmacher Ervin Skela, der heute Abend (22:00 Uhr) als Studiogast im Sportkalender des hr Stellung zur aktuellen Situation beziehen wird. "Ich denke, die Fans haben den Glauben an den Klassenerhalt noch nicht verloren", versuchte Alex Schur, gestern Torschütze zum 1:3, eine Erklärung für das vorbildliche Verhalten der Eintracht-Supporter zu finden.

Glaubt die Mannschaft noch daran? "Ich habe hier schon drei Wunder miterlebt", erinnert sich unser Kapitän an 1999, 2000 und das 6:3 im vergangenen Jahr an Reutlingen, "ich glaube so lange daran, bis es rechnerisch nicht mehr geht. Wir müssen aus den letzten fünf Spielen mindestens zehn Punkte holen", sagt Skela. "Wir müssen Freiburg schlagen und mit mindestens 6000 Fans im Rücken in Wolfsburg punkten - dann sind wir wieder dran", gibt Alex Schur die klare Marschroute für die nächsten 14 Tage aus. Dafür werden wir in dieser Woche hart arbeiten und unsere ganze Kraft bündeln. Nur wenn wir alle zusammenhalten, schaffen wir's noch", sagt der Bockenheimer Bub.

An dieser Stelle erinnern wir uns gerne an Katja Ebstein. Ihr Song "Wunder gibt es immer wieder" ist Programm für den Schlussspurt 2003/04. Das vierte Wunder vom Main - wem sonst soll es gelingen, wenn nicht unserer Eintracht...!?