16.04.2024
Eintracht

Trauer um Bernd Hölzenbein

Eintracht Frankfurt trauert um Weltmeister Bernd Hölzenbein. „Holz“, Ehrenspielführer der Eintracht, verstarb am Montag im Alter von 78 Jahren im Kreise seiner Familie.

Er holte als Spieler vier Titel mit der Eintracht, seine 160 Bundesligatore im Eintracht-Dress werden wohl für immer unerreicht bleiben, ein Foul an ihm hat einen Platz in jedem Geschichtsbuch und einer seiner unzähligen Treffer ist in der Kombination aus Kuriosität und Wichtigkeit wohl kaum zu überbieten. An all das wird die Eintracht-Familie immer denken, wenn der Name Bernd Hölzenbein fällt. Die Eintracht-Legende ist am 15. April 2024 verstorben und folgt damit seinen kongenialen Offensivpartnern Bernd Nickel († 2021) und Jürgen Grabowski († 2022).

Axel Hellmann zeigt sich betroffen. „Bernd Hölzenbein hat unsere Eintracht fast 60 Jahre maßgeblich geprägt. Er steht ebenso für die ‚Goldenen 1970er Jahre‘ wie für den Europapokalsieg 1980 und auch den ‚Fußball 2000‘, den unser Verein Anfang der 1990er Jahre gespielt hat und an dem er als Vizepräsident maßgeblichen Anteil hatte“, sagt der Eintracht-Vorstandssprecher und fährt fort: „Wir verlieren mit Bernd Hölzenbein nicht nur eine der ganz großen Identifikationsfiguren unseres Vereins, sondern auch einen loyalen Mitarbeiter und einen liebenswerten Freund.“

Bernd Hölzenbein hat unsere Eintracht fast 60 Jahre maßgeblich geprägt.

Vorstandssprecher Axel Hellmann

Bernd Hölzenbein wurde am 9. März 1946 in Dehrn in Mittelhessen geboren. 1955 begann er seine Fußballkariere beim heimischen Turn- und Sportverein, bei dem er ab 1964 in der ersten Mannschaft spielte. 1966 wechselte er vom TuS Dehrn zur Eintracht an den Riederwald, hier spielte er zunächst für die Amateure. Sein Bundesligadebüt gab „Holz“ am 4. November 1967 beim 1:1 gegen den Hamburger SV. Der junge Stürmer wurde schnell zum Star der Eintracht, bis 1981 absolvierte er 420 Bundesligaspiele.

1974, 1975 und 1981 gewann er mit der Eintracht den DFB-Pokal, 1980 den UEFA-Cup. Unvergessen bleibt sein legendäres Sitzkopfballtor gegen Dinamo Bukarest, das der Eintracht den Weg zunächst in die Verlängerung und dann zum Europapokalsieg ebnete. Bukarests Keeper ließ einen harmlosen Flankenball fallen, Hölzenbein war zuvor ausgerutscht und saß am Boden. Das Leder fiel „Holz“ quasi auf den Kopf, geistesgegenwärtig köpfte er in Richtung verwaistes Tor. Der Ball kullerte hinter die Linie, die Eintracht rang Dinamo über die Verlängerung nieder und erreichte im Spätherbst 1979 die nächste Runde.

Das „Schlitzohr“ war er da längst, auch weitere Treffer hatte er mit einer Mischung aus Raffinesse, Können und dem Gefühl für den richtigen Laufweg erzielt. Von 1973 bis 1978 absolvierte Hölzenbein 40 Länderspiele für Deutschland, erst mit 28 Jahren stand er erstmals über 90 Minuten auf dem Platz – im WM-Halbfinale 1974 gegen Polen. Im darauffolgenden Endspiel gegen die Niederlande brachte ein Foul von Wim Jansen an ihm den Elfmeter, der Deutschland den Ausgleich und später den Titelgewinn bescherte. Trotz vieler Diskussionen um die Szene sagte „Holz“ immer: „War ein klarer Elfer!“ Der ihn für die nächsten Jahrzehnte im Gespräch hielt.

Bernd Hölzenbein absolvierte für die Eintracht insgesamt 532 Pflichtspiele, in denen er 215 Tore erzielte. 1976/77 kam er in der Bundesliga auf 26 Treffer, diese Marke hat erst vor wenigen Jahren André Silva mit 28 Toren übertroffen. 160 Tore im Oberhaus sind dagegen weiterhin Eintracht-Bestwert. 1981 beendete er seine Karriere nach dem DFB-Pokalsieg und wechselte vorübergehend in die USA, wo er zunächst für die Fort Lauderdale Strikers, später für die Memphis Americans und Baltimore Blast spielte.

1988 wurde er zum Vizepräsidenten der Eintracht gewählt. In den folgenden Jahren erlebte die Eintracht einen sportlichen Aufschwung, die Mannschaft, die den vielgelobten „Fußball 2000“ spielte, war maßgeblich von Bernd Hölzenbein zusammengestellt worden.

Nach dem erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga erklärte Bernd Hölzenbein im November 1996 seinen Rücktritt vom damaligen Managerposten. Anfang der 2000er Jahre kehrte er wieder zurück zu seiner Eintracht. Heribert Bruchhagen sicherte sich die Dienste des ausgewiesenen Fußballfachmanns, der zunächst Berater des Vorstands wurde, später dann Chefscout. Zuletzt nahm „Holz“ als Markenbotschafter der Eintracht repräsentative Aufgaben wahr.

2022 reiste Bernd Hölzenbein zum Europapokalfinale nach Sevilla und bejubelte den zweiten internationalen Titelgewinn des Vereins – 42 Jahre, nachdem er als Stellvertreter seinem Kapitän und verletzten Teamkollegen Jürgen Grabowski den UEFA-Pokal übergeben hatte. Es war seine letzte große Reise mit seiner Eintracht. Krankheitsbedingt konnte er die Spiele in den letzten Jahren nicht mehr live vor Ort verfolgen. Der Eintracht blieb er trotzdem bis zu seinem Tod eng verbunden.

In all unserer Trauer sind wir stolz und dankbar, dass Bernd unsere Eintracht so lange begleitet hat.

Vereinspräsident Mathias Beck

„Bernd Hölzenbein war für unzählige Fußballanhänger in ganz Deutschland ein Vorbild, er war aber immer ein Star zum Anfassen“, sagt Vereinspräsident Mathias Beck. „Unser Mitgefühl gilt in diesen Stunden seiner Familie. Und in all unserer Trauer sind wir stolz und dankbar, dass Bernd unsere Eintracht so lange begleitet hat.“

Weltmeister, Pokalsieger, Europapokalsieger – oder einfach nur „Schlitzohr“: Eintracht Frankfurt trauert um den großen Sportsmann Bernd Hölzenbein.