08.07.2023
Team

Tunesischer Dauerbrenner

Ein Adler von Karthago setzt nun auch am Main zum Höhenflug an. Er gilt als Arbeiter, Laufwunder und „absoluter Wunschspieler“. Das ist Neuzugang Ellyes Skhiri.

Eintracht-Anhänger erinnern sich eher ungern an den 12. März 2023: Sonntagabend, mit 0:3 unterliegen die Adlerträger dem 1. FC Köln. Vor allem ein Domstädter brilliert dabei am 20. Spieltag der abgelaufenen Saison: Mittelfeldspieler Ellyes Skhiri. Der 28-Jährige netzte doppelt und spulte abermals Kilometer um Kilometer ab. Künftig soll er das auch, nur mit dem Adler auf der Brust. Zur neuen Spielzeit 2023/24 wechselt Skhiri die Seiten, es geht vom Rhein an den Main. Willkommen in Frankfurt, Flaco!

Flaco? „Lucas Barrios hat mich in Montpellier erstmals so genannt. Wahrscheinlich, weil ich so fit bin“, lacht Shkiri im Interview mit EintrachtTV. Übersetzt heißt sein spanischer Spitzname „Der Dürre“. Den Anlass für die Namenstaufe sah der ehemalige Dortmunder Barrios wohl im Körperbau des Frankfurter Neuzugangs: 1,85 Meter misst er, 74 Kilogramm wiegt er. Nichtsdestotrotz zeichnet sich sein Spielstiel durch Robustheit, Stabilität, Laufstärke und ein gutes Stellungsspiel aus. Zuletzt kategorisierte ihn der kicker in seiner Rangliste zur internationalen Klasse und ernannte ihn zum besten defensiven Mittelfeldspieler der vergangenen Bundesligasaison. Pro Ligaspiel verzeichnete Skhiri durchschnittlich acht Ballgewinne, das ist geteilter Höchstwert.

Laufwunder im Herzen von Europa

Vor allem in der zweiten Saisonhälfte beeindruckte der Franko-Tunesier die Liga. Jeder seiner sieben Saisontreffer fiel in der Rückrunde; mit 393,6 Kilometern machte Skhiri die meisten Meter der Liga und belegte Platz sieben in der Rangliste der intensiven Läufe. Es könnte somit die perfekte Symbiose mit Mario Götze sein, denn der Adlerträger und künftige Mannschaftskollege spulte in der Saison 2022/23 die viertmeisten Kilometer ab und führte zudem die Tabelle der intensiven Läufe in Deutschlands Beletage gar an. Ein laufstarkes Mittelfeldduo im Herzen von Europa.

Top in Form: Ellyes Skhiri.

Übrigens: Nicht nur in der abgelaufenen Saison, sondern gleich drei seiner vier Spielzeiten im Dress des 1. FC Köln beendete Skhiri unter den Top Drei der laufstärksten Bundesligaspieler. Für die Rheinländer lief Skhiri seit 2019 insgesamt 133 Mal auf und trug 20 Treffer bei. Es sind Merkmale, die ihn schon vor Jahren in der Nationalmannschaft Tunesiens auflaufen ließen. In bislang 54 Partien stand der 28-Jährige für die Adler von Karthago auf dem Rasen, sechs Einsätze bei Weltmeisterschaften sowie der vierte Platz beim Afrika Cup 2019 stehen dabei zu Buche.

Doch aufgewachsen ist der Sohn eines tunesischstämmigen Vaters und einer französischen Mutter an der Südküste Frankreichs in Lunel, 1995 wurde in dem kleinen Vorort der Hafenstadt Montpellier geboren. Das fußballerische Talent war ihm dabei in die Wiege gelegt: Sein Vater Abdesselam Skhiri spielte jahrelang in der Zweiten französischen Liga beim AS Béziers. Sohnemann Ellyes startete seine Laufbahn mit vier Jahren beim Gallia Club Lunel, mit 16 wechselte er für ein Jahr in die Jugend von Olympique Nimes, ehe er den Schritt in die Stadt zum heutigen Erstligisten HSC Montpellier wagte.

Für den zweimaligen französischen Pokalsieger und Meister von 2012 gab Skhiri mit 19 Jahren schließlich sein Profidebüt. In der Partie gegen den FC Evian stand er jedoch nur eine Minute auf dem Platz. Seinen ersten Einsatz über die volle Distanz gab der Eintrachtler knapp eineinhalb Monate später gegen den RC Lens – übrigens auf der Innenverteidigerposition, wo er zu Anfangszeiten im Profibereich öfter agieren sollte. 123 Einsätze, veredelt mit zehn Toren und fünf Vorlagen, absolvierte er für Montpellier. Seinen Stammplatz erspielte sich Skhiri später jedoch im defensiven Mittelfeld.

Ein Platz, der für ihn auch am Main vorgesehen ist. Sportvorstand Markus Krösche schildert: „Mit Ellyes Skhiri konnten wir einen absoluten Wunschspieler verpflichten. Er ist ein gestandener Bundesligaspieler und wird ein wichtiger Stabilisator im Mittelfeld sein.“ Sportdirektor Timmo Hardung unterstreicht: „Ellyes passt mit seinem Charakter hervorragend zur Eintracht und unserer Mannschaft. In unserer Kaderplanung war ein lauf- und spielstarker Sechser von zentraler Bedeutung.“

Ellyes passt mit seinem Charakter hervorragend zur Eintracht und unserer Mannschaft.

Sportdirektor Timmo Hardung

Die Spielweise des Gegners lesen, Bälle abfangen, erobern und dann verteilen. Skhiri lässt sich als Sechser auch vermehrt fallen und bietet hochstehenden Außenverteidigern somit die Gelegenheit, vorzuschieben. „Ich bin ein Arbeiter und weiß um meine Qualitäten. Ich kann viel laufen, habe eine gute Mentalität und bin ein Teamplayer. Das will ich zeigen, dafür werde ich arbeiten“, sagt der Neuzugang am EintrachtTV-Mikrofon. Die Eintracht sei für ihn „ein großer Klub mit großen Ambitionen und besten Voraussetzungen“. Hiervon ist er überzeugt, in Frankfurt möchte er seinen nächsten Schritt gehen. Er ergänzt: „Ich freue mich vor allem auf die Heimspiele vor dem tollen Frankfurter Publikum.“ Na dann: Bühne frei, Flaco!