04.08.2025
Team

Tuta: Knipser, Sechser, Kapitän

Das erste Spiel, das erste Tor, die erste Rochade, der erste Titel, das erste Mal Spielführer. Tutas Eintracht-Zeit in fünf Akten.

Wer hätte im Winter 2019 einen Pfifferling darauf verwettet, dass die letzte Neuerwerbung jener Transferperiode über sechs Jahre später noch vor seinem 26. Geburtstag die mit Abstand drittmeisten Einsätze als Adlerträger aufweisen würde – ein Prophet wäre geboren. Lucas Silva Melo seinerzeit als unbeschriebenes Blatt zu beschreiben, schien untertrieben, nicht einmal ein Wikipedia-Eintrag lag zu diesem Tuta seinerzeit vor. Mittlerweile ist die Enzyklopädie um den entsprechenden Beitrag reicher und in Tutas Vita steht seit dem 4. August das neue Kapitel Al-Duhail SC geschrieben. Darüber stehen 187 Pflichtspiele mit dem Adler auf der Brust, einzig die Veteranen Kevin Trapp und Timothy Chandler haben mehr. Fünf Partien haben sich in den vergangenen fünf Jahren besonders eingeprägt.

Das erste Spiel

Klar, wer vergisst das schon. Zumal die Feuertaufe für den Neuling aus São Paulo eineinhalb Spielzeiten auf sich warten ließ. Nach dem ersten halben Jahr außerhalb von Südamerika verschlug es Tuta mit 20 Jahren zwecks Spielpraxis in Europa zum KV Kortrijk. 2020 kehrte der Verteidiger mit der Referenz von 18 Spielen zurück ins Herzen von Europa. Am 3. Oktober gegen Hoffenheim schlug buchstäblich die Stunde der Nummer 35, die erstmals in Minute 63 auf dem Videowürfel im Stadtwald aufleuchtete. David Abraham machte Platz, Tuta – rückblickend positionsbezogen der legitime Nachfolger des Capitano – half mit, das Match gegen die Kraichgauer zu drehen; Siegtorschütze Bas Dost entfachte eine von in den kommenden Jahren zahlreichen Gefühlsexplosionen.

Das erste Tor

Bis Tuta selbst die erste von zehn Buden verbuchte, dauerte es etwa ein weiteres Jahr: Corona-bedingt vor halbvoller Kapelle. Stimmung war dennoch im Kessel; Tutas Kopfball zum 1:1-Endstand gegen Leipzig in Minute 90 plus vier auf heimischem Terrain.

Die erste Rochade

Nicht allein als stürmischer Manndecker wusste Tuta derweil zu überzeugen, sondern auch durch seine taktische Variabilität. Ob Außen- oder Innenverteidigung, rechtes, mittleres oder linkes Glied einer Dreier- oder Viererkette. Adi Hütter, Oliver Glasner und Dino Toppmöller fanden überall Verwendung für den 1,85-Meter-Mann. Glasner als Erster eine Ebene weiter vorne. Als die globalen Scheinwerfer auf der Weltmeisterschaft in Katar lagen, machten sich die Hessen auf zur Japan Tour, wo Tuta im zweiten Freundschaftsspiel am 19. November gegen Gamba Osaka seinen Einstand im defensiven Mittelfeld feierte und direkt mit einem Treffer krönte. Das gefiel Glasner so gut, dass er Tuta auch im heimischen Test gegen Sandhausen in den Maschinenraum beorderte. Eine Maßnahme und Flexibilität, von der der Österreicher und nach ihm Dino Toppmöller auch in Pflichtspielen Gebrauch machten.

Der erste Titel

Das größte Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte bestritt Tuta mit damals 22 Jahren als nomineller Abwehrchef zwischen Almamy Toure und Evan Ndicka. Knapp drei Stunden später reckte er, bis dato mit nicht mehr als mit der Copa São Paulo de Futebol Júnior, der U20-Stadtmeisterschaft in São Paulo, gesegnet, den Europokal in den andalusischen Nachthimmel.

Das erste Mal Kapitän

Europa League, zum Zweiten. Zum großen Wurf reichte es in diesem Jahr nicht, dafür feierte Tuta ein persönliches Erfolgserlebnis. In Abwesenheit der Kapitänsriege um Kevin Trapp, Robin Koch und Mario Götze bestimmte ihn Chefcoach Toppmöller für das Heimspiel in der Ligaphase gegen FC Viktoria Plzeň am 26. September 2024 zum Spielführer. Ob mit oder ohne Binde, Tuta blieb bis zum letzten Tag ein gefragter Mann, absolvierte in seiner letzten Saison 42 Pflichtspiele mit dem Adler auf der Brust. Das entscheidende in Freiburg verpasste er verletzt. Den Beitrag zu Platz drei mindert das nicht im Geringsten. Auch das hätte vor sechseinhalb Jahren kaum jemand kommen sehen.

Obrigado Tuta!