12.11.2018
Leistungszentrum

U15 - Spielend in die Spitze

Mit dem Derby beim FSV Frankfurt am kommenden Samstag endet für unsere U15 die offizielle Hinrunde 2018. Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Als Damir Agovic im Sommer ans Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) am Riederwald zurückkehrte, brachte er nicht nur beste Referenzen, sondern vor allem klare sportliche Vorstellungen mit. Nachdem der einstige Frankfurter Nachwuchsspieler und kurzzeitige Co-Trainer der U19 den SV Wehen Wiesbaden in die B-Junioren-Bundesliga geführt hatte, sah der 29-Jährige die Zeit reif für den nächsten Schritt.

Zu diesem möchte der gebürtige Montenegriner nicht zuletzt seinen Schützlingen aus der U15 im gemeinsamen Ausbildungsjahr verhelfen und die Talente gemeinsam mit Assistenztrainer Dogan Köksal ganzheitlich in allen fußballerischen Belangen nach vorne bringen. Und das am liebsten offensiv, immer und überall. Oder wie das Trainertalent sein Fußballideal selbst einmal beschrieb: Das Position- und Kurzpassspiel des FC Barcelona mit dem Pressingverhalten von Leipzig und der Leidenschaft von Atletico Madrid vereinen. Natürlich in stark abgeschwächter Form dem Entwicklungsstatus der 14- bis 15-jährigen Kicker angemessen, versteht sich.

Sturmlauf folgt Bruchlandung

Entsprechend stürmisch starteten die Jungadler in die Saison, gewannen 5:3 beim SV Wehen Wiesbaden und 4:3 gegen den SC Freiburg – und erlitten am dritten Spieltag prompt eine Bruchlandung, als sie bei der TSG Hoffenheim ins offene Messer gelaufen waren und schon nach der ersten Halbzeit 0:5 zurückgelegen hatten. Noch während der Pause setzte ein kleiner Kulturwandel ein, zwar mutig am eigenen Stil festzuhalten, aber nicht um jeden Preis. Situativ Mittelfeld- statt Angriffspressing, notfalls lange Entlastungsschläge statt Tiki-Taka an der eigenen Grundlinie und nach 70 Minuten erschien die Niederlage beim Meisterschaftsfavoriten mit 3:5 schon erträglicher.

Am grundsätzlichen Credo, in möglichst jeder Situation spielerisch den Weg in die Spitze zu finden, änderte sich freilich nichts, sofern die in jedem Feldbereich die nötige Absicherung gegeben ist. Was wiederum naturgemäß mit zunehmender Zeit durch sich einstellende Automatismen immer fester zusammenwuchs. Weniger offensivstarke Kontrahenten wie die Stuttgarter Kickers, die TSG Wieseck und der Karlsruher SC waren mit jeweils 2:0 meist noch gut bedient, weshalb Agovic im Oktober in Bezug auf die ausbaufähige Chancenverwertung anmerkte: „Andere Gegner bestrafen das.“ Gegner wie der VfB Stuttgart, den unsere C-Junioren im Riederwaldstadion Ball und Gegner und fest unter Kontrolle hatten, jedoch einzig in puncto Effizienz das Nachsehen hatten und mit 0:2 die zweite Saisonniederlage hinnehmen mussten.

Breite Spitzengruppe

Auf den langfristigen Bewertungszeitraum wirft jene Begegnung zwar keinen Schatten, wirkt aber die der kleine Stein im Schuh, der fast nicht wahrzunehmen ist, aber in gewissen Momenten einfach stört. Gerade nach den folgenden nicht weniger überzeugenden Auftritten. Erst beim SV Darmstadt 98, wo sich bei den Frankfurter Jungs erstmals seit den Auftaktspektakeln im Gefühl der eigenen Überlegenheit kurzzeitig wieder Bruder Leichtfuß einreihte, aber am Verdienst des 3:2 am Ende kein Zweifel bestand.

Dann gegen den SV Sandhausen, der beim 5:1 schlicht chancenlos war. Zielstrebig im Kombinationsspiel, aufmerksam im Gegenpressing – dass der Sieg eigentlich noch höher hätte ausfallen können, wäre Jammern auf hohem Niveau. Zumal unlängst sogar die vermeintlich außer Konkurrenz auftretende TSG Hoffenheim erstmals verlor, wodurch unsere drittplatzierten U15-Junioren aktuell drei Punkte hinter Platz eins und einen Zähler hinter Rang zwei liegen. Oder um einen einstigen Welt- und Europameister zu zitieren: Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.

Homogen und variabel

Was gleichermaßen für das Gedränge im Kader gilt, in dem sich im Zuge der Erfolge zwar ein fester Stamm, beispielsweise das Mittelfeldzentrum mit Livan Burcu, Mehdi Loune und Kapitän Ben Zirener, etabliert hat, den das Trainerteam aber im Sinne des Ausbildungsgedankens bewusst punktuell aufweicht, wie Agovic erklärt: „Zum einen erfahren grundsätzliche Stammspieler dadurch neue Reize, anstatt zu glauben, dass sie aufgrund ihrer Qualität eigentlich gesetzt wären. Umgekehrt wissen dadurch alle Spieler, dass sie wichtig fürs Gesamtgefüge sind.“

Das gilt für die Torhüterposition, wo sich Sören Schmidt und Florian Busold die Schichten zwischen den Pfosten teilen, wie in vorderster Front, wo wahlweise die Torjäger Yannick Freischlad und Josien Nathaniel das Sturmzentrum besetzen oder als Außenstürmer agieren, um nur zwei Beispiele zu nennen. Ohnehin wird Flexibilität im NLZ groß geschrieben. So agierte etwa Rechtsverteidiger Lars Kleiner unlängst als Rechtsaußen, um die defensive Außenbahn für Jason Jaromin freizumachen.

Fehlt noch: Ein Derbysieg zum offiziellen Hinrundenabschluss am Samstag beim FSV Frankfurt (12 Uhr). Die spätherbstlichen Umstände laden zwar nicht gerade zum Zaubern ein, aber wer die Riederwälder kennt, wird sich schwer vorstellen können, dass sie nicht wenigstens versuchen, ihren Spielwitz auf die Wiese zu bringen. Spielend in die Spitze eben.